Card-Link-Verfahren

Versandhändler stehen in den Startlöchern

05.02.2024, 12:15 Uhr

DocMorris ist laut eigener Aussage bereits fürs Card-Link-Verfahren. (Foto: IMAGO / Rüdiger Wölk)

DocMorris ist laut eigener Aussage bereits fürs Card-Link-Verfahren. (Foto: IMAGO / Rüdiger Wölk)


Gut vier Wochen liegt der Start des E-Rezeptes in Deutschland zurück, rund 36 Millionen Rezepte wurden seitdem eingelöst. Arzneimittelversandhändler wie DocMorris und Shop Apotheke (Redcare Pharmacy) hoffen, einen erheblichen Teil dieser Verschreibungen über ihre Dienste abwickeln zu können. Dazu wollen sie Apps auf den Markt bringen, mit denen Kunden die Rezepte per Smartphone einlösen – dahinter steckt das sog. Card-Link-Verfahren – und direkt bei den Versendern Arzneimittel bestellen können. 

Günter Jauch macht es vor. Auf der Webseite von Shop Apotheke, einer Marke des niederländischen Arzneimittel-Versandhändlers Redcare Pharmacy, hält der Fernsehmoderator lächelnd ein Smartphone in die Höhe, auf dem eine App zu sehen ist. Daneben heißt es: „E-Rezept? Einfach mit unserer App oder über den Webshop scannen.“ Auch der Wettbewerber DocMorris wirbt auf seiner Webseite für eine App. Damit sollen Kunden E-Rezepte mobil scannen und einlösen können.

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Seit der verpflichtenden Einführung des E-Rezeptes am 1. Januar 2024 für verschreibungspflichtige Arzneimittel sollen mehr als 36 Millionen Verschreibungen ausgestellt worden sein. Zum Einlösen gibt es verschiedene Wege – zum einen mittels der Gesundheitskarte, per Ausdruck oder über die E-Rezept-App der Telematikgesellschaft Gematik. Zusätzlich hoffen die großen Arzneimittelversandhändler DocMorris und Redcare Pharmacy beziehungsweise Shop Apotheke auf zahlreiche E-Rezept-Kunden – und setzen dabei unter anderem auf eigene Apps, die demnächst in Betrieb gehen sollen.

DocMorris-Chef: App bis März freischalten

„Wir rechnen damit, dass unsere App Ende Februar, Anfang März freigeschaltet werden kann“, sagt Walter Hess, CEO und Deutschlandchef von DocMorris nach einem Bericht des Handelsblatts. „Unsere Lösung steht und ist funktionsbereit. Wir warten jetzt noch, dass die letzten Schritte der Zertifizierung abgeschlossen werden.“ Ein Sprecher konkretisiert auf Nachfrage der DAZ, dass die eigene E-Rezept-Einlösefunktion über das CardLink-Verfahren in der bestehenden DocMorris-App fertig und funktionsbereit sei. Man warte jetzt noch auf das Ende der Zertifizierung. 

Aktuell liegt die Spezifikation der Gematik für das Verfahren zur Kommentierung vor. Wird sie von den Gesellschaftern beschlossen, können die entsprechenden Angebote zugelassen werden. Wie schnell es letztendlich geht, hängt von der Gematik ab.

Bislang verweist DocMorris auf seiner Webseite noch auf die App der Gematik. Darin könne DocMorris als Apotheke ausgewählt werden und das E-Rezept dort mittels Pin-Eingabe der elektronischen Gesundheitskarte eingelöst werden. Mit der geplanten DocMorris-App könnten die Kunden dann ohne Pin-Eingabe Ihre Gesundheitskarte mit der NFC-Funktion Ihres Smartphones einlesen und Ihr E-Rezept übermitteln. „Wir gehen davon aus, dass wir diese smarte und sichere Lösung in Kürze anbieten können“, so das Unternehmen auf seiner Webseite.

Auch der Wettbewerber Shop Apotheke steht dem Handelsblatt-Bericht zufolge mit seiner E-Rezept-App mit Card-Link in den Startlöchern. Wann genau die allerdings freigeschaltet werden soll, wolle das Unternehmen mit Verweis auf die „Quiet Period“, die Sperrzeit vor Veröffentlichung der Jahreszahlen Anfang März, nicht bekannt geben.

Shop Apotheke bietet derzeit die Möglichkeit an, E-Rezepte mit der Webcam zu scannen oder auf der Webseite des Unternehmens als PDF oder Bild hochzuladen. Ein Sprecher sagte auf Nachfrage, dass die Kunden ihre E-Rezepte zusätzlich „über die bekannte Shop-Apotheke-App“ scannen könnten. Hierbei handele es nicht um eine separate E-Rezept-App. 

Hoffnung auf deutlich mehr Kunden

Mit seiner App in Kombination mit dem Card-Link-Verfahren setzt Doc Morris laut Handelsblatt darauf, dass seine Lösung deutlich mehr Patienten überzeuge. Die App biete die Möglichkeit, noch in der Arztpraxis das Rezept einzulösen und für die Lieferung am nächsten Tag zu ordern. „Zudem bieten wir in vielen Regionen Deutschlands auch die Lieferung am selben Tag an“, so Hess.

