Berichte

Universität Marburg: Sponsoring für Biopharmazie

"Reales und zugleich virtuelles Labor" - so lautet jetzt die Devise Marburger Pharmaziestudenten im 7. Semester. Dank einer 100000-DM-Spende der Firmen Phoenix AG und ADG an das Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie konnte das Biopharmaceutical Information Centre, kurz BIC, eingerichtet werden. Mit diesem bisher für Deutschland einzigartigen Projekt ist es den Studenten nun möglich, biopharmazeutische Experimente anstelle aufwendiger Experimente im Labor zeitgemäß und komfortabel auf einer Windows-Oberfläche durchzuführen. Damit ist die Pharmazie Marburg mit ihren 850 Studenten um ein attraktives Lehrangebot reicher.

Doch ganz von vorne: Am 10. Mai 2000, dem diesjährigen Tag der Pharmazie an der Universität Marburg, wurde in Anwesenheit von Staatssekretär Porz die großzügige Spende "formell" übergeben. Sie ist ungefähr doppelt so groß wie der jährliche Sachmitteletat des Instituts und floss uneingeschränkt in die Lehre. Nach Umbau- und Renovierungsmaßnahmen des Instituts folgte bereits Ende Juni 2000 ein Probelauf des BIC. Der Praktikumsbetrieb begann pünktlich zum Wintersemester 2000.

Einweihung des BIC

Am 24. Oktober fand die Einweihungsfeier des BIC in Anwesenheit von Sponsoren, Universitäts- und Institutsleitung, Standesvertretern, niedergelassenen Apothekern, Vertretern der lokalen pharmazeutischen Industrie und Pharmaziestudenten statt. Bei dieser Gelegenheit bedankte sich Prof. Dr. Thomas Kissel, geschäftsführender Direktor des Institus, bei Herrn Udo Major, Geschäftsführer der Phoenix AG Hanau, für den ungewöhnlichen Umfang der Spende, beim Universitätspräsidenten Prof. Dr. Horst Kern und Mitarbeitern für die kurzfristige Umsetzung der erforderlichen Baumaßnahmen und beim Initiator der Aktion, Dr. Bremecker, für sein Engagement.

In seinem Grußwort erinnerte Prof. Dr. Kern an die begrenzten Möglichkeiten des Staates, die Universitäten fortan finanziell zu unterstützen: Private-Public-Partnership, im Sinne von "Geld einsammeln" für die Universität, sei da eine mögliche Lösung. Unter diesem Aspekt erfüllt die Einrichtung des BIC sicher eine Art Vorbildfunktion.

Dem konnte Herr Major nur zustimmen: Während er normalerweise die etwa 700 Apotheken in Hessen mit Arzneimitteln beliefert, sollte nun aus seiner Sicht mit dieser Spende die pharmazeutische Ausbildung modernisiert und auch um einige praxisrelevante Elemente ergänzt werden.

Mit einem Blick auf seine persönliche 25-jährige PC-Erfahrung wies Dr. Peter Homann, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands, auf die Rasanz der PC-Entwicklung hin: Was heute Taschenrechner in wenigen Sekunden schaffen, war früher eine Übernachtungsaktion vor dem Computer.

Als studentische Vertreter bedankten sich Frau Ammenhäuser und Herr Lendemans für die Einrichtung des BIC. Sie berichteten über die Ergebnisse einer bei etwa 80 Kommilitonen durchgeführten Umfrage zum Thema EDV: Konstatiert wurde ein deutlicher Nachholbedarf im Fachbereich Pharmazie in Sachen Computer. So ist es nicht verwunderlich, dass sich alle Hoffnungen auf den jüngst entstandenen PC-Pool des BIC richten.

Ausstattung des BIC

Das BIC besteht aus einem Server-Client-Netzwerk mit 14 Rechnern und einem Server-Arbeitsplatz. Zukünftig sollen hier klinische Daten ausgewertet, Biostatistiken erstellt und Recherchen aktueller biopharmazeutischer Literatur durchgeführt werden. Außerdem sollen Tabletten-, Salben-, Sterilproduktion nach GMP simuliert und virtuelles Rezeptieren geübt werden. Selbst Arzneimittelinteraktion und -substitution gängiger Pharmaka können dargestellt und wirtschaftliche Abläufe einer Apotheke veranschaulicht werden. Mit Blick in die Zukunft und dem Gruß aus Star Wars "May the Force be with you" eröffnete Prof. Dr. Kissel das BIC. Anschließend waren alle Gäste zur Besichtigung des BIC und zu einem Stehempfang eingeladen.

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