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Doppelspitze

Zum Jahreswechsel beginnt eine neue Ära bei ADEXA: Die Vorstandsarbeit wird künftig überwiegend von zwei hauptamtlichen Vorstandsmitgliedern geleistet: Barbara Neusetzer als erste Vorsitzende wird vor allem für die Bereiche Politik, Öffentlichkeitsarbeit sowie interne Zusammenarbeit zuständig sein. Tanja Kratt als zweite Vorsitzende im Team des Gesamtvorstandes übernimmt die Bereiche Tarife, Finanzen und Personal. Zusammen mit den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern Ellen Oetterer, Birgit Engelmann, Angelika Döring und Sigrid Reiher, die die vier Fachgruppen repräsentieren und die Anbindung an die Basis gewährleisten sollen, gibt es also einen kompletten personellen Neuanfang. Für die DAZ sprach Sigrid Joachimsthaler mit Barbara Neusetzer und Tanja Kratt über ihre Pläne.
Doppelspitze im neuen ADEXA-Gesamtvorstand: Barbara Neusetzer und Tanja Kratt (v. li.).

sjo: Frau Neusetzer, Ihr Arbeitsbeginn im Vorstand fällt in gesundheitspolitisch turbulente Zeiten. Was haben Sie sich für die Zukunft von ADEXA vorgenommen?

Neusetzer: Natürlich ADEXA weiter voranzubringen, d. h., mich für die Stärkung der Interessen aller Mitarbeiter in öffentlichen Apotheken einzusetzen. Das bedeutet auch, dass gute Leistung in der Apotheke angemessen honoriert wird. Welche Wichtigkeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Erhalt der Apotheke "vor Ort" haben, konnte ADEXA ja sehr eindrucksvoll bei den Demonstrationen gegen die Gesundheitsreform im November zeigen. Dass ein Schulterschluss zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern Sinn machen kann, hat die bisherige ADEXA-Vorsitzende Monika Oppenkowski im heißen Herbst 2006 ebenfalls klar gemacht. An dieser Stelle möchte ich mich für die Arbeit des bisherigen ADEXA-Vorstandes und insbesondere bei Monika Oppenkowski für ihr Engagement und ihren Einsatz bis zur letzten Minute herzlich bedanken. Allen müsste jetzt klar geworden sein, welch hohen Stellenwert es hat, sich persönlich für die eigene Zukunft zu engagieren und mit ADEXA einen starken Partner im Hintergrund zu haben. Das trägt dazu bei, die Beratung der Patienten zu der besonderen Ware "Arzneimittel" in der wohnortnahen Apotheke auch weiterhin sicherzustellen.

Natürlich liegt mir auch an einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Kammern, Verbänden und allen anderen Institutionen und Aktiven im Gesundheitssystem. Gemeinsam sind wir in einer stärkeren Position, um etwas Positives zu bewirken. Die Gesprächsangebote, die wir anlässlich der Wahl zum ADEXA-Vorstand von sehr vielen Seiten bekommen haben, nehmen wir deshalb sehr gerne an.

Außerdem wollen wir mit den Mitgliedern noch stärker in persönlichen Kontakt treten und z. B. eine Vorstands-Abendsprechstunde pro Woche anbieten, um das Ohr ganz dicht an der Basis zu haben.

sjo: Frau Kratt, bei den Tarifverhandlungen stehen neue Abschlüsse an. Die Tarifkommission von ADEXA hat das neue leistungsorientierte Gehaltsmodell bereits weit vorangetrieben. Setzen Sie hier auf Kontinuität oder wird es neue Forderungen an die Arbeitgeber geben?

Kratt: Das neue LOB-Modell (LOB = Leistungsorientierte Bezahlung) ist eine Herausforderung für beide Vertragsparteien, sich zukunftsweisend mit dieser völlig anderen Art der Tarifgestaltung auseinanderzusetzen. Im Ergebnis sollen die Apothekenberufe attraktiver werden und die Leistungen der Apotheken sich verbessern. Durch einen besseren Service wird die öffentliche Bedeutung und Anerkennung unserer Berufe steigen. Dies trägt zur Stabilisierung der Apothekenlandschaft und natürlich zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei. Ich freue mich besonders darauf, an dieser Entwicklung mitwirken zu können und zusammen mit unserer Tarifkommission und dem ADA das LOB-Modell über die folgenden Etappen zum Ziel zu bringen. Die von beiden Tarifparteien gewünschte Weiterentwicklung des LOB-Tarifvertrages steht für die Große Tarifkommission von ADEXA in engem Zusammenhang mit konkreten Angeboten der Arbeitgeberseite bei Gehaltsverhandlungen im 1. Quartal 2007.

