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- DAZ 17/2006
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Arzneimittel und Therapie
Prostatakarzinom: Chemotherapie im fortgeschrittenen Stadium
In Deutschland wird jährlich bei 35.000 Männern ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Die Therapiemöglichkeiten erstrecken sich von "watch and wait" über operative Eingriffe, Bestrahlungen, Hormonbehandlungen bis hin zur Chemotherapie. Die antihormonelle Therapie - sie wird eingesetzt, da androgene Hormone das Wachstum der Tumorzellen anregen - ist nur von begrenzter Dauer. Nach zwei bis drei Jahren wird der Tumor unempfindlich auf die Androgendepletion, und man spricht von einem hormonrefraktären Prostatakarzinom (HRPC). In diesem Stadium kann mit Hilfe einer Chemotherapie ein weiterer Benefit für den Patienten erzielt werden. Welcher Patient allerdings von einer Chemotherapie profitiert, kann im Voraus nicht gesagt werden, da keine prädiktiven oder prognostischen Faktoren bekannt sind. Das bedeutet eine individuelle Entscheidung für jeden Einzelfall. Erfolg oder Misserfolg einer Behandlung lassen sich nach zwei bis drei Therapiezyklen abschätzen.
Interdisziplinäre Empfehlungen raten zu einem Einleiten der Chemotherapie bei
Therapie mit Docetaxel
Die zurzeit beste zytotoxische Therapie ist die Gabe von Docetaxel (Taxotere®), und zwar 75 mg/m² KOF Docetaxel alle drei Wochen als 60-minütige Infusion. In der europäischen Zulassungsstudie (TAX-327) wurde gezeigt, dass die Behandlung mit Docetaxel der ehemaligen Standardtherapie mit Mitoxantron überlegen ist, was sich in einer statistisch signifikant verlängerten Überlebenszeit und einer verbesserten Lebensqualität niederschlägt. Die Überlegenheit von Docetaxel gegenüber Mitoxantron wurde zusätzlich in einer US-amerikanischen Studie (SWOG 9916) bestätigt.
Der Therapieeffekt kann frühestens nach drei Monaten beurteilt werden. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt die erste PSA-Kontrolle. Bei klinischer Progredienz, eindeutiger Verschlechterung des Allgemeinzustandes und einer PSA-Verdoppelungszeit unter drei Monaten sollte die Therapie abgebrochen werden. Bei positivem Ansprechen und guter Verträglichkeit kann die Behandlung über einen längeren Zeitraum erfolgen. Bei einem entsprechenden Allgemeinzustand des Patienten sind die meisten unerwünschten Wirkungen (z. B. Übelkeit, Ödembildung, Augentränen, Veränderungen der Fingernägel, Blutbildveränderungen, Haarausfall, Fatigue, Geschmacksstörungen) beherrschbar.
Früherkennung und Überlebensraten
Ein Prostatakarzinom kann bereits im Frühstadium bei einer digital-rektalen Untersuchung oder durch die Bestimmung des PSA-Werts (PSA = prostataspezifisches Antigen) festgestellt werden. Im frühen Stadium ist Prostatakrebs beinahe immer heilbar. Bei jedem sechsten Mann wird im Lauf seines Lebens ein Prostatakarzinom diagnostiziert, jeder 32. stirbt an der Erkrankung. In den letzten 20 Jahren ist die Überlebensrate bei Prostatakrebs deutlich gestiegen.
Die amerikanische Krebsgesellschaft fordert eine Vorsorgeuntersuchung für alle Männer ab 50 Jahren. Bei Männern mit einem hohen Risiko sollte die Untersuchung bereits mit 45 Jahren beginnen. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die jährliche Vorsorgeuntersuchung ab dem 45. Lebensjahr.
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