- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 33/2005
- Wirksame Hilfe bei ...
Arzneimittel und Therapie
Wirksame Hilfe bei anlagebedingtem Haarverlust
DAZ:
Was versteht man unter androgenetischer Alopezie?
Hoffmann:
Häufig spricht man von anlagebedingtem Haarverlust oder Haarverlust aufgrund genetischer Prägung. Die Haarwurzeln reagieren aufgrund einer genetischen Prägung empfindlicher auf männliche Geschlechtshormone und schrumpfen. Das führt dazu, dass die Haare zunächst langsamer wachsen und früher abgestoßen werden. Die nachwachsenden Haare sind deutlich dünner. Schließlich sind die Haare so fein, dass diese kaum noch sichtbar sind und eine Glatzenbildung deutlich erkennbar wird.
DAZ:
Wie unterscheidet sich der Haarverlust bei Männern und Frauen?
Hoffmann:
Bei Männern entstehen zunächst meist Geheimratsecken, dann entwickelt sich am Oberkopf eine Tonsur. Die kahlen Stellen dehnen sich weiter aus und laufen zu einer Glatze zusammen. Meist bleibt ein Haarkranz erhalten.
Frauen entwickeln in der Regel keine völlig kahlen Stellen. Die Haare werden dünner und der Scheitel lichtet sich und wird breiter. Im Gegensatz zu Männern sind nur Haarfollikel im zentralen Kopfhautbereich betroffen. Der Haarverlust bei Frauen ist häufiger als man denkt: Wenngleich genaue Zahlen nicht verfügbar sind, kann angenommen werden, dass etwa jede dritte Frau über 50 betroffen ist. Aber auch viele junge Frauen zwischen 20 und 30 weisen bereits eine Ausdünnung der Haardichte auf.
DAZ:
Welche Erfolge können die Anwender der Minoxidil-Lösung erwarten?
Hoffmann:
Die Regaine®-Lösung für Männer enthält 5% Minoxidil. Für Frauen steht eine speziell entwickelte 2%ige Lösung zur Verfügung, denn hoch konzentriertes Minoxidil kann zu vermehrtem Haarwachstum außerhalb des Kopfes führen. Man kann sagen, dass der Haarverlust etwa bei 80% der Anwender zum Stillstand kommt. Bei etwa zwei Dritteln wachsen kräftigere Haare nach. Generell ist die Behandlung von Haarverlust langfristig angelegt. Bei der Behandlung mit Minoxidil zeigen sich die ersten sichtbaren Effekte meist nach ca. drei bis vier Monaten. Das gilt für Frauen und Männer und wurde in verschiedenen klinischen Studien gezeigt.
DAZ:
Gibt es Nebenwirkungen?
Hoffmann:
Wegen der geringen Resorption des Wirkstoffs über die Haut, durchschnittlich nur 1,7%, ist bei ordnungsgemäßem Gebrauch kaum mit Herz-Kreislauf-Effekten zu rechnen. Etwa 5% der Anwender leiden unter Reizungen der Kopfhaut, wie Jucken oder leichtem Ekzem. Bei längerer Anwendung lässt die Reizung meist nach. Zu Beginn der Behandlung können nach ca. vier bis sechs Wochen etwas mehr Haare ausfallen als zuvor. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein Zeichen für die erste Wirksamkeit. Das alte Haar wird abgestoßen und neu wachsende Haare kommen hervor.
DAZ:
Wo sehen Sie im Vergleich zu bisher im OTC-Bereich erhältlichen Haarwuchsmitteln Vorteile der Minoxidil-Lösung? Welchen Kunden und Kundinnen kann der Apotheker das Präparat empfehlen?
Hoffmann:
Minoxidil hat seine Wirksamkeit und Sicherheit in zahlreichen klinischen Studien bewiesen – schließlich war es als rezeptpflichtiges Medikament zugelassen und man hat seit vielen Jahren umfangreiche Erfahrungen mit dem Produkt und seiner Wirkweise sammeln können. Minoxidil kann bei androgenetischem Haarverlust äußerlich angewendet werden, die Anwendung ist einfach und sicher, die Wirksamkeit belegt.
DAZ:
Was ist bei der Anwendung zu beachten?
