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- DAZ 26/2002
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Die Seite 3
... hin zum Patienten – mit diesen Worten umschrieb ABDA-Vize Heinz-Günter Wolf die zukünftige Ausrichtung des Apothekerberufs, wie er sie sich vorstellt: weg von der bloßen Distribution und hin zur Betreuung und zum Medikationsmanager des Patienten im Rahmen der pharmazeutischen Betreuung und von Disease Management Programmen (DMP).
In seinem Vortrag zu diesem Thema zeigt er sich als Protagonist für die Teilnahme der Apotheken an solchen Programmen. Er ist überzeugt, dass der Apotheker in Zukunft – nach der Tätigkeit als Arzneimittelhersteller und Distributeur von Fertigarzneimitteln – als Medikationsmanager tätig werden sollte. Er sieht darin sogar ein neues Berufsbild des Apothekers am Horizont aufblitzen.
Unter DMP, einem Unterbegriff von Managed Care, versteht man bekanntlich standardisierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke. Solche Programme, die für eine intensivere Behandlung stehen, sollen die Qualität erhöhen und die Kosten senken. Prinzipiell nichts Schlechtes. Verknüpft sind DMPs unglücklicherweise allerdings mit dem Risikostrukturausgleich (RSA), den Kassen untereinander regeln müssen nach dem Motto: starke Krankenkassen mit einer guten Patientenstruktur zahlen Geld in einen Ausgleichstopf, Krankenkassen mit vielen Risikopatienten erhalten Geld hieraus. Krankenkassen können nun mehr Geld erhalten, wenn sie chronisch Kranke besser und nach einem ausgearbeiteten Intensiv-Programm betreuen.
Die Verknüpfung von DMP mit RSA könnte für so manchen Kassenfunktionär den Anreiz bieten, die Gutschriften einzustecken, aber kaum mehr Leistung zu erbringen. Nachdem man sich zuerst auf die Krankheiten Asthma, Koronare Herzkrankheit, Diabetes und Mammakarzinom verständigt hat, empfiehlt ein Koordinierungsausschuss zur Zeit nur noch Diabetes Typ II und Mammakarzinom, da man mittlerweile merkt, wie viele Fragen noch offen sind und weil Leistungserbringer sich zum Teil noch qualifizieren müssen.
Apotheker sollen sich nach Auffassung von Wolf in diese DMPs einbringen, indem sie für die Kranken und die behandelnden Ärzte die Medikation managen, angefangen bei der pharmazeutischen Betreuung bis hin zur Compliance-Förderung und zur telefonischen Betreuung. Die ABDA ließ bereits entsprechende DMP-Inhalte nach Art eines modularen Aufbaus erarbeiten. Übrigens: auch eine Honorierung für Leistungen im Rahmen der DMPs ist da vorgesehen – solche pharmazeutische Tätigkeiten können nicht mehr vom Verkauf der Arzneimittel über die Arzneimittelpreisverordnung abgedeckt werden.
DMPs sind Neuland für alle Beteiligten. Ob es gut geht, steht in den Sternen, zumal hier auch die Politik ihre Finger drin hat. Letztendlich lässt sich darin Positives und Negatives entdecken. Zum Positiven gehört, dass wir eine Chance haben, den Weg der pharmazeutischen Betreuung konsequent weiter zu gehen, ihn auszubauen und die Elemente sinnvoll einzusetzen mit der Aussicht auf Honorierung. Außerdem kann dies ein weiterer Meilenstein sein auf dem Weg zu einem neuen Berufsbild des Apothekers, das eingeläutet wurde durch die Ausrichtung auf die pharmazeutische Betreuung und durch die Einführung der Klinischen Pharmazie in die Ausbildungsordnung. Der Apotheker – schon lange kein Hersteller mehr, heute noch Distributeur, morgen schon Manager und Betreuer in Sachen Arzneimittel? Vielleicht.
Doch es gibt auch kritische Stimmen, die eine Beteiligung des Apothekers an DMP skeptisch sehen und ihn lieber bei den traditionellen Aufgaben lassen wollen. Sie gehen davon aus, dass nur ein Bruchteil aller Apotheken bisher genau weiß, was es mit der pharmazeutischen Betreuung auf sich hat. Sie wissen auch, dass die Klinische Pharmazie gerade erst mal in die Ausbildungsordnung aufgenommen wurde, und dass es noch fraglich ist, ob, inwieweit und wann DMPs überhaupt zum Laufen kommen. Ich denke: weg mit dem Pessimismus, wir sollten auf jeden Fall dran bleiben – Distribution und Beratung allein tragen uns nicht in die Zukunft.
Als vertrauenswürdig gilt der Beruf des Apothekers nach wie vor. In einer aktuellen Umfrage des Online-Dienstes GesundheitPro.de rangieren die Apotheker bei der Vertrauensfrage auf Platz 1 (91,5 %), dicht hinter ihnen natürlich Krankenschwestern und Ärzte, während beispielsweise nur 12,3% der Befragten den Politikern das Vertrauen aussprechen. Ein schönes Ergebnis für uns und unseren Beruf, das wir nutzen sollten.
Einen Erfolg gab es bei der Abstimmung im Bundestag über eine Änderung des Apothekengesetzes. Bundesrat und Bundestag haben sich entschlossen, Impfstoffe im Apothekenvertriebsweg zu belassen. Arzneimittel, insbesondere Impfstoffe sind besondere Waren, die nur über die Apotheken sicher transportiert werden können. Einen finanziellen Vorteil beim Versand von Impfstoffen sehen die Politiker nicht. Da bleibt uns das Prinzip Hoffnung, dass diese Erkenntnis auch Auswirkungen auf die Versandhandelsdiskussion hat.
Wenig Fortune hatte das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) in Eschborn in den vergangenen Jahren: Die renommierte Institution aller Apotheker sucht wieder einen neuen Leiter. Der bisherige ZL-Leiter verfolgt andere wissenschaftliche Ziele als sie das ZL tragen kann. Die Folge: man trennte sich. Jetzt sucht man nach einer neuen Führungspersönlichkeit. Viel Erfolg, ZL!
Peter Ditzel
Weg von der Schachtel ...
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