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Nachhilfe von Adexa
BMG gibt sich bei Apotheken-Gehältern unwissend
Die Apothekenteams gehen derzeit nicht zuletzt deshalb auf die Straße, damit die vielfach am Limit arbeitenden Angestellten besser bezahlt werden können. Das Bundesgesundheitsministerium hat indessen offensichtlich keinen Schimmer, wie deren Gehaltssituation aussieht. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion hervor. Die Apothekengewerkschaft Adexa gibt nun Nachhilfe – geheim sind die Tarifverträge schließlich nicht.
Die Unionsfraktion im Bundestag nimmt sich derzeit mit viel Elan den Sorgen der Apotheken an. Beim Apothekenhonorar ist zwar auch in der langjährigen Regierungszeit von CDU/CSU wenig geschehen, doch in der Opposition scheint sie erkannt zu haben, dass akuter Handlungsbedarf besteht.
Vergangene Woche hat die Fraktion einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der sich mit der Sicherstellung der Arzneimittelversorgung befasst und unter anderem fordert, das Fixhonorar „um einen angemessenen Betrag“ anzuheben. Überdies hat sie bei der Bundesregierung mit einer umfangreichen Kleinen Anfrage nachgebohrt. In 21 Fragen wollte sie Näheres über deren angedachte Maßnahmen zum Erhalt der Arzneimittelversorgung durch Apotheken in der Fläche erfahren.
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In seiner Antwort (Bundestags-Drucksache 20/9277) skizziert das Bundesgesundheitsministerium zunächst seine bereits bekannten Reformpläne: „Zum einen sollen Apothekenstandorte in der Fläche durch eine gezielte Umstellung der Vergütung gestärkt werden. Zum anderen werden die Apotheken durch Entbürokratisierung wirtschaftlich entlastet. Als Teil der Entbürokratisierung sollen zudem insbesondere Standortgründungen in strukturschwachen Regionen erleichtert werden.“
Auf die Frage, welche Maßnahmen geplant sind, um die infolge der hohen Zahl an unbesetzten Stellen bei pharmazeutischen Fachkräften entstehende Arbeitsüberlastung der Mitarbeiter und Inhaber zu reduzieren, verweist die Antwort unter anderem auf die Pläne für Filialen. So sollen unter anderem erfahrene PTA künftig „in bestimmten Konstellationen“ mit Telepharmazie-Unterstützung erweitert eingesetzt werden können – das ermögliche einen flexibleren Personalansatz. Insoweit geben die Antworten des Ministeriums wenig Neues her.
„Keine konkreten Erkenntnisse“ zur Einkommensentwicklung
Die Unionsfraktion stellt auch Fragen zu den Gehältern der Apothekenangestellten. So will sie wissen, wie die Regierung deren massiven Kaufkraftverlust bewertet, „welcher ohne die überfällige Anpassung des staatlich festgelegten Arzneimittelhonorars pro Packung, das auch eine bessere Gehaltsanpassung der Apothekenmitarbeiter ermöglichen würde, nach Ansicht der Fragesteller mittlerweile exponentiell steigt“? Und weiter: Was will die Regierung tun, damit eine auskömmliche Vergütung wieder möglich ist? Es gehe schließlich um die Vermeidung von Altersarmut sowie die Stärkung der Attraktivität der Berufe. Die Antwort ist ernüchternd: „Der Bundesregierung liegen keine konkreten Erkenntnisse zur Einkommensentwicklung von Angestellten in öffentlichen Apotheken vor. Die Festlegung von Löhnen für Angestellte in Apotheken obliegt der Inhaberin beziehungsweise dem Inhaber der jeweiligen Apotheke.“
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Das hat die Apothekengewerkschaft Adexa auf den Plan gerufen. Bundesvorstand Andreas May betont in einer Pressemitteilung: „Bei Gesprächen im Bundestag und mit diversen Gesundheitspolitiker:innen machen wir immer wieder auf die im Branchenvergleich niedrigen Tarifgehälter der Apothekenangestellten aufmerksam. Aber ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass gerade das sozialdemokratisch geführte Haus die angestellten Beschäftigten nicht ausreichend auf dem Schirm hat – und dass insbesondere die Pharmazeutisch-technischen Angestellten (PTA) als größte Berufsgruppe in der Apotheke nicht ‚gesehen‘ werden“. May verweist darauf, dass PTA mit einem tariflichen Stundenlohn von gerade einmal 13,98 Euro einsteigen. PKA liegen beim Berufsstart mit 12,46 Euro nur 5 Cent über dem ab 1. Januar 2024 geltenden gesetzlichen Mindestlohn. „Daher empfinden es die Apothekenangestellten als Ohrfeige, wenn ihnen die Pflegekräfte als die wirklich schlecht verdienenden Gesundheitsberufe vorgehalten werden“, so May.
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Mays Vorstandskollegin Tanja Kratt, Leiterin der Adexa-Tarifkommission, ergänzt: „Das Gehaltsgefüge insgesamt ist aufgrund der langjährigen Sparpolitik zu niedrig. Auch die angestellten Apothekerinnen und Apotheker verdienen im Vergleich mit anderen akademischen Berufen nicht üppig. Die Spielräume für die Tarifverhandlungen waren und sind durch die politischen Vorgaben gering“.
Und so steht die Apothekengewerkschaft derzeit im Protest an der Seite der Inhaber*innen – ein erhöhtes Fixum ist für beide unerlässlich. Zumal die Adexa in die Tarifverhandlungen für 2024 unlängst mit einer Forderung von 10,5 Prozent mehr Gehalt für alle Berufsgruppen eingestiegen ist. May: „Der Bundesregierung muss klar sein: Die 146.000 Apothekenangestellten können nicht von einem Dankeschön bei Festtagsreden leben. Die Apothekenteams brauchen deshalb mehr Geld im System – und zwar jetzt!“
Und damit das Bundesgesundheitsministerium nicht lange suchen muss, fügt die Adexa ihrer Pressemeldung auch gleich Grafiken und eine Tabelle zur Entwicklung der tariflichen Stundenlöhne von 2014 bis 2023 bei.
3 Kommentare
Wer ist denn zuständig?
von Kleiner Apotheker am 23.11.2023 um 11:46 Uhr
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Luftbuchungen, Falschaussagen und Kuhhandel
von Thomas B am 22.11.2023 um 20:05 Uhr
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AW: Luftbuchungen, Falschaussagen und
von Alex D am 23.11.2023 um 11:07 Uhr
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