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Arzneimittel und Therapie
Heart Protection Study: Simvastatin senkt kardiovaskuläre Ereignisrate bei Diab
In der groß angelegten Studie in Großbritannien wurde bei über 20 000 Patienten der Effekt von 40 mg Simvastatin sowie die tägliche Einnahme antioxidativer Vitamine versus Plazebo auf die Entstehung und Progression von kardiovaskulären Krankheiten untersucht. Vor allem ging es dabei um die Beurteilung der primär- und sekundärprophylaktischen Wirkung einer Statin-Therapie zur Verringerung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Diabetes-Patienten. Die Studie hatte ein 2 x 2-faktorielles Design; einerseits wurden die Vitamine mit Plazebo verglichen, andererseits der CSE-Hemmer Simvastatin mit Plazebo.
Hinsichtlich der hoch dosierten Einnahme antioxidativer Vitamine bei koronaren Risikopatienten zeigte die Heart Protection Study keinen Nutzen (siehe DAZ 19/2003 S. 44). Die 5-jährige Behandlung mit täglich 40 mg Simvastatin senkte die Sterblichkeit und die Rate schwerer Gefäßereignisse signifikant. Der Nutzen war unabhängig von anderen kardioprotektiven Pharmaka und vom LDL-Cholesterol-Ausgangswert (siehe DAZ 49/2002 S. 54).
Erhöhtes Risiko für Diabetiker
An der Studie nahmen insgesamt 6000 Diabetiker im Alter von 40 bis 80 Jahren teil, von denen 600 als Typ-1-Diabetiker und 5400 als Typ-2-Diabetes-Patienten eingestuft wurden. Die Hälfte war bereits mit Herzinfarkten, Schlaganfällen, Koronar- oder anderen arteriellen Verschlusserkrankungen vorbelastet. Myokardinfarkte und Schlaganfälle sind eine häufige Todesursache bei Diabetikern. Typ-2-Diabetes-Patienten neigen im Blutbild zu leicht erhöhten Triglycerid- und gesenkten HDL-Werten. Bei den LDL-Werten lassen sich allerdings kaum Unterschiede zwischen beiden Diabetes-Typen und der Durchschnittsbevölkerung feststellen.
Damit lässt sich die Tatsache erklären, dass die meisten an Diabetes erkrankten Patienten trotz ihres erhöhten Risikofaktors bisher keine cholesterolsenkende Behandlung erhalten. Der Schwerpunkt in der Diabetes-Medikation lag bislang immer auf einer guten Kontrolle der Blutzuckerwerte sowie des Blutdrucks.
40 mg Simvastatin versus Plazebo
In der doppelblinden Studie wurden Diabetes-Patienten und Nicht-Diabetiker randomisiert zwei Gruppen zugeteilt, die eine bekam täglich 40 mg Simvastatin, die andere Plazebo verabreicht. Im ersten Jahr wurden nach 4, 8 und 12 Monaten klinische Untersuchungen durchgeführt, im folgenden nur noch halbjährlich. Bei jedem Untersuchungstermin wurden Blutproben entnommen und Alaninaminotransferase-Werte zur Überprüfung der Leberfunktion gemessen. Zusätzlich wurde der Kreatinkinase-Spiegel bei Teilnehmern mit unerklärlicherweise auftretenden Muskelsymptomen bestimmt. Ein Blutfett-Profil jedes Patienten wurde jährlich erstellt. Eine Statin-Therapie mit studienfremden Präparaten war erlaubt.
LDL-Cholesterol um 1 mmol/l gesenkt
Im Durchschnitt konnte der LDL-Cholesterol-Spiegel in der Simvastatin-Gruppe um 1 mmol/l (39 mg/dl) im Vergleich zur Plazebo-Gruppe gesenkt werden. Damit einher ging eine Reduktion des Risikos für koronare und vaskuläre Ereignisse um 25 Prozent bei Diabetikern ebenso wie Nicht-Diabetes-Patienten. Dabei sank sowohl die Wahrscheinlichkeit eines erstmaligen Vorfalles als auch die von Folgeerkrankungen.
Bei den koronar nicht vorbelasteten Diabetes-Patienten war sogar eine Risikoreduktion um 33 Prozent festzustellen. In der Teilnehmergruppe mit Diabetes war der Erfolg weitgehend unabhängig von Alter, Geschlecht, Körpergröße, Diabetes-Typ, Ausmaß der glykämischen Kontrolle, Kreatinin-Werten und Bluthochdruckbehandlung. Vor allem war die Risikosenkung nicht von der Ausgangs-Lipidkonzentration der Patienten vor Studienbeginn abhängig.
