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DAZ-Interview: Qualitätsmanagement als Zukunftssicherung
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Der Versandhandel ist das derzeit dominierende politische Thema für die Apotheker. Die Kritiker des bestehenden Systems argumentieren gerne mit dem klaren Bekenntnis der Versandapotheken zum modernen Qualitätsmanagement. Was haben die Apotheken dem entgegenzusetzen?
Schütte:
Der bayerische BKK-Vorsitzende Schulte hat einer niederländischen Versandapotheke öffentlich zur Zertifizierung ihres Qualitätsmanagementsystems gratuliert. Abgesehen von seiner gesundheitspolitischen Intention zeigt das, welche Öffentlichkeitswirkung sich alle Beteiligten von einer solchen Zertifizierung versprechen. Dem können sich die Apotheker nicht verschließen.
Die Apothekerkammer Niedersachsen hat dies schon erkannt, als die Bedrohung durch Versandapotheken noch reine Theorie war. Wir haben schon 1996 die Weichen in Richtung Qualitätsmanagement gestellt. Heute, im Jahr 2002, können wir feststellen, dass dies eine richtige Entscheidung war. Die berufliche Selbstverwaltung hat damit eine vorausschauende Handlungsweise bewiesen. Mit dem Qualitätsmanagement machen wir die Apotheken zukunftssicher. Wenn wir damit nicht rechtzeitig begonnen hätten, müssten wir uns heute ungeheure Versäumnisse vorwerfen lassen. Eine solche Kritik wäre in der heutigen Situation kaum auszuhalten.
Thomsen:
Die ABDA ist diesen Weg mit ihrer Mustersatzung 1999 konsequent weitergegangen. Sie eröffnet die Möglichkeit zu bundesweit anerkannten Zertifizierungen durch die Apothekerkammern. Damit können sich auch ganz normale Apotheken ohne Großfinanz im Hintergrund mit vernünftigem Aufwand zertifizieren lassen. Auch in diesem Punkt brauchen wir den Vergleich mit dem Versandhandel nicht zu fürchten.
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Sehen Sie noch weitere gesundheitspolitische Perspektiven für das Qualitätsmanagement?
Schütte:
Auch wenn viele es nicht sehen wollen, ist zumindest eine langfristige Entwicklung im Gesundheitswesen schon heute erkennbar. Im Jahr 2005 werden alle Ärzte verpflichtet sein, Qualitätsmanagement einzuführen, und die Bundesgesundheitsministerin hat bereits angekündigt, dass sie dies auf alle Heilberufe übertragen will. Daher sind die Apotheken gut beraten, sich schon jetzt darauf einzustellen. So wie jetzt schon viele Heime werden dann auch andere Leistungserbringer nur Apotheken mit QMS als gleichwertige Partner akzeptieren.
Wenn die Politik oder die Vertragspartner Forderungen nach qualitätsgesicherten Leistungen erheben, sollten die Apotheker ein möglichst pauschales Angebot machen können, das bundesweit akzeptiert wird. Darauf sollten wir uns für die Zukunft vorbereiten.
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Auch viele Kolleginnen und Kollegen wünschen sich ein bundeseinheitliches Konzept für das Qualitätsmanagement. Sie wollen mehr als nur eine gemeinsame ABDA-Satzung. Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund die unterschiedlichen Aktivitäten der Kammern hinsichtlich des Qualitätsmanagements ein
Schütte:
Es ist nicht unsere Sache, die Arbeit der anderen Kammern zu kritisieren. Auch die anderen Kammern haben mittlerweile Satzungen für die Zertifizierung erlassen. Doch in vielen Ländern steht die Umsetzung aus. Es reicht nicht aus, formale Grundlagen zu schaffen und eine Satzung zu erlassen.
Das Qualitätsmanagement ist ein Aktivposten der Kammern, für den sie werben müssen, auch bei den eigenen Mitgliedern. Das war und ist auch in Niedersachsen so. Wir machen heute noch in Bezirksversammlungen regelmäßig auf die Bedeutung des Qualitätsmanagements aufmerksam. Dort wird schon lange nicht mehr kontrovers über das Thema diskutiert, aber es erhöht auch heute noch die Akzeptanz, wenn das Qualitätsmanagement immer wieder angesprochen wird.
