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Warnung der Industrie: Hürden für innovative Arzneimittel
Der Geschäftsführer des VFA verwies auf bereits bestehende Reglementierungen im Arzneimarkt angefangen von Festbeträgen, über die Aut-idem-Regelung, Zwangsrabatte, Richtgrößen oder Therapiehinweise. Vorderwülbecke kritisierte weite Teile des Gesetzentwurfs der Bundesgesundheitsministerin, die zusätzlich als Innovationsbremsen wirkten.
DMP: Schmalspurmedizin
So bemängelte er bei den Disease-Management-Programmen (DMP) die fehlende Ausrichtung auf Qualitätsziele. Hier fielen die Anforderungsprofile hinter nationalen und internationalen Therapiestandards zurück, beispielsweise beim DMP Diabetes mellitus hinter die nationale Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus Typ 2.
Die Folge sei eine rückwärtsgewandte Schmalspurmedizin, sichtbar an der Arzneimitteltherapie. Für diese neuen Behandlungsformen werden laut Vorderwülbecke nur Medikamente mit Endpunkt- oder Langzeitstudien berücksichtigt, die auf den eigentlichen Zweck einer Therapie abstellen – zum Beispiel die Vermeidung eines Herzinfarkts – und nicht auf Surrogatparameter wie etwa Laborwerte. Innovative Präparate könnten jedoch noch keine Langzeitstudien vorlegen, sie würden somit diskriminiert.
Konkret stammten die vorrangig empfohlenen Arzneimittel für das Diabetes-DMP von 1969 und 1973, der jüngste empfohlene Wirkstoff wurde 1990 zugelassen. Neuere, in der Therapie der Zuckerkrankheit erfolgreiche Medikamente seien ausgeschlossen. Daher blendeten DMP wichtige neue Therapiemöglichkeiten aus, und der hier eingeschriebene Patient erhalte im Gegensatz zu den übrigen gesetzlich oder privat Versicherten nur eine ältere, eingeschränkte Behandlung, so das Resümee des VFA-Geschäftsführers.
Zumutung Positivliste
Als Zumutung bezeichnete er die Ausgestaltung der Liste erstattungsfähiger Arzneimittel. Bekanntlich soll es bei der "Positivliste" einen Hauptteil und einen Anhang geben. Während im Hauptteil wichtige Medikamente wie Neuramidasehemmer, Bisphosphonate und selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren oder ein im Oktober 2002 zugelassener Cholesterinsenker fehlten, tauche im Anhang fragwürdiges wie Schweinedarm oder Rinderzahn auf.
Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Solidargemeinschaft dafür zahlen solle, wichtige Innovationen ihr aber vorenthalten würden, kritisierte Vorderwülbecke.
Keine Festbeträge für Analogpräparate
Scharf lehnte er darüber hinaus die Einbeziehung patentgeschützter Analogpräparate, deren therapeutische Relevanz und ökonomischen Vorteile auf der Hand lägen, in die Festbetragsregelung ab.
Kein gutes Haar ließ der VFA-Repräsentant an der geplanten vierten Hürde, also der zentralen Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln. Dies würde zu schlechten Standardisierungen in der Medizin führen, den Norm-Patienten gebe es jedoch nicht.
Das von der rot-grünen Koalition häufig genannte Institut in Großbritannien nannte er ein abschreckendes Beispiel. Das NICE-Institut (National Institute for Clinical Excellence) wurde 1999 für den dortigen staatlichen Gesundheitsdienst gegründet und führt standardisierte Bewertungen von Arzneimitteln durch. Die jedoch verzögerten durch die langen Prozeduren die Einführung innovativer Arzneimittel erheblich.
Budgets durch die Hintertür
Vorderwülbecke machte noch auf eine weitere Gefahr für die Arzneimittelversorgung durch die geplante Reform aufmerksam. Durch die Hintertür wolle die Bundesgesundheitsministerin die Budgets samt Kollektivregress der Ärzte wieder einführen. Denn die bisherigen Ausgabenvolumina, die die Mediziner mit Kassen aushandelten, nachdem die Arzneimittelbudgets gestrichen worden waren, sähen mögliche Überschreitungen vor, deren Behandlung in Verträgen berücksichtigt werden könnten.
Diese flexible Linie verlasse der Gesetzentwurf, da er vorschreibt, dass Überschreitungen der Zielvereinbarungen ausgeglichen werden müssen. Werde dies umgesetzt, sei der alte Zustand der Budgets wiederhergestellt, als die Ärzte mit ihrem Honorar für das Überschreiten der Grenzen haften mussten. Die Budgets seien jedoch gescheitert, weil es in der Folge zu Unterversorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln in wichtigen Indikationsgebieten gekommen war.
Vorderwülbecke warnte davor, diesen Weg erneut einzuschlagen, weil dies eine schlechtere Versorgung der Versicherten nach sich zöge. Die Ministerin solle von den insgesamt als Innovationsbremsen wirkenden Eingriffen Abstand nehmen.
Aus Sicht des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller ist die deutsche Marktentwicklung im internationalen Vergleich unauffällig.
... und die medizinischen Erfolge dahinter Angaben des VFA)
Beispiele für die Erfolge innovativer Medikamente:
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