Ergebnis der DAZ-Umfrage

Nur rund die Hälfte will Apotheken am Protesttag geschlossen lassen

Stuttgart - 26.05.2023, 07:00 Uhr

„Apotheken kaputtsparen? Mit uns nicht!“ lautet das Motto des Protesttags. (Foto: DAZ)

„Apotheken kaputtsparen? Mit uns nicht!“ lautet das Motto des Protesttags. (Foto: DAZ)


Am 14. Juni sollen Apotheken bundesweit auf ihre Situation und die zugrundeliegenden Versäumnisse der Politik aufmerksam machen. Die ABDA hat diesen Tag zum Protesttag auserkoren. Apothekenschließungen will die Standesvertretung an diesem Tag unterstützen. Diesem impliziten Aufruf schließen sich etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer:innen einer DAZ-Umfrage an.

In knapp drei Wochen, am 14. Juni, soll es richtig krachen. Die Apotheken wollen mit ihrem Protesttag die Aufmerksamkeit von Politik, Presse und Bevölkerung erlangen und klar machen, wie schlecht ihre Lage ist. Die ABDA unterstützt die bundesweite Schließung von Apotheken an dem Mittwoch. Das habe der Geschäftsführende Vorstand beschlossen, hieß es in einem Brief an die Verbände und Kammern. 

Einzelne Verbände, wie Bayern und Baden-Württemberg, haben bereits dazu aufgerufen, an diesem Tag die Apotheken geschlossen zu lassen. Kammer und Verband in Nordrhein wollen eine Demo organisieren. Die Standesvertretung bittet überdies, sich in den kommenden Wochen gut vorzubereiten: „Der Erfolg des Protesttages hängt maßgeblich von einer großen, flächendeckenden Teilnahme ab,“ so die ABDA. Material wie Poster und Flyer stehen unter www.apothekenkampagne.de zum Download bereit.

Neben der verfassten Apothekerschaft haben auch andere Organisationen dazu aufgerufen, sich am Protesttag zu beteiligen, zum Beispiel die Apothekengewerkschaft Adexa, aber auch sonst eher ABDA-kritische Vereinigungen, wie der Verband innovativer Apotheken (via) und auch die Freie Apothekerschaft. Offenbar ist allen klar geworden, dass an diesem Tag Geschlossenheit gefragt ist.

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Auch die DAZ-Leser:innen sind bereit zum Protest. Einer nicht repräsentativen Umfrage mit 1543 Teilnehmer:innen zufolge, davon 68,5 Prozent Inhaberinnen, wollen sich mehr als drei Viertel (76,15 Prozent) in irgendeiner Form am Protesttag beteiligen, 6,87 Prozent wollen das nicht, der Rest ist noch unentschlossen. Als häufigster Grund, sich gar nicht zu beteiligen, wurde Notdienst an diesem Tag genannt. Weitere Gründe, warum Apotheken nicht mitmachen wollen, sind Zweifel am Nutzen der Aktion, aber auch weil man sich den Umsatzausfall nicht leisten kann, die Konkurrenz geöffnet hat oder der Chef oder die Chefin nicht mitziehen.

Noch Luft nach oben

71,5 Prozent von denen, die sich am Protesttag beteiligen, wollen ihre Apotheke auch wirklich nicht aufsperren. Das ist etwas mehr als die Hälfte aller Teilnehmenden (52,75 Prozent). 13,47 Prozent wollen zwar öffnen, aber mit sichtbaren Einschränkungen, wie Klappendienst oder Ähnlichem. 8,8 Prozent erklären, noch unentschlossen zu sein, ob sie ihre Apotheke geschlossen lassen oder nicht. Für 4,58 Prozent kommt eine Schließung nicht infrage, weil sie Notdienst haben, sie wollen sich aber anderweitig beteiligen. Nur 1,5 Prozent wollen Normalbetrieb fahren, aber informieren und Flyer verteilen.

