Prisma

Alle Organe haben eine innere Uhr

Fliegt der Mensch über mehrere Zeitzonen hinweg in fremde Länder, setzt er sich einer Zeitverschiebung aus, die die "innere Uhr" ganz schön aus der Reihe bringen kann. Der zirkadiane Rhythmus wird gestört, die Folgen sind Müdigkeit am Tag, schlaflose Nächte, Appetitlosigkeit und Verdauungsprobleme. Bis sich der "innere Zeitmesser" wieder angepasst hat, dauert es meist ein paar Tage.

Ein Versuch an Ratten, der an der University of Virginia durchgeführt wurde, lässt vermuten, dass zumindest die gestörte Verdauung, die beim Jetlag auftritt, durch eine Anpassung der Essenszeiten recht einfach behoben werden kann. Entsprechend ihren Ergebnissen raten die Biologen dazu, bereits einige Tage vor dem Flug nach Übersee die Mahlzeiten zu den dort üblichen Essenszeiten einzunehmen. Eine gut funktionierende Verdauung wäre ihrer Aussage nach die beste Voraussetzung dafür, dass sich das Zeitzentrum im Gehirn schnell an die Zeitverschiebung anpassen kann. Dieses Zeitzentrum ist für den zirkadianen Rhythmus verantwortlich. Taktgeber für diese "innere Uhr" sind Tag und Nacht bzw. hell und dunkel.

Der Tierversuch brachte den Forschern noch eine weitere Erkenntnis: Der zirkadiane Rhythmus wird nicht nur vom Gehirn kontrolliert. Auch andere Organe sollen eine eigene "innere Uhr" besitzen und dadurch die Hauptuhr im Gehirn beeinflussen können. Die Forscher hatten die Ratten, die normalerweise nur nachts aktiv und hungrig sind, gezwungen, bei Tageslicht zu fressen. Die Ratten änderten bereits innerhalb von zwei Tagen ihre gewohnte Lebensweise und waren tagsüber munter. Schuld daran war nicht nur der Hunger, auch der Stoffwechsel der Leber hatte sich an den veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus angepasst, wie hormonelle Analysen ergaben.

Hilfreich könnte diese Erkenntnis für Patienten werden, deren Krankheitsbeschwerden sich zu bestimmten Tageszeiten verschlechtern. Ärzte versuchen in diesem Fall, die Behandlung zeitlich anzupassen (Chronotherapie). Die Strahlentherapie bei Leberkrebs hat zum Beispiel am wenigsten Nebenwirkungen, wenn sie nachts durchgeführt wird. Aus organisatorischen Gründen wird dieser Punkt bei der Bestrahlung jedoch nicht berücksichtigt. Ließe sich nun die "innere Uhr" der Leber durch eine Umstellung der Essenszeiten zurückdrehen, könnte das die Nebenwirkungen der Strahlentherapie möglicherweise verringern. la

Quelle: www.surfmed.de

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