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VFA: Schlechtere Patientenversorgung – Zentrales Institut wäre negativ
Wie berichtet, plant Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt mit ihrer laufenden Reform ein solches Institut zur Bewertung der Kosten-Nutzen-Relation von Arzneimitteln.
Grundsätzlich nannte Oschmann, der auch Vorsitzender der Geschäftsführung beim Unternehmen MSD Sharp & Dohme ist, die Preisbewertung durch ein zentrales Institut bedenklich. Dabei sei unerheblich, ob das Institut ein staatliches oder unabhängiges sei. Bei einem zentralen Verfahren – das in Deutschland womöglich intransparent ablaufe – drohe eine schlechtere Versorgung der Patienten, die auf Innovationen länger warten müssten.
Neben der Zeitverzögerung sei es jedoch insgesamt "illusorisch", dass irgendjemand Arzneimittel zu einem bestimmten Zeitpunkt gerecht bewerten könnte, meinte der VFA-Repräsentant, dazu seien lange Zeiträume nötig. So hätten Arzneimittelkritiker 1990 beispielsweise bei den Statinen, die heute zur Standardtherapie der Lipidsenkung gehörten, zunächst nur den Einsatz im äußersten Notfall empfohlen.
Nach seinen Worten wäre die Situation anders, wenn viele Institute unabhängig voneinander in Deutschland zum Beispiel für verschiedene Krankenkassen Kosten-Nutzen-Relationen auch für nichtmedikamentöse Behandlungen wie bildgebende Verfahren bewerteten. In Kombination mit unterschiedlichen Leistungskatalogen könnten Kassen mit Herstellern verstärkt über die Arzneipreise verhandeln.
Bei einem Gesundheitswesen, das dem Versicherten mehr Wahl erlaube, könne der Einzelne dann die Kasse wählen, die die für ihn wichtigen Punkte anbiete, sei es die zweite Meinung eines Arztes oder das Angebot von Alternativmedizin.
"NICE" spart nichts
Das VFA-Vorstandsmitglied wies die angeblich positiven Erfahrungen mit dem britischen Institut, die deutsche Regierungsvertreter in diesem Zusammenhang erwähnen, als falsch zurück. Die britische Einrichtung NICE (National Institute for Clinical Excellence) habe weder Kosten für das dortige Gesundheitssystem gespart noch funktioniert.1999 gegründet, habe dieses Institut durch sein Bewertungsprozedere die Verordnung innovativer Arzneimittel massiv verzögert. p
Nach Angaben des Verbands mussten die britischen Patienten ein Jahr und länger auf wirksame Neueinführungen warten. Oschmann befürchtet zudem völlige Intransparenz beim Verfahren in unserem Land, während die Briten im Gegensatz zu den Deutschen zumindest sehr viel Wert auf transparente Abläufe setzten.
Eine Debatte entzündete sich an der Frage, ob ein solches Institut, wenn es wirklich käme, unabhängig oder regierungsnah sei. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Horst Schmidbauer, der Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags ist, wies Befürchtungen der Industrie einer staatlichen Bewertung von Arzneimitteln zurück.
Das Institut müsse unabhängig arbeiten, sagte der stellvertretende gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, gedacht sei an eine kleine Einheit mit Zeitverträgen für die Mitarbeiter, die keine Beamten sein sollten, und die Aufträge nach außen vergeben. Strittig ist laut Schmidbauer noch der Beirat. Während hier die Gesundheitsministerin Institutionen des Gesundheitswesens vertreten sehen will, plädiere die SPD-Bundestagsfraktion für einzelne Personen.
Eine Bevormundung durch das Bundesgesundheitsministerium sah Schmidbauer nicht. Er befürchtet auch keine Standardisierung oder Nivellierung in der Versorgung der Bevölkerung. Das Institut gebe lediglich Bewertungsempfehlungen ab, aber endgültig entscheide anschließend der Bundesausschuss.
Dr. Stefan Oschmann, VFA
Horst Schmidbauer, SPD
Dr. Stefan Oschmann, VFA
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