Grippeimpfung 2023/24

Welche Grippeimpfstoffe gibt es dieses Jahr?

Berlin - 14.09.2023, 12:15 Uhr

Auch in diesem Jahr wird wieder gegen Grippe geimpft. Welcher Impfstoff ist für wen der richtige? (Foto: Mia B/peopleimages.com/AdobeStock)

Auch in diesem Jahr wird wieder gegen Grippe geimpft. Welcher Impfstoff ist für wen der richtige? (Foto: Mia B/peopleimages.com/AdobeStock)


Efluelda, Flucelvax tetra, Vaxigrip tetra: Was sind die Vorteile der einzelnen Grippeimpfstoffe, für wen eignen sich welche Vakzinen – und mit welchen Influenzaimpfstoffen kann man sich in der Grippesaison 2023/24 überhaupt impfen lassen?

Hühnereibasiert, aus Zellkulturen, standard- oder hochdosiert, mit oder ohne Adjuvans, rekombinant, als Tot- oder Lebendimpfstoff – das sind die diesjährigen Grippeimpfstoffe. Und auch wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zusammensetzung der Grippeimpfstoffe alljährlich vorgibt, unterscheiden sich die Vakzinen. Womit soll man sich also im Herbst 2023 gegen Grippe impfen lassen?

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Die meisten Grippeimpfstoffe sind standarddosiert und werden in Hühnereiern hergestellt. Insgesamt stehen mit Afluria® Tetra (Seqirus), Influsplit Tetra (GlaxoSmithKline), Influvac® Tetra (Viatris),Vaxigrip Tetra® (Sanofi Pasteur) und Xanaflu® Tetra (Viatris) fünf dieser Impfstoffklassiker für die Grippesaison 2023/24 bereit. Unterschiede gibt es dennoch, wenn es um das zugelassene Impfalter, Grippeimpfung in der Schwangerschaft oder die passive Impfung von Neugeborenen geht. So dürfen Influsplit Tetra, Influvac® Tetra, Vaxigrip Tetra® sowie Xanaflu® Tetra bereits Babys ab einem Alter von sechs Monaten zum Grippeschutz erhalten. Afluria® eignet sich laut Zulassung erst bei ab 18-Jährigen.

Grippeimpfung von Schwangeren: Nur Vaxigrip Tetra zugelassen

Explizit zugelassen zur Grippeimpfung von schwangeren Frauen – die STIKO (Ständige Impfkommission) rät dazu ab dem zweiten Trimenon – ist lediglich eine Vakzine: Vaxigrip Tetra®. Der Impfstoff hat zudem eine Zulassung zum passiven Grippeschutz von Säuglingen bis zum Alter von sechs Monaten (ab sechs Monaten können Säuglinge aktiv gegen Influenza geimpft werden) durch maternale Impfung in der Schwangerschaft.

Zellkulturbasierte Grippeimpfstoffe

Europaweit derzeit der einzige Grippeimpfstoff, der in Säugetierzellen hergestellt wird, ist Flucelvax® Tetra (Seqirus). Der Verzicht auf Hühnereier bei der Herstellung der Vakzine soll die Wirksamkeit erhöhen – das Huhn ist als Nicht-Säugetier auch nicht das natürliche Habitat humanpathogener Grippeviren. Um sich in Hühnereiern vermehren zu können, müssen sich Grippeviren zunächst an den fremden Wirt adaptieren, was die Wirksamkeit der Vakzine gegen menschliche Grippeviren wiederum verschlechtern kann. Geimpft werden darf mit Flucelvax® Tetra ab einem Alter von zwei Jahren.

Die zweite in Deutschland zugelassene – jedoch bislang nicht vertriebene – zellkulturbasierte Grippevakzine ist Supemtek. Sanofi Pasteur nutzt für die Herstellung von Supemtek Insektenzelllinien, zudem ist das Impfantigen Hämagglutinin rekombinant hergestellt. Auf Nachfrage der Deutschen Apotheker Zeitung erklärt Sanofi Pasteur, dass das Unternehmen Supemtek auch in der bevorstehenden Grippesaison in Deutschland nicht vermarkten wird.

