Die EU-Versender pochten also auf eine volldigitale Lösung, mit der sie nicht abgehängt sind. Und tatsächlich ließ die Gematik im vergangenen Dezember wissen, dass sie für Arzneimittelversender einen eigenen Abrufweg über die eGK ohne PIN erarbeitet. Eine Vorab-Spezifikation gibt es bereits – im Februar wird sie voraussichtlich fertig sein. Liegt die Spezifikation vor, können auf ihrer Basis Produkt- und Anbieterzulassungen erteilt werden. DocMorris und Shop Apotheke dürften bereits Habachtstellung eingenommen haben. Aber auch die Gesundheitsplattform Gesund.de steht in den Startlöchern.
Verknüpfung mittels NFC
Laufen soll das Einlösen der E-Rezepte ohne eingesteckte eGK so, dass Versicherte ihre NFC-fähige eGK auf ihr NFC-fähiges Smartphone halten; dabei nutzen sie die App des Versenders oder der Plattform. Dann werden sie aufgefordert, die Kartennummer (keine PIN!) einzugeben. Ist dies geschehen, können die Versicherten über die App ihre E-Rezepte einsehen und in den Warenkorb legen – also auf den Wegen der Telematikinfrastruktur einer Apotheke ihrer Wahl übermitteln.
Für die Vor-Ort-Apotheken klingt das natürlich kritisch – damit wäre ihr eGK-Vorteil gegenüber den Versendern schnell wieder verloren. Entpuppt sich die eGK am Ende doch als trojanisches Pferd? Gerade jetzt, da sich das E-Rezept in den ersten Wochen dieses Jahres wirklich in der Versorgung etabliert, müssen die Apotheken alles daran setzen, dass die Versicherten die E-Rezept-Einlösung ganz selbstverständlich mit der Apotheke vor Ort verknüpfen.
Gesund.de will gleich lange Schwerter
Bei Gesund.de will man allerdings auch die steckfreie eGK-Lösung – Card-Link-Verfahren genannt – für die Vor-Ort-Apotheken als Chance begreifen. Sie soll nicht nur den großen EU-Versendern in die Hände spielen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Gesund.de mitgeteilt, seit Herbst an der technischen Anschlussfähigkeit seiner App für das neue Card-Link-Verfahren zu arbeiten.
Diese Woche hieß es dann, dass ein weiterer wichtiger Schritt getan sei: Die NGDA (Netzgesellschaft Deutscher Apotheker GmbH) und Gesund.de hätten eine Vereinbarung zur Anbindung der Gesund.de-Plattform an die von der NGDA entwickelten und betriebenen Datenaustauschplattform N-Connect-Hub getroffen. „Damit wird sichergestellt, dass die über Card-Link abgerufenen Rezeptinformationen auch sicher zurück an die Gesund.de-App übertragen werden können“, heißt es in der Pressemitteilung vom Dienstag.
Gegenüber der DAZ betonten die Gesund.de-Geschäftsführer Maximilian Achenbach und Peter Schreiner, es gehe ihnen um „gleich lange Schwerter“ für Versender und Vor-Ort-Apotheken. Und: Sie wollen die ersten sein, die für die Apotheken vor Ort den Weg ebnen.
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