Veränderung anderer Parameter
Die Kreatinin-Konzentration im Blut spiegelt den Funktionsstand der Nieren wider. Aufgrund der Alterung der Teilnehmer stieg die Kreatinin-Konzentration im Plasma im Laufe der Studienzeit leicht an, allerdings war der Anstieg in der Simvastatin-Gruppe etwas geringer als in der Plazebo-Gruppe (7 µmol/l vs. 9 µmol/l), wobei es keine bedeutenden Unterschiede zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern gab.
Es zeigte sich ebenfalls, dass Simvastatin die Kontrolle des Blutzuckers bei Diabetikern nicht beeinflusste. Allerdings konnte nicht belegt werden, dass eine Statin-Therapie vor dem Auftreten eines Diabetes schützt, wie in anderen Studien bisher angenommen: In der Verum-Gruppe entwickelten 335 Teilnehmer im Laufe der Untersuchung Diabetes, in der Plazebo-Gruppe 293.
Statin-Therapie für alle Diabetiker?
Der Studie zufolge könnte eine Statin-Therapie bei Patienten mit Diabetes eine Senkung des kardiovaskulären Erkrankungsrisikos um etwa ein Viertel erzielen. Die Heart Protection Study hat gezeigt, dass der protektive Effekt einer LDL-Cholesterin-Senkung zusätzlich zu schützenden Behandlungsmaßnahmen (z. B. ACE-Hemmer, β-Blocker) wirkt. Nachdem die Dosis von 40 mg Simvastatin sicher war und gut vertragen wurde, schlagen die Autoren eine Statin-Therapie für alle Diabetes-Patienten mit einem zusätzlich erhöhten Risiko für vaskuläre Erkrankungen, unabhängig vom Cholesterol-Spiegel der Patienten, vor.
Bei einem Überangebot an Cholesterol lagert sich LDL-Cholesterol an den Innenschichten der Gefäße ab, was zur Atherosklerose führt. Um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gering zu halten, sollte daher der LDL-Cholesterol-Wert möglichst niedrig sein. Eine Senkung des LDL-Cholesterin-Spiegels scheint mit einer Risikoreduktion einherzugehen, unabhängig von der ursprünglichen LDL-Cholesterin-Konzentration im Blut des Patienten. Diabetes-Patienten leben mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, und das obwohl ihre LDL-Cholesterol-Werte in der Regel im Normalbereich (unter 150 mg/dl) liegen.
Die intrazelluläre Reduktion des Cholesterol-Spiegels führt zu einer vermehrten Ausbildung von LDL-Rezeptoren und damit zu einer verstärkten Aufnahme von Cholesterol aus dem zirkulierenden Blut. Somit wird die Konzentration pathologisch bedenklicher Cholesterolpartikel sowie der Triglyzeride im Blut gesenkt. Die HDL-Cholesterin-Konzentration im Blut steigt dagegen leicht.
Die koronar-protektive Wirkung wird auch noch durch andere Statin-Eigenschaften erzielt, z. B. antiproliferative Wirkung auf glatte Muskelzellen, Wiederherstellung der Endothelaktivität, antithrombotische, antioxidative und antiinflammatorische Effekte. Diese zusätzlichen Eigenschaften sind bei experimentellen Untersuchungen dokumentiert und bei den einzelnen Statinen sehr unterschiedlich stark ausgeprägt.
Kreatinin als Indikator für die Nierenfunktion
Kreatinin ist als Abbauprodukt von Kreatin ein Endprodukt des Muskel-Stoffwechsels, welches ins Blut abgegeben und von den Nieren ausgeschieden wird. Die Menge an Kreatinin im Blut hängt somit von der Muskelmasse des Einzelnen und der Ausscheidungsfähigkeit der Nieren ab. In der Regel ist der Kreatinin-Spiegel im Blut relativ konstant.
Normalwerte: Männer 0,7 – 1,4 mg/dl (62 – 124 µmol/l) Frauen 0,6 – 1,2 mg/dl (53 – 106 µmol/l) Erhöhte Werte zeigen sich bei Niereninsuffizienz oder Nierenschwäche (fällt die glomeruläre Filtrationsrate auf 50 Prozent, steigt die Kreatinin-Konzentration im Blut deutlich an) und bei einer Zerstörung von Muskelgewebe.
Zum Weiterlesen:
Heart Protection Study: Der CSE-Hemmer Simvastatin senkt kardiovaskuläre Ereignisrate. DAZ 2002, Nr. 49, S. 54 – 57. Antioxidative Vitamine schützten nicht vor Infarkt und Schlaganfall. DAZ 2003, Nr. 19, S. 44 – 46. www.deutscher-apotheker-verlag.de/DAZ
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