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Arzneimittel und Therapie
Pegaptanib soll Neovaskularisation stoppen
Pegaptanib ist ein Aptamer, wörtlich übersetzt ein "passendes Teil". Auf Grund seiner Struktur kann es spezifisch an VEGF binden und die Wechselwirkung zwischen dem Wachstumsfaktor und seinem Rezeptor unterbinden. So kann sowohl die Einsprossung von Blutgefäßen aus der Aderhaut in den zentralen Netzhautbereich als und auch die erhöhte Flüssigkeitsdurchlässigkeit der neu gebildeten Gefäße verhindert werden. Das synthetische Molekül, das das genaue Gegenstück zu VEGF ist, wurde zur Verlängerung der Halbwertzeit an Macrogol (PEG) geknüpft. So kann die Anzahl der nötigen Injektionen, die direkt in den Glaskörper erfolgen, reduziert werden. Der Arzneistoff ist in den USA unter dem Handelsnamen Macugen® von der Food and Drug Administration (FDA) bereits zugelassen.
Injektion erfolgt
in den Glaskörper
Über einen Zeitraum von 48 Wochen hinweg erhielten 1186 Patienten entweder Pegaptanib intravitreal (das heißt direkt in den Glaskörper) oder eine Scheininjektion. Die Injektionen erfolgten alle sechs Wochen, bei jedem Patienten wurde nur ein Auge mit Pegaptanib 0,3 mg, 1 mg und 3 mg behandelt oder eine Behandlung simuliert. Alle Patienten erhielten eine antiseptische Vorbehandlung und ein unter die Bindehaut appliziertes Anästhetikum. Eine photodynamische Therapie war als zusätzliche Behandlung zugelassen, ihr erwarteter Einfluss wurde in der Auswertung berücksichtigt. Gemessen wurde der Anteil der Patienten, die nach 54 Wochen weniger als 15 Buchstaben an Sehschärfe auf der Sehtafel eingebüßt hatten (=primärer Endpunkt).
Pegaptanib dosisunabhängig effektiv
Alle drei Dosen von Pegaptanib waren wirksam. Die Wirkung war nicht dosisabhängig. In den Gruppen, die 0,3 bis 3 mg Pegaptanib erhalten hatten, blieb die Sehkraft erhalten: 65 bis 71 Prozent der Behandelten (206 von 294 Patienten; 213/300; 193/296) büßten weniger als 15 Buchstaben ein, in der Kontrollgruppe konnte die entsprechende Sehkraft nur bei 55 Prozent (164 von 296 Patienten) erhalten werden.
Rund ein Drittel der Patienten konnte seine Sehfähigkeit über die gesamte Studiendauer hinweg erhalten oder sogar verbessern. 33% der mit 0,3 mg Pegaptanib Behandelten erlitten überhaupt keinen weiteren Visusverlust, ebenso 23% der Kontrollgruppe. Hinsichtlich der Anzahl schwerer Visusverluste und Erblindungen war Pegaptanib ebenfalls in allen Dosierungen nahezu gleich effektiv und Plazebo signifikant überlegen.
Schwerwiegende Nebenwirkungen der intravitrealen Therapie waren Endophthalmitis (1,3%), traumatische Verletzung der Linse (0,7%) und Netzhautablösung (0,6%). Daten zur Langzeitsicherheit liegen noch nicht vor. Trotzdem ist Pegaptanib eine wirksame Methode zur Behandlung altersbedingter Makuladegeneration, die vor allen Dingen die Kombination von Laserbehandlung und photodynamischer Therapie sinnvoll ergänzen kann.
Alexander Lochmann, Leipzig
Quelle
Gragoudas, E.S. et al.: Pegaptanib for neo- vascular age-related macular degeneration. N. Engl. J. Med. 351, 2805 – 2816 (2004).
Altersbedingte
Makuladegeneration
Die altersbedingte Degeneration der Makula ist die häufigste Ursache für eine Sehbehinderung im Alter. Der Bereich des schärfsten Sehens, der gelbe Fleck, lässt in seiner Leistungsfähigkeit nach. Der Patient sieht zunächst verschwommen, im Endstadium kann er seine Umgebung nur noch im peripheren Gesichtsfeld wahrnehmen. Die Gründe dieser Abnutzungserscheinungen sind noch nicht klar. Man unterscheidet eine trockene und eine feuchte, schwerere Verlaufsform. Bei der trockenen Form verschlechtert sich das Sehen in der Regel langsam, eine wirksame Therapie ist bisher nicht bekannt.
Bei der feuchten Form kommt es zur Neovaskularisation in der Netzhautmitte, Blutungen und Exsudationen mit einer drastischen Verschlechterung der Sehschärfe können die Folge sein. Hier ist eine Remission ebenfalls nicht möglich, aber eine weitere Schädigung kann verhindert oder vermindert werden.
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