- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 49/2002
- Alzheimer-Demenz: ...
Arzneimittel und Therapie
Alzheimer-Demenz: Kombination mit Memantine ist effektiver als Donepezil allein
Alle Studienteilnehmer wurden bereits vor Beginn der Studie über mindestens ein halbes Jahr mit Donepezil therapiert. Durch die zusätzliche Gabe von Memantine konnte anschließend über den Beobachtungszeitraum von sechs Monaten eine deutliche Steigerung der kognitiven Fähigkeiten gesehen werden, so ein Sprecher von Forest Laboratories Inc., dem amerikanischen Lizenznehmer des Wirkstoffs Memantine von Merz Pharmaceuticals.
Gemessen wurde die Verbesserung der geistigen Fähigkeiten mit Hilfe der Severe Impairment Battery (SIB). Auch im zweiten primären Endpunkt der Studie, dem ADCS-ADL-Score (Alzheimer's Disease Cooperative Study Inventory-Activities of Daily Living) erzielten Patienten, die zusätzlich Memantine erhielten, statistisch signifikant bessere Ergebnisse als unter einer Monotherapie mit Donepezil. Einfache Alltagsaktivitäten wie Anziehen, Waschen oder der Gang zur Toilette konnten laut Forest durch die Zugabe von Memantine besser bewältigt werden. Eine endgültige Auswertung der Studie soll Ende des Jahres vorliegen.
Wirksam bei unterschiedlichen Krankheitsbildern
In Europa ist Memantine zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Demenz vom Alzheimertyp unter dem Handelsnamen Axura® von der EMEA zugelassen, für diese Indikation hat das Unternehmen Lundbeck zum 1. August 2002 den Wirkstoff unter dem Handelsnamen Ebixa® in Deutschland eingeführt.
Als mittelaffiner Modulator der glutamatergen Signalübertragung unterscheidet sich der NMDA-Rezeptor-Antagonist Memantine im Wirkprinzip völlig vom Acetylcholinesterasehemmer Donepezil. Memantine wirkt als Modulator der glutamatergen Neurotransmission. Bei pathologisch erhöhter Glutamatfreisetzung blockiert es N-Methyl-D-Aspartat-(NMDA)-Rezeptoren. Diese Rezeptoren werden durch den Botenstoff Glutamat aktiviert und sind an den Nervenzellen des Gehirns für die Steuerung des Calciumioneneinstroms und damit für Lern- und Gedächtnisvorgänge zuständig.
Bei chronischer Überstimulation durch zuviel Botenstoff vermitteln die Rezeptoren eine Schädigung der Zellen durch ein Übermaß an Calcium. In diesen krankhaften Prozess kann Memantine regulierend eingreifen, indem es Calciumkanäle blockiert und so bedrohte Nervenzellen vor einer Zerstörung schützt. Durch seinen übergeordneten Angriffspunkt erklärt sich die Wirksamkeit von Memantine bei klinisch so verschiedenen Krankheitsbildern wie zentral bedingten Bewegungsstörungen (z. B. Spastik, Dystonien, Dyskinesen, Parkinson) und psychischen Störungen (z B. demenzielles Syndrom, Koma).
Reduktion des Pflegeaufwands unter einer Monotherapie
In der Monotherapie hatte Memantine bereits seine gute Wirksamkeit bewiesen und ist dafür auch zugelassen, denn z. B. in einer ebenfalls in den USA durchgeführten Studie, an der 252 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Demenz vom Alzheimertyp teilnahmen, wurde nach sechs Monaten Memantinebehandlung eine signifikante Verbesserung auf allen drei Ebenen – Kognition, Alltagskompetenz und klinischer Gesamteindruck – erzielt. Zusätzlich kam es in dieser Studie zu einer signifikanten Reduktion des Pflegeaufwands.
Memantine erwies sich als eine verträgliche und sichere Substanz: In klinischen Studien unterschied sich die Gesamthäufigkeit der Nebenwirkungen in den Memantinegruppen nicht von den Plazebogruppen. Darüber hinaus zeigt Memantine nur geringe Interaktionen mit anderen Pharmaka. Die gleichzeitige Anwendung von NMDA-Antagonisten wie Amantadin, Ketamin oder Dextromethorphan sollte vermieden werden, da diese Wirkstoffe am gleichen Rezeptorsystem wie Memantine angreifen. ck
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.