Ein gibt also noch viel Luft oben. Aber vielleicht gelingt es den Kolleg:innen vor Ort, von denen viele fleißig per WhatsApp und Telefon trommeln, noch mehr zum Mitmachen zu bewegen.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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7 Kommentare

Es ist wirklich peinlich…

von EnttäuschterApotheker am 28.05.2023 um 10:09 Uhr

Peinlich wie gering der Zusammenhalt in der Apothekerschaft ist. Einfach traurig das einige Kollegen nur noch die Dollarzeichen in den Augen haben und nicht einen Tag mal auf Gewinn verzichten. Dabei würden wir langfristig alle von einem neuen Honorar profitieren.

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Protesttag

von Caroline Dahmen-Beer am 26.05.2023 um 17:51 Uhr

Der Artikel spiegelt nicht den Willen meiner Kollegen vor Ort wieder. Hier in Rheinland-Pfalz wollen nahezu 100% der Apotheken in Trier, Eifel, Hunsrück und Mittelmosel am 14.6 schließen. Viele Notdienstapotheken mit denen ich gesprochen habe, werden an dem Tag mit nur einem Apotheker nur durch die Notdienstklappe bedienen.
Die Resonanz ist überwältigend!
Vielleicht wurde die Abfrage zu früh gestartet. Obwohl sich die Protestkarte der Freien Apothekerschaft stetig füllt, sind viele Apotheker dort noch nicht gelistet, die mitprotestieren wollen.

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Spekulationen

von Karl Friedrich Müller am 26.05.2023 um 15:59 Uhr

Nicht demotivieren lassen. Aus Berichten von Kollegen sieht es ganz anders aus, nämlich, dass die Meisten mitmachen.
Keine Ahnung, ob die DAZ die Aktion be und verhindern will. Jedenfalls ist so eine Meldung nichts wert.

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Apotheke Schließungen am 14.7.2023

von Gregor Nelles am 26.05.2023 um 15:07 Uhr

Es scheint allen Berufsverbänden und auch der ABDA und auch der gewerkschaftlichen Vertretung Alexa ganz wichtig zu sein, dass der streik flächendeckend erfolgt. Da noch viele unentschieden sind, sollten wir die Bedenken der Kollegen ausräumen. Wir möchten auch die Bevölkerung in den Protest mit einbeziehen und werden allen die folgende E-Mail-Adresse des BMG mitteilen, damit sie dorthin E-Mails schicken, damit Herr Lauterbach und die Beamten dort erkennen, dass die Apotheke in Deutschland eine ganz wichtige Institution ist. Deshalb gebe ich die E-Mail-Adresse auch noch mal hier weiter. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/kontakt.html
Bitte so viele E-Mails wie möglich von allen Endgeräten dorthin schicken , mit der Aussage die Apotheke ist uns sehr wichtig und wir stehen hinter den Forderungen der Apotheker schafft . Mit freundlichen Grüßen Gregor Nelles

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Wir machen es damit schlimmer

von Dr. House am 26.05.2023 um 13:56 Uhr

Dann ist es besser, es macht niemand den Laden zu. Wenn die Hälfte öffnet, merken es die Kunden doch kaum und die Politiker sagen dann vielleicht noch: seht ihr, 8 Tausend bis 10 Tausend Apotheken reichen doch völlig aus...

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Erledigt

von Stefan Haydn am 26.05.2023 um 11:18 Uhr

Damit ist ein Scheitern jeder Argumentation der ABDA zu einer Honorarerhöhung vorprogrammiert.
Wenn 40 oder 50% der Apotheken offen haben, zieht die Politik daraus nur den Schluß da ist noch Luft nach oben bei neuen Grausamkeiten und immer noch genug Geld im System.
Ich kenne keine Berufsgruppe, die so dumm ist den eigenen Schlächtern noch bereitwillig den Nacken zu beugen, außer eben die Apotheker.

Die Kollegen die sich nicht effektiv daran beteiligen werden (und Notdienstklappe ist ein Hohn, dann eher nur eine Stunde geöffnet, zeigt auch die Auswirkungen des Personalmangels) sterben einfach nur ein wenig später als der Rest.

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.

von Anita Peter am 26.05.2023 um 8:30 Uhr

Apotheken die sich nicht beteiligen, befeueren damit natürlich die Argumentation, dass es lediglich ein Verteilungsproblem ist. Diese dürfen sich natürlich dann nicht beschweren, wenn es wirklich mal zu einem gestaffelten Kassenabschlag kommt.

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