Hoffmann:
Bei der Anwendung bei androgenetischem Haarverlust gilt die Devise "Je früher, umso besser". Betroffene Frauen sollten, bevor sie eine Behandlung beginnen, unbedingt zum Hautarzt gehen. Zwar ist der Haarausfall sehr häufig anlagebedingt, doch andere mögliche Ursachen sollten ausgeschlossen werden. Die Anwendung ist einfach und sicher: Es reicht, zweimal täglich einen Milliliter Lösung auf die trockene Kopfhaut aufzutragen. Wichtig ist es, nach dem Auftragen die Hände zu waschen, damit die Substanz nicht aus Versehen auf die Wange oder andere Hautpartien gelangt, wo keine Haare wachsen sollten.
DAZ:
Herr Professor Hoffmann, vielen Dank für das Gespräch!
Welche Nebenwirkungen sind zu beachten?
In seltenen Fällen kann es zu vermehrtem Haarwachstum (Hypertrichosis) außerhalb des behaarten Kopfes kommen. Bei einigen Patientinnen wurde zwei bis sechs Wochen nach Behandlungsbeginn ein vorübergehender Anstieg der Zahl ausgefallener Haare beobachtet. Dieser Effekt beruht darauf, dass Minoxidil die Telogenphase (Ruhephase) des Haarzyklus verkürzt, so dass vorübergehend vermehrt Haare ausfallen können. Gleichzeitig wird dadurch die Anagenphase (Wachstumsphase) schneller erreicht, und das Wachstum neuer Haare stimuliert. Dieser beschleunigte Haarausfall, der von einem verstärkten Nachwachsen der Haare begleitet wird, geht innerhalb einiger Wochen zurück und kann als erstes Anzeichen der Minoxidil-Wirkung interpretiert werden. Gelegentlich treten Pruritus, Hautabschuppung, allergische Kontaktdermatitis, Dermatitis oder Rash auf.
Tipps zur Anwendung von Regaine® Frauen
- vor dem Auftragen muss die Kopfhaut trocken sein
- zweimal täglich (morgens und abends) 1 ml auf die betroffenen Stellen der Kopfhaut auftragen
- nicht auf anderen Körperteilen anwenden
- Kontakt mit Schleimhäuten und Augen vermeiden
- nach dem Auftragen sorgfältig die Hände waschen
- nach Applikation mindestens vier Stunden warten, bevor Kopfhaut oder Haare angefeuchtet werden können
Jede Packung Regaine® Frauen enthält drei verschiedene Applikatoren:
- Dosier-Tropfpipette für kleine Kopfhautflächen
- Pumpspray mit verlängerter Spitze für kleinere Flächen
- Pumpspray für die großflächige Anwendung
Für die Dosis von 1 ml wird eine Füllung bis zur 1-ml-Markierung (Dosier-Tropfpipette) oder sechs Sprühstöße (Pumpsprays) benötigt.
Minoxidil bei therapieresistenter Hypertonie
Das Piperidino-pyrimidin-diamin-Derivat Minoxidil (Lonolox®) senkt den erhöhten systolischen und diastolischen Blutdruck über eine Verminderung des peripheren Widerstandes durch Vasodilatation. Es wirkt noch stärker und länger anhaltend blutdrucksenkend als Dihydralazin und Hydralazin. Als Wirkungsort für die relaxierende Wirkung muss die glatte Muskulatur der Widerstandsgefäße angesehen werden. Die biochemischen Mechanismen der Senkung des peripheren Widerstandes sind jedoch noch nicht endgültig geklärt. Zugelassen ist Lonolox® zur Behandlung des Bluthochdrucks, wenn maximale therapeutische Dosen anderer Antihypertonika auch in Kombination (Kombinationen aus Betablocker, Diuretikum und Vasodilatator oder vergleichbare Dreifach-Kombinationen) keinen ausreichenden Erfolg gezeigt haben. Nach oraler Gabe wird es fast voll- ständig resorbiert, nach Applikation der 2%igen Minoxidil-Lösung auf die Haut liegt die Resorption im Mittel bei 1,4% der aufgetragenen Wirkstoffmenge– in klinischen Studien wurden keine systemischen Effekte beobachtet.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.