Den Start seiner App mit E-Rezept-Einlösung will DocMorris dem Bericht zufolge mit einer breiten Werbekampagne über alle medialen Kanäle unterstützen. Laut Hess steht dafür ein Millionenbudget zur Verfügung.

Zu konkreten Wachstumszahlen aufgrund des E-Rezeptes äußerte sich Hess nicht. „Das E-Rezept läuft ja gerade erst im Markt hoch. Wir gehen klar davon aus, dass es substanziell zum Wachstum von DocMorris in Deutschland beitragen wird.“ Analysten wie Felix Dennl vom Bankhaus Metzler sehen bei den Versandhändlern das E-Rezept als großen Wachstumstreiber. Er geht davon aus, dass das E-Rezept insbesondere 2025 noch einmal einen richtigen Schub erhält, wenn auch Klinikärzte zur Nutzung verpflichtet sind.

Apotheker setzen auf Gematik-App

Das Handelsblatt weist darauf hin, dass grundsätzlich per Gesetz auch jede stationäre Apotheke die Möglichkeit habe, eine App für das E-Rezept zu entwickeln und anzubieten. Damit sie mit den im Onlinehandel erprobten Versandapotheken mithalten könnten, bräuchten sie allerdings entsprechendes IT-Fachpersonal – und Kapital. Deswegen setzten viele auf die bereits existierende App der Gematik. 

Anke Rüdinger, Vorstandsmitglied des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und Leiterin des „Digital Hub“ der ABDA, sagt laut Handelsblatt: „Wir müssen die Gematik-App zum Laufen bringen, damit Patienten dort ihre Lieblingsapotheke finden können.“ Rüdinger hoffe, dass sich die App bei den Patienten etabliere, noch bevor die Versandapotheken mit ihrer Lösung am Markt starten.

Allerdings arbeiten aber eigentlich alle im Markt etablierten Anbieter von apotheken.de, über Apozin und ia.de bis hin zu gesund.de daran, das Card-Link-Verfahren zeitnah anzubieten, Alternativen zur Gematk-App sollten also vorhanden sein. Die Frage ist nur wann. 


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Eine Frage der Bequemlichkeit und die spricht für die Apo vor Ort!

von Andreas Grünebaum am 05.02.2024 um 19:12 Uhr

Vielleicht sollten wir als Apotheker das nicht so schwarz sehen, solange die Hollandversender keine Rabatte an GKV Kunden geben dürfen:
Als potentieller Rx-Arznei Kunde stelle ich mir die Frage, welche Einlösung eines e-Rezeptes für mich persönlich am bequemsten wäre. Als Werktätiger würde ich das Rezept entweder nach dem Arztbesuch im Ärztehaus oder in der Mittagspause oder nach Dienstschluss in einer Apotheke mit ausreichend Parkplätzen vor der Tür und in der Nähe der Nahversorger einlösen, wo ich auch die Lebensmittel einkaufe. Als Rentner ginge es mir wahrscheinlich genauso, es sei denn, ich würde den ganzen Tag zuhause vor dem TV hocken - käme für mich nicht in Frage, gibt es aber. Für die letztere Klientel wäre es dann noch die Überöegimng, das e-Rezept entweder über die Holländer oder eine Apotheke vor Ort mit Lieferdienst einzulösen.
Vorteil Einlösung vor Ort: ich kann das gleich oder ausnahmsweise am nächsten Tag mitnehmen. Behelfsweise auch mal über einen Botendienst mit der Möglichkeit einer Zweitauslieferung, falls es schief gehen sollte.
Was den Versand angeht: Da bin ich womöglich nicht Zuhause und muss dann anschließend zur Abholung zu einem Kiosk oder Poststelle fahren - keine Parkplätze, Wartezeit wegen Lotto- und Zigarettenkunden etc. pp. Nichts für mich!

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Wir sind komplett erledigt!

von Apothekerin am 05.02.2024 um 14:14 Uhr

Der Arzneimittelmarkt wurde durch das E-Rezept für kapitalstarke Investoren komplett geöffnet. Die Marktanteilsverluste für die Apotheken werden massiv sein. Die Apotheke vor Ort hat so keine Zukunftsperspektive mehr!

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Jetzt kommt die Werbebudget schlacht.

von Jörg Wemsewitz am 05.02.2024 um 12:50 Uhr

Wie einfach wäre eine Welt mit RxVV. Hessen und Bayern waren die letzten beiden Kammern die für das RxVV gekämpft haben, aber Frau Overwienig dachte es gibt andere Lösungen und ließ sich von Jens Spahn einlullen. Weiß ich aus zuverlässiger Quelle. Jens und Gaby haben ja auch SMS geschrieben. *sweet

Was kommt nun? Die Schlacht der Werbeetats. Fernsehwerbung, Bushaltestellen, Bahnhöfe und wahrscheinlich wieder auf REWE-Kassenbons kann man lesen das die Holländer alles besser können mit den Rx AM. Welche Etats haben wir, fast keine, und das was wir haben geben wir sinnlos aus.

Und nun noch ein Gedankenspiel: Braucht ein Land wie Österreich mit ihrem eRezept ein Smart-Link Verfahren, nein weil sie kein Rx-Versandhandel haben.

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von Anita Peter am 05.02.2024 um 12:41 Uhr

Die ABDA hatte die Wahl. RXVV oder PDL.

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