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"Schweinkram pur" (Kommentar)
Stange und sein Anwalt Kunath - es ist schon bemerkenswert, mit welcher Chupze und Raffinesse die beiden mit getürkten Verträgen die Genehmigungsbehörden ausgetrickst haben. Am Ende sprach dann, jedenfalls auf dem Papier, nichts mehr gegen die Erteilung der Betriebserlaubnis für wieder eine neue "Stange-Apotheke". Nachdem sein Strafverfahren von der Bielefelder Staatsanwaltschaft gegen ein Bußgeld eingestellt war, konnte Rechtsanwalt Kunath - salopp gesprochen – in Bielefeld die Sau raus lassen. Und er tat es. Er selbst sprach offen von "anwaltlichem Schweinkram" – eine nach den aufgeflogenen Unterlagen durchaus realistische Einschätzung seiner Arbeitsweise.
Ob es Stange wirklich entlastet, dass der Anwalt seine Gesamtkonzeption zur Vorbereitung einer Apothekenkette nicht erst für ihn konzipiert hat? Die Denkansätze der beiden erscheinen durchaus kongenial. Man belässt es nicht dabei, die Ansicht zu lancieren, das Fremd- und Mehrbesitzverbot werde ohnehin fallen. Man sägt vielmehr aktiv mit an dem Ast - indem man es verfassungs- und europarechtlich in Frage stellen lässt oder indem man "anregt", nach ausländischen Apothekern zu suchen, die es durch eine Klage zu Fall zu bringen versuchen. Da dies von heute auf morgen nicht geht, bereitet man inzwischen – notfalls mit anwaltlichem "Schweinkram" – schon einmal vor, was unter neuen rechtlichen Rahmenbedingungen dann leicht in eine richtige Kette umzuswitchen ist. Alles nur aus purer Nächstenliebe, um jungen Apothekern eine moderne Apotheke zu verschaffen? Stange als Robin Hood gegen die etablierte Pharmalobby?
Was jetzt an Einzelheiten herauskommt, lässt eher den umgekehrten Schluss zu. Da wurden junge Apothekerinnen und Apotheker abgezockt und als nützliche Idioten vorgeschickt - als Statthalter auf Zeit in Apotheken, auf die Kunath bzw. seine Auftraggeber nach einem erhofften Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbotes selbst schnell den vollen Zugriff haben wollten. Wenn es eines zusätzlichen gesundheitspolitischen Beweises für die Sinnhaftigkeit des Fremd- und Mehrbesitzverbotes bedurfte – Kunath und Stange haben sich dabei bleibende Verdienste erworben.
Es war nicht leicht, den konspirativen, bestens abgeschirmten Tricksereien auf die Spur zu kommen. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus legitim, vielleicht sogar geboten, notfalls auch einen Maulwurf" einzusetzen. Der nordrheinische Kammerpräsident Mattenklotz wäre dafür nicht zu tadeln. Manches spricht jedoch dagegen, dass die in Bielefeld als Zeugin geladene Apothekerin ein solcher Maulwurf war.
Klaus G. Brauer
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