Wenn tragfähige Antworten ausbleiben

Overwiening kündigt Protestwelle für den Herbst an

Berlin - 22.09.2023, 15:15 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening fordert weiter Antworten vom Bundesgesundheitsminister (Foto: ABDA)

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening fordert weiter Antworten vom Bundesgesundheitsminister (Foto: ABDA)


ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat vor dem Deutschen Apothekertag, der kommende Woche in Düsseldorf stattfindet, nochmals betont, in welcher angespannten Lage sich die Apotheken befinden. Zugleich hat sie eine weitere Protestwelle für den Herbst angekündigt, wenn Minister Karl Lauterbach weiterhin Antworten schuldig bleibt. Überdies stellt die ABDA neues Kampagnenmaterial für den 27. September zur Verfügung.

Beim Deutschen Apothekertag (DAT), der kommenden Mittwoch, den 27. September, in Düsseldorf beginnt, will die Apothekerschaft nochmals unmissverständlich klarmachen, wie es um sie steht: Die Kosten steigen, das Personal wird knapper, während die Aufgaben, gerade im Zusammenhang mit den Lieferengpässen, beständig wachsen. Und das alles bei einem seit mehr als einem Jahrzehnt festgefrorenen Honorar, das im vergangenen Februar durch den für zwei Jahre auf zwei Euro erhöhten Kassenabschlag sogar noch gekürzt wurde. 

Solide Finanzierung ist das Gebot der Stunde

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening appelliert in einem aktuellen Statement erneut an die Politik: Die wohnortnahe Arzneimittelversorgung über Apotheken vor Ort sei in Gefahr, weil immer mehr Apotheken aufgrund des wirtschaftlichen Drucks schließen müssten. Die Bundesregierung müsse nun ihrer Verantwortung für die sichere Gesundheitsversorgung der Menschen gerecht werden und gemäß ihrem Koalitionsvertrag die Apotheken vor Ort stabilisieren. Bislang sei leider das Gegenteil der Fall: „Durch eine Honorar-Kürzung hat die Ampel-Koalition die wirtschaftliche Krise der rund 17.800 Apotheken noch verstärkt und die Zukunft der rund 160.000 Apotheken-Beschäftigten auf unsichere Beine gestellt“, so Overwiening. Die Apotheken sicherten die Arzneimittelversorgung und seien vor Ort der niedrigschwellige Zugang zum Gesundheitswesen. „Diesen Versorgungszweig wieder solide zu finanzieren, ist für die Bundesregierung das unbedingte Gebot der Stunde.“

Und so erwarten die ABDA-Präsidentin und die gesamte Apothekerschaft am 27. September beim DAT vom Bundesgesundheitsminister Antworten. Die sechs Fragen, die Karl Lauterbach bereits seit einiger Zeit vorliegen, zielen dabei nicht nur auf die Honorarfrage ab. Die ABDA will beispielsweise auch wissen, warum den Krankenkassen Einblick in sensible Verordnungsdaten der Patientinnen und Patienten gegeben werden soll.

Dass bislang kein Dialog zu all diesen für die Apotheken wichtigen Fragen möglich war, hält Overwiening dem Minister vor. „An unserem Protesttag, dem 14. Juni dieses Jahres, haben wir der Politik ein beeindruckendes Signal der Geschlossenheit gesendet. Doch die beiden zuständigen Ministerien für Wirtschaft und Gesundheit ignorieren unseren Hilferuf ebenso wie unsere Mahnungen. Wertschätzung und Kooperation sehen anders aus!“

Die ABDA-Präsidentin kündigte zudem neue Protestmaßnahmen an. Los geht es bekanntlich am Nachmittag des 27. September. Die Landesapothekerverbände haben die Apotheken aufgerufen, an diesem Mittwochnachmittag ihre Türen zu schließen, damit sie die Rede des Bundesgesundheitsministers – und hoffentlich auch seine Antworten auf die sechs Fragen der ABDA – live im Internet verfolgen können. 

Nicht alle halten diesen Protestnachmittag für ausreichend. Es gibt erste Aufrufe zu einem weiteren Protesttag am 2. Oktober. Ob als Reaktion oder aus eigenem Antrieb: Auch die ABDA ist offensichtlich willens, weitere Schritte zu gehen: „Wenn wir auf unsere Fragen zur Zukunft der Arzneimittelversorgung weiterhin keine tragfähigen Antworten erhalten, wird es noch in diesem Herbst eine erneute, groß angelegte Protestwelle der Apotheken geben“, sagte Overwiening.

Neues Infomaterial zum „Tag der Antworten“: Handzettel für Patient:innen und FAQ für Teams

Die ABDA hat für den 27. September, den „Tag der Antworten“, ihr Kampagnenmaterial erweitert. Auf apothekenkampagne.de findet sich nun auch ein Handzettel, den die Apotheken ihren Patientinnen und Patienten geben können. Darin findet sich nicht nur ein Dank für die Unterstützung bei der sommerlichen Postkartenaktion. Es wird auch beschrieben, wie es um die Apo­theken bestellt ist und warum die Offizinen am Nachmittag des 27. September drei Stunden geschlossen bleiben. „Wir sind überzeugt, dass sie dafür Verständnis haben“, heißt es abschließend.

Überdies hält die ABDA ein Fragen und Antworten-Papier für die Apothekenteams selbst parat. Hier wird zum Beispiel erläutert, warum der Tag der Antworten ausgerechnet mittwochnachmittags stattfindet, wenn ohnehin viele Apotheken geschlossen sind – und warum nur drei Stunden lang protestiert werden soll. Zudem gibt es Antworten auf eher technische Fragen rund um die Rede des Ministers beim DAT.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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