Prisma

Morphin: Lieber sprühen als spritzen

Ein Knochenbruch ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Die Linderung der Schmerzen gehört daher auch zu den Sofortmaßnahmen, die ein Arzt vornimmt. Derzeit werden schmerzstillende Arzneistoffe dabei in der Regel gespritzt. Künftig könnte der Patient statt dessen möglicherweise eine Dosis Nasenspray verpasst bekommen.

Zumindest wird diese Art der Schmerzlinderung von Medizinern aus Bristol/Großbritannien empfohlen. Wie sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "British Medical Journal" berichten, konnten sie im Rahmen einer Studie mit einem morphinhaltigen Nasenspray Schmerzen schneller lindern als mit einer Morphinspritze. 404 Patienten mit einem Knochenbruch im Alter zwischen drei und 16 Jahren nahmen an der Studie teil. 202 von ihnen erhielten das Nasenspray, die anderen 202 bekamen Morphin intramuskulär gespritzt. Nach 5, 10, 20 und 30 Minuten wurden die Studienteilnehmer nach ihren Schmerzempfindungen gefragt. Dabei zeigte sich, dass das morphinhaltige Nasenspray der Morphinspritze deutlich überlegen war. Bereits nach fünf Minuten waren die Schmerzen unter der Anwendung des Sprays geringer, während die Spritze eine halbe Stunde für den gleichen Effekt benötigte.

Dieses Ergebnis alleine würde schon für das Nasenspray sprechen. In der Studie machte sich jedoch noch ein zweiter Effekt bemerkbar, der vor allem bei Kindern zum Tragen kommt. Kinder empfinden eine Spritze in der Regel immer als bedrohlich und schmerzhaft. Entsprechend reagierten auch die kleinen Studienteilnehmer zu mehr als 90 Prozent negativ auf die Spritze und bezeichneten sie als zusätzlichen Stressfaktor. Das Nasenspray wurde dagegen gut angenommen. Nur 20 Prozent der Patienten empfanden das Sprühen als unangenehm. Die Studiendurchführenden empfehlen daher, bei Kindern grundsätzlich von der schmerzstillenden Spritze auf das Nasenspray umzustellen. ral

Quelle: British Medical Journal 2001, Vol. 322, Nr. 7281, S. 261 - 265

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