Thomsen:
Die Kammer Niedersachsen war von Anfang an offen, ihre Erfahrungen an andere Kammern weiterzugeben. Ein schönes Beispiel ist Sachsen-Anhalt, das wir beim Einstieg in das Qualitätsmanagement unterstützt haben. Inzwischen entsteht dort eine eigene Infrastruktur, und es werden in größerer Zahl Handbücher zur Zertifizierung erwartet.
Wir sind auch in Zukunft offen für eine solche Zusammenarbeit. Nach Absprache können Vertreter anderer Kammern an den Sitzungen unserer Zertifizierungskommission teilnehmen.
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Einige andere Kammern sind durchaus sehr aktiv beim Qualitätsmanagement, aber mit teilweise abweichenden Konzepten. Bei einem Seminar auf der Interpharm in Stuttgart wurden beispielsweise unterschiedliche formale Vorstellungen bei der Gestaltung der Handbücher deutlich.
Schütte:
Nicht die Formalitäten sind wichtig, sondern die Inhalte der Handbücher. Die müssen nachvollziehbar sein. Darum muss die Zertifizierungskommission mit Kolleginnen und Kollegen besetzt sein, die über die Sichtweise ihrer eigenen Apotheke hinausblicken und sich auch in andere Lösungen hineinversetzen können.
Das Ziel ist aber überall das Gleiche. Andere mögen glauben, dieses Ziel auf andere Weise besser zu erreichen. Wir gehen konsequent unseren Weg, wie er der Beschlusslage der Bundesapothekerkammer entspricht. Und wir werden durch unsere Erfahrungen bestärkt, diesen Weg weiterzugehen. Andererseits lässt sich die Kammer Niedersachsen gerne von anderen Kammern überholen – aber nur mit besseren Argumenten!
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Wie geht dieser Weg in Niedersachsen weiter? Die ersten Zertifizierungen liegen mehr als drei Jahre zurück. Wie laufen die Rezertifizierungen ab?
Thomsen:
Wir haben schon einige Apotheken rezertifiziert. Dabei muss nachgewiesen werden, dass die Apotheken in den zurückliegenden drei Jahren mit dem QMS gearbeitet und dies weiterentwickelt haben. Außerdem müssen inhaltliche Regelungen zur Beratung und eine durchgeführte Eigenrevision nachgewiesen werden.
Die Rezertifizierungen sollen die permanente Weiterentwicklung der Apotheken immer wieder überprüfen. Wie das nachzuweisen ist, wird sich in Zukunft weiter verändern. So könnten beispielsweise die Fortbildungspunkte auch herangezogen werden, um zu zeigen, dass die Fortbildungsanforderungen des Qualitätsmanagements erfüllt werden – nicht zwingend, aber als eine Möglichkeit.
Schütte:
Andererseits sollte die Idee, dass Nachweise nur eine begrenzte Zeit gelten, auch auf andere Zertifikate übertragen werden. So sollte beispielsweise ein Diabetes-Zertifikat nicht für alle Zeit gelten, sondern nach einigen Jahren erneuert werden müssen. Letztlich stelle ich mir eine enge Verzahnung zwischen Fortbildung, Weiterbildung und Qualitätsmanagement in einem System vor. Das wäre mein Idealbild von einem apothekenspezifischen QMS.
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Herr Schütte, Herr Dr. Thomsen, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Die Apothekerkammer Niedersachsen verfügt über besonders lange Erfahrungen mit dem Qualitätsmanagement in Apotheken. Bisher wurden über 150 Apotheken zertifiziert, etliche schon vor mehr als drei Jahren. Daher ist mittlerweile die Phase der Rezertifizierung im Gange. Aus diesem Anlass sprach die DAZ mit Götz Schütte, dem Geschäftsführer der Apothekerkammer Niedersachsen, und Dr. Martin Thomsen, der in der Kammer für strategische Entwicklung und Qualitätsmanagement zuständig ist, über künftige Herausforderungen für das Qualitätsmanagement in der Apotheke.
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