Arzneimittel und Therapie

Glioblastoma Multiforme: Erste lokale Therapie für maligne Hirntumoren

Im Januar 2000 hat die Aventis Pharma Deutschland GmbH das Produkt Gliadel® 7,7 mg auf den Markt gebracht, das 1999 zur Behandlung von Patienten mit rezidivierendem, histologisch nachweisbarem Glioblastoma multiforme zugelassen wurde, bei denen eine operative Resektion angezeigt ist.

Bei Gliadel® 7,7 mg handelt es sich um kleine Implantatscheiben (Durchmesser 14 mm, Dicke 1 mm), die nach Entfernen des Tumors in den entstandenen Hohlraum eingelegt werden. Gliadel® 7,7 mg ist das einzige im Markt befindliche lokale Therapeutikum für Hirntumoren. Das Wirkprinzip basiert auf einer verzögerten Freisetzung des Wirkstoffs Carmustin BCNU) aus einer neuartigen, biologisch abbaubaren Polymermatrix, die sich innerhalb von zwei bis drei Wochen vollständig auflöst und dabei permanent den Wirkstoff freigibt. Durch diese Applikationsart wird ein kontinuierlicher lokaler Wirkspiegel erzielt, der um den Faktor 200 gegenüber dem mit systemischer Gabe erreichbaren gesteigert ist.

Andererseits ist die Ausschwemmung des Wirkstoffs ins periphere Blut bei Lege-artis-Applikation so gering, dass normalerweise keine der systemischen Nebenwirkungen auftreten, die den Patienten bei einer herkömmlichen Chemotherapie sehr belasten können.

Indikationsgebiet Hirntumoren

Bei primären Hirntumoren kommt es bei Erwachsenen zu ca. 5000 Neuerkrankungen pro Jahr. Für die häufigste Form, das Glioblastoma multiforme, besteht trotz Operation und anderen therapeutischen Maßnahmen nur eine mittlere Lebenserwartung von 12 Monaten. Bei den meisten Patienten kommt es nach der Operation zu einem Rezidiv.

Bisher wird mit mäßigem Erfolg versucht, das Auftreten von Rezidiven durch eine postoperative Strahlentherapie zu verzögern. Auch die intravenöse Gabe von Zytostatika (z.B. BCNU) kann Teilerfolge erbringen. Dies ist jedoch für den Patienten mit den bekannten Nebenwirkungen verbunden, die seine Lebensqualität zusätzlich verschlechtern. In dieser Situation bietet Gliadel® 7,7 mg nun eine neue, für den Patienten wesentlich schonendere Behandlungsmöglichkeit.

Polymerimplantate

Die Gliadel®-Polymerimplantate sind kleine weiße Scheiben (Durchmesser 14 mm, Dicke 1 mm, Gewicht 200 mg). Sie bestehen aus einem Copolymer zwischen Polycarboxyphenoxypropan und Sebazinsäure und enthalten 7,7 mg des Wirkstoffs Carmustin (BCNU). Bis zu acht dieser Implantatscheiben werden nach Entfernung des Hirntumors in den entstandenen Hohlraum platziert. Innerhalb von zwei bis drei Wochen werden diese Implantate vollständig abgebaut und geben dabei den Wirkstoff gleichmäßig frei.

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