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Arzneimittel und Therapie
Erektile Dysfunktion: Tadalafil – Potenzpille mit langer Wirkung
Fünf bis sieben Millionen Männer in Deutschland leiden an Erektionsstörungen. Die Erkrankungshäufigkeit nimmt mit dem Alter zu.
Viele organische Ursachen
Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Erektionsstörungen ist psychisch (mit)verursacht. Zu den organischen Ursachen zählt die Schädigung von Nerven, beispielsweise durch Rückenmarkverletzungen, Operationen (z. B. radikale Prostataektomie) oder bei Multipler Sklerose. Besonders häufig ist die erektile Dysfunktion (= ED) ein Frühsymptom zugrunde liegender Gefäßerkrankungen (Hypertonie, Atherosklerose, Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit). Über 75% der männlichen Herzinfarktpatienten haben bereits fünf bis sieben Jahre vor dem Infarkt Erektionsstörungen. Auch Hormondefizite, Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, Arzneimittel (z. B. Antihypertensiva, Antidepressiva, Digitalisglykoside, Neuroleptika), Nicotin, Alkohol und Drogen können Erektionsstörungen verursachen.
Aufklärungsbedarf ist groß
Der Aufklärungsbedarf zum Thema Erektionsstörungen ist groß. Das Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit e.V. bietet
- die Möglichkeit telefonischer Anfragen zu sexuellen Funktionsstörungen unter 01 80/5 55 84 84 montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr
- Informationen unter der Internet-Adresse www.isg-info.de Täglich gehen hier etwa 200 Anrufe ein, wobei die meisten Fragen Erektionsstörungen betreffen. Pro Tag besuchen etwa 400 Menschen die Internet-Seite.
Von den über 9000 Besuchern der Internet-Seite, die einen Fragebogen zum Risikoprofil der erektilen Dysfunktion ausfüllten, kannten fast 80% ihre Grunderkrankung nicht genau. Informationsbedarf besteht auch zu den Behandlungsmöglichkeiten der erektilen Dysfunktion.
Verschiedene Therapiemöglichkeiten
Das Therapiespektrum umfasst: Psychotherapie, Partnertherapie
- lokale Behandlung: Injektion von Alprostadil (Prostaglandin E1) in die Schwellkörper (Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie, SKAT) oder Anwendung als Gel in der Harnröhre
- Vakuumerektionshilfe
- orale Behandlung: Yohimbin, der Phosphodiesterase-Hemmstoff Sildenafil, Apomorphin
- Schwellkörperimplantate (als letzte Lösung, danach keine natürliche Erektion mehr möglich)
Zwei neue Phosphodiesterase-Hemmer
Demnächst wird sich das Spektrum voraussichtlich um zwei orale Therapeutika erweitern: die Phosphodiesterase-Hemmer Tadalafil (IC351) und Vardenafil (Bay 389456). Beide haben klinische Studien der Phase III durchlaufen. Tadalafil von Lilly ICOS ist bereits zur Zulassung bei der FDA und der europäischen Zulassungsbehörde EMEA für die Indikation erektile Dysfunktion eingereicht.
Tadalafil: selektiver und länger wirksam
Tadalafil wurde in Studien mit mehr als 5000 Patienten, darunter acht Phase-III-Studien, geprüft. Es unterscheidet sich in seiner chemischen Struktur von Sildenafil, hemmt jedoch ebenfalls die Phosphodiesterase vom Typ 5 (PDE-5). PDE-5 baut in der Schwellkörpermuskulatur cGMP ab. Der Second Messenger cGMP lässt die glatte Muskulatur der Schwellkörper erschlaffen, wodurch mehr Blut in den Penis einströmen kann. Daher ist eine ausreichende cGMP-Konzentration für die Tumeszenz (= das Anschwellen) des Penis erforderlich.
Tadalafil greift noch selektiver an der Phosphodiesterase vom Typ 5 an als Sildenafil; die Affinität zu PDE-1 am Herzen und PDE-6 in der Netzhaut ist herabgesetzt. Dass unter Tadalafil nur in Einzelfällen Farbsehstörungen aufgetreten sind, kann mit der erhöhten Selektivität zusammenhängen.
Die Halbwertszeit von Tadalafil ist mit 17,5 Stunden länger als die der anderen PDE-5-Hemmer (Sildenafil 3,5 Stunden und Vardenafil 3,9 Stunden). Die Wirkung von Tadalafil hält bei 60% der Anwender über 24 Stunden an.
Die maximale Arzneistoffkonzentration im Plasma wird zwar erst nach 120 Minuten erreicht (70 Minuten mit Sildenafil, 40 Minuten mit Vardenafil), die Wirkung tritt jedoch häufig bereits nach 15 bis 30 Minuten ein: In einer Studie war ein Drittel der Männer bereits 16 Minuten nach der Einnahme und nach sexueller Stimulation erektionsfähig.
Die Standarddosis beträgt 20 mg. Für die Behandlungsdauer gibt es keine Richtlinien; der Patient selbst entscheidet, wann die Behandlung zu Ende sein kann. Bei psychogener ED genügt es dem Patienten mitunter, wenn die Tablette in der Schublade liegt.
Die klinischen Studien zeigten, dass Tadalafil unabhängig vom Schweregrad und der Dauer der erektilen Dysfunktion und auch unabhängig vom Patientenalter hilft. Beispielsweise ergab eine kanadische Studie mit 212 ED-Patienten, die Tadalafil bei Bedarf einsetzten, dosisabhängig (2, 5, 10 oder 25 mg) in bis zu 88% der Fälle eine Erektionsverbesserung. Bis zu 73% der Koitusversuche wurden erfolgreich, das heißt bis zur Ejakulation, durchgeführt.
Der "worst case" der erektilen Dysfunktion mit meist schweren organischen Störungen liegt bei Diabetikern vor. In einer spanischen Studie an 216 Diabetikern mit ED verbesserte Tadalafil dosisabhängig (10 oder 20 mg) die Erektion bei fast zwei Dritteln der Patienten.
Nur leichte bis mäßige Nebenwirkungen
Als Nebenwirkungen dominieren Kopfschmerzen, Dyspepsie, Rücken- und Muskelschmerzen, die in der Regel nur leicht bis mäßig stark ausgeprägt sind und im Verlauf der Einnahme abnehmen. Farbsehstörungen, wie sie von Sildenafil bekannt sind, kommen nur in Einzelfällen vor. Bislang sind keine schweren kardiovaskulären Nebenwirkungen bekannt.
Quelle Dr. Viola Bronsema, Bad Homburg, Priv.-Doz. Dr. Gralf Popken, Berlin, Dr. Axel-Jürg Potempa, München, Prof. Dr. Hartmut Porst, Hamburg, Pressekonferenz "IC351 - ein neuer, weiterentwickelter PDE-5-Inhibitor zur Therapie der erektilen Dysfunktion", Düsseldorf, 20. September 2001, veranstaltet von Lilly ICOS.
Viagra bekommt bald Konkurrenz: Für Tadalafil ist die Zulassung in Europa und in den USA beantragt. Tadalafil soll selektiver an der Phosphodiesterase vom Typ 5 im Penis wirken. Die Wirkung tritt rasch ein und hält über 24 Stunden an. Für Vardenafil wurde in den USA und Mexiko die Zulassung beantragt.
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