Fortbildung

Blut-Hirn-Schranke

Vom 2. bis 4. Mai 2005 fand am Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg bereits zum 7. Mal das "Expertentreffen Blut-Hirn-Schranke" statt. Fachleute aus Deutschland, England und den USA diskutierten über aktuelle Fragen des Durchtritts von Arzneimitteln aus der Blutbahn ins Gehirn.

Die Blut-Hirn-Schranke wird von den Kapillargefäßen des Gehirns gebildet: Ihr Endothel schottet das zentrale Nervensystem vor giftigen und potenziell schädlichen Substanzen ab. Dies hat leider auch zur Folge, dass nur wenige Arzneistoffe diese Barriere zu durchdringen vermögen. Mehr als 98% aller niedermolekularen Wirkstoffe und praktisch alle höhermolekularen Wirkstoffe wie rekombinante Proteine, Antikörper oder Gentherapeutika sind nicht in der Lage, diese Gefäßwand zu durchdringen. Dies erschwert neue therapeutische Strategien zur Behandlung von Erkrankungen des ZNS, von neurodegenerativen Störungen bis hin zu Infektionen oder Gehirntumoren.

Epilepsie-Therapie

mit ABC-Proteinen

ABC-Proteine, welche die durch das Endothel ins Hirn eingedrungene Fremdstoffe zurück ins Blut transportieren, stellen ein außerordentlich wichtiges Element für die Barrierefunktion der Blut-Hirn-Schranke dar. Die Regulation ihrer Expression und Funktion war ein besonderer Schwerpunkt des Expertentreffens. In mehreren Vorträgen wurde aufgezeigt, dass ABC-Proteine auch eine besondere Rolle bei der Arzneitherapie der Epilepsie spielen, weil sie hochreguliert werden und dann zur Therapieresistenz vieler Patienten führen können. Die Untersuchung von Polymorphismen dieser Proteine erlaubt möglicherweise auch eine Vorhersage zur Therapieresistenz bei depressiven Erkrankungen.

Weitere Themen waren die Struktur der Tight Junctions, die die Endothelzellen miteinander verbinden, und innovative Darreichungssysteme auf der Basis von Polymer-Nanopartikeln oder Immun-Liposomen, die in der Lage sind, die Blut-Hirn-Schranke zu durchdringen und ansonsten nicht ZNS-gängige Wirkstoffe in ausreichender Menge ins Gehirn einzuschleusen. Das Treffen bot eine ausgezeichnete Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch von Teilnehmern aus Hochschule und Industrie.

Prof. Dr. Gert Fricker

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