Vierter Einlöseweg

Gedisa und 15 Partnerunternehmen bieten CardLink-Verfahren für E-Rezepte an

Berlin - 20.06.2024, 13:45 Uhr

Nach DocMorris und Shop-Apotheke bringt nun auch die Gedisa einen eigenen CardLink-Zugang auf den Markt. (Foto: Screenshot: gedisa.de)

Nach DocMorris und Shop-Apotheke bringt nun auch die Gedisa einen eigenen CardLink-Zugang auf den Markt. (Foto: Screenshot: gedisa.de)


15 Partner hat die Gedisa jetzt für ihr standeseigenes CardLink-Projekt gefunden. Damit will man den EU-Arzneimittelversendern, die das Verfahren bereits nutzen, die Stirn bieten. Die ABDA betrachtet den vierten Einlöseweg allerdings weiterhin als völlig überflüssig und bemängelt eine Verschwendung von Versichertengeldern.

Die Gesellschaft für digitale Services der Apotheken (Gedisa) bietet zusammen mit 15 Partnerunternehmen einen standeseigenen CardLink-Zugang für die Einlösung von E-Rezepten an. Das gab die Tochtergesellschaft von 16 Landesapothekerverbänden und -vereinen am Mittwoch in einer Pressmitteilung bekannt. Der neue Einlöseweg könne über die ApoGuide-App der Gedisa oder die Apps der Partnerunternehmen genutzt werden. Jede teilnehmende App biete damit die Möglichkeit, das Angebot der Vor-Ort-Apotheken sinnvoll zu ergänzen und zu stärken, so die Gedisa.

Diese Plattform-Anbieter werden CardLink über die Gedisa anbieten:

  • aporadix GmbH
  • Apotechnik GmbH
  • Apozin GmbH
  • apotheken.de
  • gesund.de GmbH & Co. KG
  • IhreApotheken GmbH und Co. KGaA
  • MAK Marketing für aktive Kollegen GmbH
  • Mauve Mailorder Software GmbH & Co KG
  • MEDICON BRL GmbH
  • MediMan GmbH
  • NOVENTI Health SE
  • PHARMAGEST Germany GmbH
  • PHARMATECHNIK GmbH & Co. KG
  • Sanacorp Pharmahandel GmbH

Kosten für Apotheken

Apotheken können für einen Zugang verschiedene Transaktionsvolumina buchen. Für das „Paket S“ müssen 49 Euro monatlich entrichtet werden, damit können 100 Transaktionen getätigt werden. Für bis zu 250 Transaktionen kann das „Paket M“ erworben werden, hier werden 64 Euro im Monat fällig. Im „Paket M +“ erhalten die Apotheken für zusätzliche 25 Euro jeweils 250 weitere Transaktionen.

Die Mindestvertragsdauer beträgt 12 Monate, alle teilnehmenden Apotheken starten in jedem Monat mit dem „Paket S“, können dieses dann je nach benötigter Transaktionszahl erweitern, schreibt die Gedisa. Sie können automatisch nach Bedarf in das jeweils höhere Paket hochgestuft zu werden. Alternativ kann auch ein Limit von 1.000 Transaktionen oder ein unbegrenztes Paket gebucht werden.

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Laut Gedisa werden die Kund*innen über das Apothekenportal und per E-Mail informiert, sobald 80 Prozent des gebuchten Volumens verbraucht sind. Anschließend können sie sich entscheiden, ob sie Ihr Transaktionsvolumen für den laufenden Monat erweitern.

Für die Nutzung der Drittanbieter-Apps kann dann noch etwas für die Apotheken hinzukommen. Zwar erfolgt die Anbindung von Drittanbieter-Apps an die CardLink-Infrastruktur der Gedisa kostenfrei. Ob weitere Kosten entstehen, liege nicht in ihrem Einflussbereich, erklärt die Gedisa.

Wie können Apothekenkund*innen CardLink nutzen?

Auf ihrer Internetseite informiert die Gedisa über praktische Fragen zur Anwendung. Versicherte, die den neuen Einlöseweg nutzen wollen, bekommen über SMS ein Einmalpasswort zugesandt, welches für 15 Minuten gültig ist. Nach der Eingabe erfolgt dann die Validierung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Anschließend können bis zu zehn E-Rezepte abgerufen werden.

„Diskriminierungsfreier“ Einlöseweg

Damit sei nun eine „diskriminierungsfreie Lösung am Markt“ und man habe eine „echte Antwort“ auf die Herausforderung ausländischer Versandhändler gefunden, sagen die Verantwortlichen der Gedisa – Doc Morris und Redcare Pharmacy hatten ihre CardLink-Zulassungen bereits im April von der Gematik erhalten.

Der Schritt sei wichtig, betont die Gedisa, um die zukünftige Existenz der Vor-Ort-Apotheken zu sichern: „Die Kombination aus digitaler und persönlicher Versorgung ist DER Wettbewerbsvorteil für die Apotheken vor Ort und eröffnet ihnen zusätzliche Wege zu neuen Zielgruppen sowie weitere Möglichkeiten, mehr Umsätze zu generieren.“

Kritik der ABDA

Die ABDA sieht den neuen Einlöseweg dennoch kritisch. Bereits in der Vergangenheit hatte die oberste Standesvertretung Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von CardLink geäußert. Mit der E-Rezept-App der Gematik, der elektronischen Gesundheitskarte, sowie dem Token-Ausdruck stünden zudem bereits praktikable Einlösewege für das E-Rezept zur Verfügung.

Die ABDA hatte gefordert, die CardLink-Funktion in die E-Rezept-App der Gematik zu integrieren, doch dazu kam es nicht. In der Folge sei eine schwindende Attraktivität der E-Rezept-App der Gematik zu beobachten. ABDA-Vertreter sehen darin eine Verschwendung von Versichertengeldern.

Zudem war seitens der Apothekerschaft bemängelt worden, dass das neue Verfahren vor allem den ausländischen Versandhändlern helfe und damit den Druck auf die ohnehin angeschlagenen Vor-Ort-Apotheken erhöhe. Die Versender hatten die Entwicklung von CardLink vorangetrieben – sie versprechen sich damit, ihren Anteil bei den Verkäufen verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu vergrößern.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Gesida-Cardlink

von Dr. Peter Rüngeler am 21.06.2024 um 12:32 Uhr

Die standeseigene Cardlink-Lösung ist zu begrüßen und muss schnell allen Vor-Ort-Apotheken zur Verfügung gestellt werden.
Aber warum entstehen für die Apotheken horrende Transaktionskosten - verpackt in einem umständlichen Tarifmodell?
Geht es noch komplizierter?
Das Verfahren müsste für uns alle kostenlos sein - bezahlt durch unsere Beiträge! Wenn überhaupt, dürften 5 Cent pro Transaktion anfallen, ohne Grundgebühr und ohne Begrenzungen.

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