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Dopingaufklärung – da besteht ein echter Bedarf
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Herr Professor Schänzer, Sie haben sich dem Kampf gegen das Doping verschrieben. Sind Sie auch aktiver Sportler?
Schänzer:
Ja, ich bin in der Tat seit nunmehr über zwanzig Jahren auf diesem Gebiet tätig. Früher habe ich Leichtathletik gemacht.
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Welche leistungsfördernden Substanzen sind denn Ihrer Einschätzung nach derzeit "en vogue" in der Sportszene?
Schänzer:
Wachstumshormone sind ein Thema, aber sie werden möglicherweise nicht so breit angewendet, weil sie immens teuer sind. Außerdem EPO. Die Kontrollen auf EPO laufen ja jetzt erst richtig an.
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Ist für Sie Gendoping schon Realität?
Schänzer:
Hier gibt es viele Spekulationen, und es empfiehlt sich sicher, vorausschauend zu denken. Dass es tatsächlich schon gemacht wird, glaube ich eher weniger.
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Sind Sie nicht manchmal frustriert, weil die Doping-Analytik der Entwicklung in der Praxis immer hinterherläuft?
Schänzer:
Frustriert bin ich eher wegen der chronischen Geldknappheit, obwohl ich zugestehen muss, dass der Staat schon sehr viel tut.
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In der Öffentlichkeit entstand in der Vergangenheit vielfach der Eindruck, dass die Bekämpfung des Dopings seitens der Sportverbände nur halbherzig geführt wird. Ist hier ein Sinneswandel zu beobachten?
Schänzer:
Ja, ich denke schon. Auf jeden Fall wird Doping nicht mehr so tabuisiert oder als Kavaliersdelikt angesehen. Allerdings sind die Verbände sehr unterschiedlich aktiv. Einige würden auch gerne mehr machen, aber es fehlt an den finanziellen Mitteln.
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Was versprechen Sie sich von den Aktivitäten der Nationalen Anti-Doping-Agentur?
Schänzer:
Die NADA tritt ja das Erbe der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees an. Die ADK DSB/NOK hat ihre Aufgabe bisher im Rahmen ihrer finanziellen und personellen Möglichkeiten sehr gut erfüllt. Vor allem das System der Trainingskontrollen ist wirklich gut gelaufen. Das Mandat an die NADA geht aber nun um einiges darüber hinaus, denn sie soll später auch die Wettkampfkontrollen übernehmen und einiges mehr an Prävention und Aufklärung betreiben. Ich hoffe nur, dass diese Aufgaben auch entsprechend finanziert werden können.
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Wie beurteilen Sie die Situation im Hinblick auf das Doping im Breitensport, u. a. in Fitness-Studios, mit Lifestyle-Drogen oder auch mit fragwürdigen Nahrungsergänzungen?
Schänzer:
Das Problem ist ganz klar vorhanden, und es nimmt bedauerlicherweise erschreckend zu. Dabei sehe ich den Schwerpunkt weniger bei den Sportvereinen als bei den kommerziellen Studios. Von dort würde ich mir einiges mehr an Aufklärung und Mithilfe wünschen. Auch das ist im Übrigen eine Aufgabe für die NADA.
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Welche Gefahren birgt das Doping-Problem für Kinder?
Schänzer:
Hier liegt tatsächlich vieles im Argen. Wir brauchen generell Konzepte, um Eltern und Kindern die Problematik erst einmal näher zu bringen. Selbstverständlich sind die Sportlehrer wichtige Ansprechpartner, aber in der Schule ist einfach zu wenig Zeit, um die Kinder in dem eigentlichen Schulsport auch noch theoretisch zu unterweisen. Ohnehin ist der Schulsport heute zeitlich viel zu knapp bemessen. Ein Stunde Bewegung am Tag sollte es meiner Ansicht nach mindestens sein.
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Inwieweit sehen Sie eine Verantwortlichkeit der Gesundheitsberufe, das heißt der Ärzte und Apotheker?
Schänzer:
Die Ärzte wissen in der Regel schon, dass die Verschreibung von Arzneimitteln zu Dopingzwecken strafbar ist, aber leider kommt es immer wieder vor, dass entsprechende Indikationen konstruiert werden, um einen solchen Sachverhalt zu vertuschen.
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Welchen Beitrag könnten die Apotheker zur Bekämpfung des Dopings leisten?
Schänzer:
Was den Spitzensport anbelangt, so wäre wohl in erster Linie eine Beratung der Athleten über die Einnahme von Nahrungsergänzungen oder auch von Schmerzmitteln notwendig. Hier besteht ein echter Bedarf. Das gilt natürlich in gleicher Weise für den Breitensport, obwohl hier weniger an eine Kollision mit den Doping-Bestimmungen als vielmehr an die Gesundheitsgefährdung breiter Bevölkerungskreise zu denken ist. Da sind die Apotheker schon gefragt und durchaus auch in der Pflicht. Vielleicht wäre sogar eine entsprechende Spezialisierung sinnvoll.
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Was könnte die Pharmaindustrie tun? Halten Sie zum Beispiel einen Hinweis in der Packungsbeilage bei doping-relevanten Substanzen für sinnvoll?
Schänzer:
Auf jeden Fall. In der Packungsbeilage solcher Arzneimittel sollte darauf hingewiesen werden, dass die Einnahme des entsprechenden Präparates bei Sportlern auf Basis der Doping-Bestimmungen zu beurteilen ist. Das wäre sehr hilfreich.
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Herr Professor Schänzer, vielen Dank für dieses Gespräch!
Kastentext Neues Buch
Gesiegt! Gedopt? Diese Frage mögen sich aktive oder lediglich "konsumierende" Sport-Enthusiasten häufig stellen. Ob Tour de France, Olympische Spiele oder Leichtathletik-Meetings. Spektakuläre Fälle im Spitzensport lenken die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit immer wieder auf das Phänomen Doping.
Welche Wirkungen erhoffen sich Sportler von Dopingmitteln? Wo liegen die Risiken der Einnahme unerlaubter Substanzen? Warum nimmt die Einnahme leistungsfördernder Mittel auch im Breitensport in besorgniserregendem Umfang zu? Was unternehmen die Sportverbände und der Staat zur Bekämpfung des Dopings?
Die zu Dopingzwecken eingesetzten, unerlaubten Substanzen sind zum großen Teil Arzneimittel, die eigentlich therapeutischen Zwecken dienen sollen, ein Grund, warum sich auch Apotheker dem Tabuthema Doping stellen sollten.
In Kürze erscheint in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft eine neue Buchpublikation, die das erforderliche Hintergrundwissen hierzu vermittelt und damit gleichzeitig das Rüstzeug für die Beratung in der Apotheke an die Hand gibt.
Die Autoren Karl Feiden und Helga Blasius haben sich bemüht, das Thema mit all seinen Facetten in verständlicher und komprimierter Form aufzubereiten. Das Ergebnis ist ein aktuelles Gesamtbild des "un"-sportlichen, medizinischen, politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Phänomens "Doping".
Karl Feiden, Helga Blasius: Doping im Sport. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2002. Preis 18,– Euro
Im Vorfeld zu der Gründung der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) führte die DAZ ein Interview mit Professor Schänzer, dem Leiter des Institutes für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule in Köln, eines der beiden IOC-akkreditierten Doping-Prüflaboratorien in Deutschland. Er ist davon überzeugt, dass auch die Apotheker im Bereich des Spitzensports eine Beratung der Athleten über die Einnahme von Nahrungsergänzungen oder auch von Schmerzmitteln durchführen könnten. Hier bestehe ein echter Bedarf.
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