Und sicher wird es auch neue Ideen für die Zukunft geben. Wichtig ist mir beispielsweise, an der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu arbeiten. Mit Einführung des Arbeitszeitkontos haben wir schon einen ersten Schritt zu mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten getan. Allerdings klagen immer noch die meisten jungen Eltern über mangelnde Betreuungsmöglichkeiten. Nun wird man von dem einzelnen Arbeitgeber schlecht verlangen können, eine Kindertagesstätte o. ä. einzurichten, aber man sollte sich gemeinsam für praktikable Lösungen stark machen.

sjo: Welche Erwartungen haben Sie für den Bereich Fortbildung? Er wird ja, wenn LOB kommt, für ADEXA ein noch größeres Gewicht bekommen?

Neusetzer: Auch hier haben wir bereits im Vorfeld Vorkehrungen getroffen und mit Anna Laven (übrigens ADEXA-Mitglied seit 1990) eine sehr anerkannte und professionelle Frau gewonnen, die diesen Bereich für ADEXA übernehmen und ausbauen wird.

Kratt: Bisher sind unsere Fortbildungsangebote immer gut angenommen worden. In Zukunft werden wir aber mit neuen Konzepten noch mehr zur Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beitragen können.

sjo: Gibt es Pläne und Wünsche für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit?

Neusetzer: Zu unseren Zielen gehört der partnerschaftliche Umgang mit der Fachpresse. Bereits bestehende Kontakte wollen wir weiter ausbauen und gemeinsam neue Ideen entwickeln. Wir wollen zeigen, dass ADEXA wirklich eine ganz besondere Gewerkschaft ist, die nicht in das übliche Klischee der "roten Socken" passt. Außerdem wollen wir klar herausstellen, dass es Spaß macht, sich für ADEXA zu engagieren, weil jede/r Aktive bei der sehr flachen Hierarchie auch wirklich etwas bewirken kann. Und wir wollen unser eigenes Printmedium Spektrum stärker professionalisieren.

sjo: Welchen Stellenwert sollen die Bereiche Rechtsberatung, Mitgliederservice und Mitgliederwerbung künftig erhalten?

Kratt: Für den Bereich Rechtsberatung haben wir mit Iris Borrmann und Minou Hansen zwei auf Arbeitsrecht spezialisierte Juristinnen, die unseren Mitgliedern die bestmögliche Unterstützung in tarif- und arbeitsrechtlichen Angelegenheiten geben. Frau Hansen wird zusätzlich die ADEXA-Bereiche Schulen/Universitäten und Messen übernehmen.

Der Mitgliederservice hat bereits jetzt höchste Priorität, denn ADEXA "lebt" nur durch und für ihre Mitglieder. Wir haben eine ganze Reihe neuer Ideen im Service- und Werbebereich. Deren Umsetzung werden wir, zusammen mit den ADEXA-Gremien, gleich zu Beginn des neuen Jahres in Angriff nehmen.

sjo: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft der öffentlichen Apotheke werfen: Welche Veränderungen halten Sie in den nächsten fünf Jahren für wahrscheinlich? Und was würden Sie sich für ADEXA wünschen?

Neusetzer: Wir möchten dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der ApothekenmitarbeiterInnen zu stärken. Es sollte im 21. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit sein, sich als Apothekenmitarbeiterin gewerkschaftlich zu organisieren. Dazu ist es notwendig, die interne wie externe Kommunikation zu verbessern und weiter an einem positiven Image von ADEXA zu arbeiten. Es darf heute auch einfach nicht mehr sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit gleicher Qualifikation unterschiedlich nach Ost und West tariflich eingruppiert werden, sprich Pharmazieingenieure in Ost und West für gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt werden. Dieser Zustand muss in diesem Jahr so bald wie möglich beendet werden.

Kratt: Die Apothekenlandschaft wird sich bis zum Jahr 2012 sicher verändern. Die Aufgabe von ADEXA sehen wir darin, die Zukunft der Apotheken konstruktiv mitzugestalten, und uns ist besonders wichtig dafür zu sorgen, dass die Arbeit in der Apotheke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch 2012 noch Spaß macht.

sjo: Frau Neusetzer, Frau Kratt, vielen Dank für das Gespräch!

Der ADEXA-Gesamtvorstand wünscht allen Leserinnen und Lesern ein glückliches und erfolgreiches Jahr 2007!

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