39 weniger

Apothekensterben in Hessen: „Die Entwicklung ist alarmierend“

Berlin - 12.01.2024, 16:45 Uhr

Die Apotheken vor Ort benötigen eine sofortige und wirksame wirtschaftliche Stärkung, fordert Kammerpräsidentin Ursula Funke. (Foto: ABDA)

Die Apotheken vor Ort benötigen eine sofortige und wirksame wirtschaftliche Stärkung, fordert Kammerpräsidentin Ursula Funke. (Foto: ABDA)


Die Anzahl der Apotheken in Hessen ist zum 31. Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 39 gesunken. Kammerpräsidentin Funke sieht in diesem Zusammenhang die Pläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach als „kontraproduktiv“. Der Verbandsvorsitzende Seyfarth kündigt an, dass man weiter für bessere Rahmenbedingungen streiten werde.

Zu Jahresbeginn werden nach und nach die Apothekenzahlen in den jeweiligen Bundesländern vorgelegt. Schlechte Nachrichten gab es schon aus Nordrhein-Westfalen. So sank laut der Apothekerkammer Westfalen-Lippe die Zahl in dem Landesteil im vergangenen Jahr um 49 auf 1.711. Die Kammer Nordrhein zog wenig später nach. Dort gab es zum Jahreswechsel 34 Apotheken weniger.

Die Nachrichten aus Hessen zeichnen kein besseres Bild: Wie die Apothekerkammer an diesem Freitag in einer Pressemitteilung informierte, ist die Zahl in dem Bundesland im Vergleich zum Vorjahr erneut gefallen – um 39 auf 1.350. Und: Wie auch in den anderen Regionen beschleunigt sich das Apothekensterben.

„Die Entwicklung ist alarmierend“, kommentiert Kammerpräsidentin Ursula Funke die aktuellen Daten. „Die Apotheken vor Ort benötigen eine sofortige und wirksame wirtschaftliche Stärkung. Andernfalls drohen weitere Schließungen und damit die Verschlechterung der wohnortnahen Versorgung der Patientinnen und Patienten.“

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1994 gab es laut Kammer in Hessen noch 1.650 öffentliche Apotheken. Während die Zahl von 1993 bis 2013 um 100 Betriebe abgenommen habe, sei sie in den vergangenen zehn Jahren um doppelt so viele gesunken. „Weniger Honorar, höhere Kosten, immer mehr Lieferengpässe und Bürokratie – viele Inhaber können und wollen nicht mehr“, so Funke. Das sei nicht nur auf dem Land so, sondern auch in den großen Städten wie Frankfurt am Main, Wiesbaden, Kassel oder Darmstadt.

Es braucht „Sofortmaßnahmen“

Die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seien hingegen „kontraproduktiv“ und hätten „das Potenzial, das heutige Versorgungssystem zu zerstören“. Es brauche „Sofortmaßnahmen“ für die Apotheken vor Ort. „An einer zeitnahen adäquaten Erhöhung der Vergütung der öffentlichen Apotheken führt kein Weg vorbei, wenn man die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung auf dem heutigen Niveau erhalten will“, stellt Funke fest.

Der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), Holger Seyfarth, kündigte angesichts der „dramatischen Entwicklung“ an, dass „die hessische Apothekerschaft auch im neuen Jahr für die längst überfällige Stabilisierung ihrer politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen streiten“ werde. Den eingeschränkten Zugang zu Medikamenten spürten die Menschen in ländlichen oder dünn besiedelten Gebieten bereits heute deutlich, heißt es in einer Pressemitteilung von diesem Freitag.

Auswirkungen auf lokale Wirtschaft

Das Apothekensterben wirke sich auch volkswirtschaftlich aus, so Seyfarth. Schließungen wären immer mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden. Zudem würden Apotheken im Verhältnis hohe Gewerbesteuern zahlen und zur lokalen Wirtschaft beitragen. „Ihr Wegfall führt zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in den betroffenen Städten und Gemeinden“, so der HAV-Vorsitzende.


Deutsche Apotheker Zeitung
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1 Kommentar

Fast schon zu spät

von ratatosk am 15.01.2024 um 12:04 Uhr

Karl freut sich, und in vielen Fällen ist die Entscheidung früher aufzuhören schon gefallen, Vollzug in den nächsten 1-2 Jahren.
Aus meinem Studienjahrgang sind alle Kollegen-innen mit denen ich noch Kontakt habe, entschlossen zum nächstmöglichen Termin aufzuhören, egal ob Nachfolge möglich oder nicht, oft hängst es nur noch von Mietverträgen ab. Investitionen sind alle praktisch auf Null.
In Anlehnung an die nette Werbung - `dann geh doch zu Netto `
Warum soll man sich auch für solche Gestalten zum Honk machen, lieber auf etwas Rente verzichten, als jeden Tag dessen Müll auszubaden. Tragisch für die Versorgung, aber die Bürger haben eben mehrheitlich solche Typen gewählt, jetzt muß man mit den Folgen auch leben.
Jede Substanz die jetzt verschwindet, wird sich in der Fläche nicht regenerieren, da man ja nicht mehr planen kann, oder Vertrauen in die Politik auf längerfristige stabile Bedingen haben darf. Bei den Klinken ist es ja das gleiche Drama, z.B Tirschenreuth ohne Notaufnahme in der Nacht, Lambarene lässt grüßen.

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