Arzneimittel und Therapie

Antibiotikatherapie: Clarithromycin im Trinkhalm für Kinder

Besonders bei Kindern soll eine neue Darreichungsform für Clarithromycin für eine hohe Compliance sorgen: als Clarosip® steht es in einem Trinkhalm zur Verfügung, wie die Grünenthal GmbH mitteilte. Beim Trinken bzw. Aufsaugen eines Getränks wird das Antibiotikum eingenommen, meist ohne dass der Patient es bewusst wahrnimmt.

Kinderärzten ist die Problematik aus der täglichen Praxis bekannt: Eine Therapie schlägt nicht an, weil es bei der Verabreichung von Antibiotika zu Problemen kommt. Clarithromycin selber schmeckt sehr bitter, daher wird in den Trockensäften der Wirkstoff mit einem Polymerfilm überzogen. Nach der Zubereitung des Saftes kann allerdings nach und nach der bittere Geschmack deutlich hervortreten: Oft lehnen Kinder die bitter schmeckenden Säfte ab oder verweigern die Einnahme völlig. Eltern müssen die Säfte selbst anmischen, wobei es zu Fehldosierungen kommen kann. Oder die Verabreichung mit Messlöffeln wird ungenau ausgeführt. Zudem muss der Saft im Kühlschrank gelagert und vor jeder Dosisentnahme neu aufgeschüttelt werden.

Kindgerechte Darreichungsform Mit dem Clarosip® Trinkhalm steht jetzt eine kindgerechte Darreichungsform zur Verfügung, die solche Fehlerquellen vermeiden soll. Die Dosis im Trinkhalm ist bereits fertig abgemessen, so dass es nicht zu Fehldosierungen kommen kann. Das Antibiotikum Clarithromycin befindet sich als neutral schmeckendes Granulat in einem Trinkhalm: Das untere Ende des Trinkhalms, das mit einem weißen Kontrollstopfen verschlossen ist, wird in ein geeignetes Getränk getaucht. Der Patient kann selbst entscheiden, welches Getränk er bevorzugt, wodurch die Compliance gefördert wird. Geeignete Getränke sind Flüssigkeiten, die nicht viskös sind und keine festen Partikel enthalten, z. B. Limonaden, Fruchtsäfte (ohne Fruchtfleisch), homogenisierte Milch (bis 3,5% Fett), Tee oder Wasser. Kohlensäurehaltige Getränke sollten bevorzugt werden, weil sie verhindern, dass das Granulat im Mund als störend empfunden wird. Vollmilch ( > 3,5 % Fett), Milchshakes oder Getränke mit festen Partikeln sollten nicht verwendet werden, weil sie den Trinkhalm verstopfen könnten.

Anwendungshinweise Der Trinkhalm ist mit einem Clarithromycin-Granulat gefüllt und wird in versiegelten Beutel zum Einmalgebrauch angeboten. Unmittelbar vor dem Gebrauch wird der Beutel an der oberen Kerbe aufgerissen und geöffnet. Dabei ist darauf zu achten, dass der Trinkhalm nicht durch Knicken oder Zusammendrücken beschädigt wird. Wird der Trinkhalm aus dem Beutel herausgenommen, muss er dabei aufrecht gehalten werden. Nach dem Entfernen der Kappe darf er nicht umgedreht werden, damit kein Granulat herausrieseln kann – die Kappe muss oben sein. Das Getränk wird durch den Trinkhalm gesaugt und dabei das Granulat dispergiert. Ein Zerkauen sollte vermieden werden, weil es sehr bitter schmeckt. Beim Aufsaugen der Flüssigkeit verteilt sich das Granulat in der Flüssigkeit, der weiße Kontrollstopfen bewegt sich dabei nach oben, bleibt aber im Trinkhalm zurück. Zuletzt sollte noch eine ausreichende Flüssigkeitsmenge nachgetrunken werden, damit im Mund verbleibende Reste des Granulats ganz hinuntergespült werden. Clarithromycin kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Die gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinträchtigt die Bioverfügbarkeit nicht, es kann lediglich zu einer geringfügig verzögerten Wirkstoffresorption kommen.

Zugelassen ist der Trinkhalm für Kinder mit einem Gewicht über zwölf Kilogramm, also etwa ab zwei Jahre, und für Jugendliche und Erwachsene. Zur Verfügung stehen Trinkhalme mit 125 mg, 187,5 mg und 250 mg Clarithromycin. Für Kinder mit einem Körpergewicht von unter 12 kg stehen keine geeigneten Wirkstärken von Clarosip® zur Verfügung.

Vorrausetzung für eine Anwendung ist auch die Fähigkeit der Patienten, einen gewöhnlichen Trinkhalm zu benutzen. Für Patienten, die dazu nicht in der Lage sind, (z. B. Kinder unter zwei Jahre), ist diese Darreichungsform daher ungeeignet. Diese Patienten sollten andere Formen von Clarithromycin anwenden. ck

Zum Weiterlesen

Rationaler Einsatz oraler Antibiotika bei Kindern und Jugendlichen.

Empfehlungen einer Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.

Med Monatsschr Pharm 2002;25(6):205-16. www.medmopharm.de

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