Grippeimpfstoffe für ältere Menschen

Wie auch Schwangere zählen ältere Menschen zur Risikogruppe bei Grippe: Sie erkranken häufiger schwer an Influenza und versterben auch häufiger an den Folgen der Erkrankung als jüngere Menschen. Das Problem: Gerade das Immunsystem älterer Menschen reagiert oft träge auf eine Grippeschutzimpfung. Die Lösung: Spezielle Grippeimpfstoffe, die das Immunsystem von Senioren besonders stimulieren. 

Seit dem Epidemiologischen Bulletin 1/2021 rät die STIKO deswegen zu einer hochdosierten Grippeimpfung für alle Menschen ab 60 Jahren, zugelassen als einzige Hochdosisgrippevakzine ist Efluelda® (Sanofi Pasteur), die die vierfache Antigenmenge (60 µg) wie standarddosierte Grippeimpfstoffe (15 µg) enthält. Die Ständige Impfkommission begründete ihre Impfstoffempfehlung damals damit, dass der hochdosierte Impfstoff mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ den konventionellen Influenza-Impfstoffen überlegen sei, ab 60-Jährige besser schütze und dadurch die grippebedingte Morbidität und Mortalität senke. 

Wichtig ist auch: Die Hochdosisgrippeimpfung erstatten die Krankenkassen. Zudem räumt die Schutzimpfungs-Richtlinie seit 1. April 2023 die Möglichkeit ein, dass im Falle der Nichtverfügbarkeit von Efluelda® ältere Menschen auch alternative inaktivierte, quadrivalente Influenza-Impfstoffe (Zellkultur-basierte, Splitvirus-, Subunit-, rekombinante und adjuvantierte“ Grippeimpfstoffe) zulasten der GKV erhalten dürfen.

Neben Sanofi Pasteur bietet auch Seqirus einen speziellen Grippeimpfstoff für ältere Menschen an: Fluad tetra. Hier soll ein Adjuvans die Wirksamkeit bei der Zielgruppe – den ab 65-Jährigen – verbessern. Derzeit sieht die STIKO allerdings nur für Efluelda® einen Wirkvorteil bei älteren Menschen.

Grippeimpfstoff als Nasenspray für Kinder

Mit Fluenz® Tetra hat AstraZeneca das „Monopol“ für einen nasalen Lebendgrippeimpfstoff für Kinder zwischen zwei und 17 Jahren. Die STIKO spricht sich derzeit nicht prioritär für eine Impfstrategie – Lebend- oder Totimpfstoff – bei Kindern aus, beide Impfstoffe könnten „unter Berücksichtigung möglicher Kontraindikationen gleichermaßen angewendet werden“, erklärt die Ständige Impfkommission. Ausnahme sei eine Spritzenphobie bei Kindern. Bei diesen Kindern rät die STIKO zum nasalen Lebendimpfstoff.

So einfach die Verabreichung als Nasenspray anmutet, so problematisch ist das Konzept des Lebendimpfstoffs zum Grippeschutz bei Kindern, denn: Lebendimpfstoffe sind bei immunsupprimierten Kindern, sei es durch eine Erkrankung oder Therapie, kontraindiziert. Jedoch sollen laut STIKO nur diese aktuell jährlich eine Grippeimpfung erhalten, da die Grippeimpfung derzeit keine Standardimpfung für Kinder ist.

Geht es um den optimalen Impfzeitpunkt für den Grippeschutz, nennt das Robert Koch-Institut den Zeitraum zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember. Bis die volle Wirksamkeit der Impfung zum Tragen kommt, dauert es etwa zwei Wochen. Mittlerweile kann man sich auch in Apotheken gegen Grippe impfen lassen. Manche Krankenkassen, wie Barmer, DAK, TK, KKH und IKK Südwest, übernehmen die Kosten der Influenzaimpfung in der Apotheke für alle ihre erwachsenen Versicherten, unabhängig davon, ob sie in die Zielgruppe der STIKO fallen.

Diesen Menschen empfiehlt die STIKO eine Grippeimpfung

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen? Die STIKO empfiehlt die Grippeimpfung für:

  • alle Personen ab 60 Jahren,
  • alle Schwangeren ab dem zweiten Trimenon; bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Trimenon,
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, neurologische Grundkrankheiten wie Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben,   angeborene oder erworbene Immundefizienz),
  • Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen,
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen (siehe oben) gefährden können.

Geimpft werden sollten im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos außerdem

  • Personen mit erhöhter Gefährdung (z. B. medizinisches Personal),
  • Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr,
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können.

Ebenso sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln eine Grippeschutzimpfung erhalten. Die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden.


Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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