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Arzneimittel und Therapie
Neue Indikation: Naproxen in der Arthrose-Selbstmedikation
Bei fast jedem Menschen über 65 Jahren lassen sich zumindest radiologisch Arthrosezeichen nachweisen, oftmals verbunden mit Gelenkbeschwerden. Insgesamt leiden 42% der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren gelegentlich an Gelenkschmerzen, davon 60% mindestens einmal pro Monat.
Bewegung muss sein
Die Arthrose ist eine chronisch progrediente Erkrankung, bei der sich im Laufe der Zeit sowohl der Knorpel immer weiter abbaut, als auch die Synovialflüssigkeit im Gelenkspalt verringert. Die damit verursachte Reizung der Synovialmembran führt zum Schmerz. Bei den meisten Patienten ist eine Bewegungseinschränkung die Konsequenz. Diese verstärkt aufgrund des dadurch herabgesetzten Gelenkstoffwechsels die pathologischen Vorgänge noch mehr. Ein Teufelskreis beginnt.
Stadien der Arthrose
Typisch für eine beginnende Arthrose ist ein kurzer Anlaufschmerz, z. B. morgens beim Aufstehen, der sich dann jedoch wieder bessert. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommt es zum Bewegungsschmerz, der bei Belastung und Bewegung der Gelenke auftritt. Bei weiterer Arthrose-Progression treten die Beschwerden auch als Ruheschmerz, z. B. in der Nacht, auf. Charakteristisch für die Arthrose ist ein Wechsel von schmerzreichen und schmerzarmen Phasen.
Selbstmedikation bis zu sieben Tage
Um Bewegungsfähigkeit und Lebensqualität wiederherzustellen, steht die Schmerzbekämpfung an erster Stelle der Arthrose-Behandlung. Erstmals ist nun ausdrücklich diese Indikation auch der Selbstmedikation zugänglich. Seit November dieses Jahres steht das nicht-steroidale Antirheumatikum Naproxen (Dolormin® bei Gelenkschmerzen mit Naproxen) rezeptfrei "zur Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen bei bekannter Arthrose" zur Verfügung. Innovativ ist auch die Anwendungsdauer: Das Naproxen-Präparat kann bis zu sieben Tage lang eingenommen werden, während andere OTC-Analgetika auf eine viertägige Einnahmezeit beschränkt sind.
Eine Tablette enthält 250 mg Wirksubstanz. Die Einzeldosis beträgt je nach Schmerzsymptomatik ein bis zwei Tabletten, die Tageshöchstdosis sind drei Tabletten. Normalerweise wird morgens und abends je eine Tablette eingenommen. Treten tagsüber stärkere Schmerzen auf, empfiehlt sich die Einnahme von morgens zwei Tabletten und abends einer Tablette, bei nächtlichem Schmerzmaximum nimmt man morgens eine Tablette, abends zwei Stück. Die Dosierungen von Dolormin® bei Gelenkschmerzen mit Naproxen entsprechen den Empfehlungen der Fachgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V., Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V.).
Gute Verträglichkeit
Da es sich bei Arthrose-Schmerzen meist um länger anhaltende Schmerzen handelt, stellt die Anwendung von Naproxen mit einer Wirkdauer von ca. zwölf Stunden eine sinnvolle Therapie dar. Die für die Selbstmedikation zulässige Höchstdosis von 750 mg Naproxen ist bei Arthrose etwa wirkäquivalent mit 150 mg Diclofenac. In der Kurzzeittherapie ergeben sich daraus jedoch praktisch keine Verträglichkeitsrisiken. Studienergebnisse zeigten für Naproxen im Vergleich zu COX-2-Hemmern erst ab dem 20. Behandlungstag eine erhöhte Inzidenz gastrointestinaler Nebenwirkungen.
Ulrike Weber-Fina, Überlingen
Quelle
Prof. Dr. Heinz Gierse, Köln; Dr. Robert Hofmann, Bad Honnef: 2. Petersberger Schmerztage, Königswinter, 5. November 2004, veranstaltet von der McNeil GmbH & Co. oHG, Bad Honnef.
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