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Arzneimittel und Therapie
Migräneprophylaxe: Weniger Migräneattacken unter Candesartan
Wenn die Akuttherapie allein nicht ausreicht und Patienten im Monat zwei oder mehr Migräneanfälle haben, ist eine medikamentöse Migräneprophylaxe angezeigt. Zur Prophylaxe von Migräneattacken sind nach den Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft die Betablocker Metoprolol und Propranolol sowie der Calciumantagonist Flunarizin die Mittel der ersten Wahl.
Die bisher verfügbaren Medikamente haben jedoch nur eine begrenzte Wirksamkeit oder eignen sich aufgrund der Nebenwirkungen nicht zur Langzeittherapie. Daher wird auch in anderen Wirkstoffklassen nach möglichen Alternativen gesucht.
Anzahl der Migräneattacken reduziert
Der AT1-Blocker Candesartan wurde in einer Studie an 60 Migränepatienten, die zwischen zwei und sechs Migräneattacken pro Monat hatten, untersucht. Auswahlkriterien waren unter anderem ein Auftreten der Migräne vor mindestens einem Jahr und vor dem 50. Lebensjahr. Außerdem durften in den letzten zwölf Wochen vor Studienbeginn keine Medikamente zur Migräneprophylaxe eingenommen worden sein.
Die Patienten wurden randomisiert und erhielten für zwölf Wochen 16 mg Candesartan-Cilexetil oder Plazebo. Anschließend wechselten nach einer vierwöchigen Auswasch-Periode die Gruppen die Medikation (Cross-over-Design). In der Verum-Gruppe wurden sowohl die Anzahl der Tage mit Kopfschmerz signifikant gesenkt (13,6 Tage unter Verum, 18,5 unter Plazebo), als auch die Stunden mit Kopfschmerz (95 Stunden gegenüber 139 unter Plazebo).
Auch die Anzahl der Tage mit Migräne (9 vs. 12,6), die Stunden mit Migräne (59,4 vs. 92,2), die Schmerzintensität und die Anzahl der Tage mit Arbeitsunfähigkeit (3,9 vs. 1,4) waren unter der Einnahme von Candesartan-Cilexetil deutlich vermindert. Insgesamt hatten 31,6% der Probanden unter der Einnahme von Candesartan mindestens 50% weniger Tage mit Kopfschmerz und 40% der Probanden mindestens 50% weniger Tage mit Migräne als unter Plazebo.
Bezüglich Nebenwirkungen und auch gesundheitsrelevanter Lebensqualität zeigten sich in dieser Studie keine relevanten Unterschiede zwischen Candesartan und Plazebo. Die Wirkung trat während des ersten Monats der Einnahme ein und blieb in den folgenden zwei Monaten relativ stabil.
AT1-Blocker – eine Alternative bei der Migränebehandlung?
Diese durchaus viel versprechenden Ergebnisse lassen sich aufgrund des Studiendesigns und der Bewertung der Endpunkte nur bedingt mit den Ergebnissen anderer Studien zur Migräneprophylaxe vergleichen, da die vorliegende Studie mit einer relativ kleinen Patientenzahl durchgeführt wurde. Auch ist der Wirkmechanismus von Candesartan in der Migräneprophylaxe noch nicht eindeutig geklärt, aber es ist bekannt, dass Angiotensin Einflüsse hat, die sich auf ein Migränegeschehen auswirken können.
Hierzu gehören Vasokonstriktion und Beeinflussung des cerebralen Blutflusses. Weitere umfangreichere Studien sollten daher durchgeführt werden, um im Bereich der Migräneprophylaxe die Betroffenen auf bessere und verträglichere Therapieoptionen hoffen zu lassen. Es ist vorstellbar, dass bei Unverträglichkeit der Präparate zur Migräneprophylaxe die AT1-Blocker eine Alternative wären.
Literatur
Tronvik, E., et al., Prophylactic treatment of migraine with an angiotensin II receptor blocker: a randomised controlled trial. J. Am. Med. Assoc. 289, 65 – 69 (2003).
Bei Hypertonikern, die unter Migräne litten, konnte als Nebeneffekt der antihypertensiven Therapie beobachtet werden, dass auch die Migränerate vermindert wurde. Daher wurde in einer kleinen Studie untersucht, inwiefern der Angiotensin-II-Rezeptorantagonist Candesartan sich zur Prophylaxe von Migräneattacken eignet. Es zeigte sich, dass unter Candesartan deutlich weniger Migräneattacken auftraten.
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