Praxis

Turbohaler: Einfache Handhabung – milde Inhalation

Der Turbohaler ist ein Trockenpulver-Inhalationssystem. Er ist leicht zu bedienen, die Handhabung ist schnell erlernt und die bronchiale Deposition ist gut. Das Inhalationssystem ermöglicht den Einsatz nur geringer Wirkstoffmengen und enthält keine Treibgase. Auch bei akuter, schwerer Atemnot kann mit dem Turbohaler eine Verbesserung der Lungenfunktion erzielt werden.

Der Turbohaler unterscheidet sich in seiner Anwendung von Dosieraerosolen mit Treibgas und anderen Trockenpulver-Inhalationssystemen. Der Patient sollte in die Handhabung eingewiesen werden, um den Erfolg der Therapie zu gewährleisten. Bei der Umstellung von einem Dosieraerosol mit Treibgas muss er darauf hingewiesen werden, dass Kältereiz und auch mechanische Reizungen - wie er sie bis jetzt gewohnt war - nicht mehr auftreten. Außerdem entfällt beim Turbohaler die Schwierigkeit, das Einatmen exakt mit dem Sprühstoß zu koordinieren.

Fließfähige agglomerierte Partikel

Der Wirkstoff liegt im Turbohaler in mikronisierter Form und einer bronchialgängigen Teilchengröße von durchschnittlich 2 bis 2,5 Mikrometer vor. Der Pulmicort Turbohaler und der Pulmicort Turbohaler 400 Mikrogramm mit dem Wirkstoff Budesonid und auch der Aerodur Turbohaler mit dem Wirkstoff Terbutalin enthalten jeweils nur den reinen Wirkstoff ohne Zusatz von Hilfsstoffen. Im Oxis Turbohaler 6 Mikrogramm und 12 Mikrogramm ist der Wirkstoff Formoterol dagegen mit mikronisierter Laktose vermischt. Denn nur durch diese galenische Aufbereitung ist es möglich, die geringen erforderlichen Wirkstoffmengen zu dosieren.

Um eine ausreichende Fließfähigkeit und damit gute Dosierungsgenauigkeit zu erreichen, liegen die mikronisierten Partikel im Vorratsbehälter als Agglomerate vor. Aus diesem Vorratsbehälter fällt die agglomerierte Substanz dann auf die Dosierscheibe in die fünf Dosiereinheiten, von denen jede die für eine Inhalation nötige Wirkstoffmenge enthält. Erst bei der Inhalation zerfallen die Agglomerate dann wieder zu einem großen Anteil in die bronchialgängigen, mikronisierten Einzelpartikel.

Überdosieren ist nicht möglich

Der Turbohaler muss für jede Inhalation vorbereitet werden. Durch einmaliges und vollständiges Hin- und Zurückdrehen des farbigen Dosierrades wird eine der fünf Dosierungseinheiten auf der Dosierscheibe unter den Inhalationskanal gebracht. Dabei ist der Turbohaler unbedingt aufrecht zu halten, das Mundstück zeigt nach oben! Ob das Dosierrad zuerst nach rechts oder links gedreht wird, spielt keine Rolle. Die Verbrauchsanzeige läuft aber weiter. Auch wenn der Anwender das Dosierrad versehentlich mehrmals dreht, besteht keine Gefahr der Überdosierung, da sich jeweils nur eine Dosierungseinheit unter den Inhalationskanal schieben kann.

Vor der Inhalation sollte der Patient tief ausatmen (nicht durch den Turbohaler!). Erst dann wird das Mundstück zwischen die Zähne gesetzt, mit den Lippen umschlossen und mit einem tiefen Zug inhaliert. Dabei tritt Luft über zwei Lufteintrittskanäle ein, strömt unter die Dosierscheibe durch die mit Wirkstoff gefüllten Löcher der Dosiereinheit und wird in den spiralförmigen Kanälen des Mundstückes verwirbelt. Durch die entstehenden Turbulenzen zerfallen die Agglomerate wieder zu überwiegend bronchialgängigen Partikeln (< 5 Mikrometer).

Inhalation spürt man nicht

Viele Patienten spüren nichts, wenn sie durch den Turbohaler inhalieren, da sie nur geringe Substanzmengen als kleine Teilchen aufnehmen. Für "skeptische" Patienten kann zur Demonstration ein dunkles, nicht zu dicht gewebtes Tuch verwendet werden. Der Patient legt das Tuch über das Mundstück des geladenen Tubohalers und atmet durch das Tuch ein. Der Wirkstoff ist danach als deutlich weißer Niederschlag auf dem Stoff zu erkennen.

Auch bei akuter Atemnot

Um eine gute Deposition des Wirkstoffes in den Bronchien zu erzielen, sind Inspirationsflüsse von 30 bis 60 l/min erforderlich. Schon Kinder ab dem fünften Lebensjahr können diese Inspirationsflüsse aufbringen. Screening Tests haben belegt, dass auch Patienten mit akuter, schwerer Atemnot noch Inspirationsflüsse im Bereich von 30 l/min erreichen.

Aber auch Inspirationsflüsse unterhalb von 30 l/min führen beim Turbohaler noch zur Freisetzung von Wirkstoff, sodass auch im Notfall, insbesondere bei mehrfacher Anwendung, eine ausreichende Verbesserung der Lungenfunktion erreicht werden kann. So konnte z.B. nachgewiesen werden, dass selbst bei einem Inspirationsfluss von 20 l/min und einer entsprechenden Inspirationsdauer (> 0,5 s) noch über 5% der freigesetzten Teilchen kleiner als 6 µm waren. In einer Cross-over Studie wurde die Lungendeposition nach Inhalation von Budesonid mit dem Turbohaler an zehn Probanden untersucht. Das Ergebnis: Bei einem mittleren Inspirationsfluss von 35 l/min wurde eine Deposition von 14,8% erreicht, bei 62 l/min waren es 27,7%.

Roten Punkt beachten

Der Turbohaler besitzt unterhalb des Mundstückes eine Reserveanzeige. Bei jedem Ladevorgang läuft die Endanzeige "roter Punkt" weiter. Erscheint in der Reserveanzeige eine rote Markierung im oberen Fensterrand, stehen noch 20 Hub zur Verfügung. Hat die rote Markierung den unteren Fensterrand erreicht, ist das Gerät leer. Das Geräusch, das beim Schütteln des Turbohalers entsteht, gibt keinen Aufschluss darüber, wie viel Wirkstoff noch enthalten ist, denn es ist nicht durch den Wirkstoff, sondern durch das Trockenmittel im Fuß des Turbohalers bedingt.

Vor Feuchtigkeit geschützt

Bei sachgemäßer Anwendung und Verschluss nach Inhalation ist der Turbohaler vor Feuchtigkeit geschützt. Das im Fuß des Gerätes enthaltene Trockenmittel sorgt darüber hinaus dafür, dass bei der Inhalation evtl. eintretende Luftfeuchtigkeit abgefangen wird.

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