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Digitalisierung des Gesundheitswesens
Es braucht eine „Aufholjagd“ – Lauterbach besucht Apotheke und Arztpraxis in Berlin
Deutschland ist bei der Digitalisierung seines Gesundheitssystems ein „Entwicklungsland“, es brauche eine „Aufholjagd“. Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei einem Pressetermin an diesem Mittwoch. Zuvor hatte er eine Arztpraxis und eine Apotheke besucht und sich zeigen lassen, wie das Ausstellen und der Abruf eines E-Rezepts via Versichertenkarte läuft – „es gab keine Schwierigkeiten“, so der Minister.
Großer Andrang am heutigen Mittwoch auf der Wilmersdorfer Straße in Berlin Charlottenburg. Medienvertreter bauen auf der Einkaufsstraße zwischen einem Ärztehaus und einem Juwelier ihre Kameras auf – sie wollen die benachbarte Grüne Apotheke im Blick haben. Denn: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich angekündigt. Er ist auf Werbetour für das E-Rezept und die E-Patientenakte – und natürlich für die damit verbundenen beiden neuen Gesetze: das Digitalisierungsgesetz und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz.
„Es ist nicht mehr vertretbar, dass wir in der heutigen Zeit immer noch die Rezepte auf Papier ausdrucken“, erklärt der Minister zu Beginn seines Statements. Deutschland sei bei der Digitalisierung seines Gesundheitswesens ein „Entwicklungsland“, liege im Vergleich mit anderen Ländern Jahre zurück, „wir brauchen eine Aufholjagd“.
Neben ihm steht Benny Levenson. Zuvor hatte Lauterbach die kardiologische Gemeinschaftspraxis besucht, in der Levenson arbeitet, und verfolgt, wie ein E-Rezept für die Versichertenkarte ausgestellt wird. Danach spazierte er mit Anhang in die Grüne Apotheke, wo das E-Rezept eingelöst wurde. Die vielen Pressevertreter müssen den Vorgang von draußen beobachten, aber es wird schon funktioniert haben.
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Laut Meldung des Bundesministeriums für Gesundheit hat Lauterbach sich auf diese Weise vom „Fortschritt der Digitalisierung“ überzeugt. „Es gab keine Schwierigkeiten, es gab keine Probleme“, gibt er in seinem Statement im Anschluss zu Protokoll. „Das E-Rezept ist etwas, was den Arbeitsablauf in der Praxis deutlich vereinfachen wird, verbessern wird, Zeit sparen wird, aber auch mehr Sicherheit bringen wird für die Patienten.“ Man bekomme eine bessere Versorgung bei gleichzeitiger Entbürokratisierung.
Gegenüber auf der Einkaufsstraße ein Woolworth und ein Kaffee Einstein, neugierige Passanten verfolgen das Treiben. Eine ältere Dame stellt sich zur Presse, versucht einen Blick über die Schultern der Damen und Herren mit gezücktem Handy zu werfen. Sie fragt, was da vor sich geht. „Karl Lauterbach spricht über das E-Rezept.“ Sie verdreht die Augen und lacht. „Na, das klappt ja vorne und hinten nicht.“ Ein Herr klärt sie auf: „Schlimmer als bei der Post kann es nicht sein.“
Kein Verständnis für Bedenken der Ärzte
Für die Bedenken der Ärzte wegen des E-Rezepts und möglicher Sanktionen habe er kein Verständnis, macht der Minister in seiner Antwort auf eine diesbezügliche Frage klar. Die Vorbereitung laufe seit Jahren und bis zum 1. Januar 2024, wenn die elektronische Verordnung zur Pflicht wird, sei noch Zeit. Und die Apotheken? Die ziehen „im Großen und Ganzen sehr gut mit, und dafür bin ich ihnen dankbar“, erklärt Lauterbach. Sorgen wegen der Vielfalt der IT-Hersteller teilt er nicht. Sollte es Probleme mit einzelnen Herstellern geben, würden diese einbestellt. Plötzlich riecht es nach Marihuana, aber Fragen zum Cannabis-Gesetz wehrt der Minister rigoros ab – es geht um Digitalisierung.
Die beiden Gesetze, die derzeit noch als Referentenentwurf vorliegen, sollen noch in diesem Sommer auf den Weg gebracht werden, erklärt Lauterbach, auch ein Datum nennt er: den 30. August. Man dürfe keine Zeit verlieren. „Dann haben wir eine Digitalisierung, die einem wichtigen Industrieland wie Deutschland auch gerecht wird.“ Zum Abschluss lässt der Minister sich noch mit einigen Passanten fotografieren.
„Da muss mehr kommen“
Was ist nach dem Rummel von dem Besuch geblieben? „Es ist wohl noch nicht angekommen, weder bei dem Minister noch bei der Bevölkerung, dass wir Apotheken für das E-Rezept schon ready sind“, sagt Johannes Bayer, der seit 2016 die Geschäfte in der Grünen Apotheke führt. Seit Einführung des E-Rezepts über die Versichertenkarte am 1. Juli habe es keine zehn Abrufe bei ihnen gegeben. Er wäre froh, wenn es mehr wären. Reichen werde der eine Pressetermin aber nicht, um der Nutzung einen Schub zu geben. „Da muss mehr kommen.“
2 Kommentare
Ein echter Karl
von ratatosk am 10.08.2023 um 8:53 Uhr
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Halbgar gekocht, Herr Minister Lauterbach!!
von Uwe Hansmann am 10.08.2023 um 8:30 Uhr
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