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Schutz für Ältere gegen das respiratorische Synzytialvirus
Erster RSV-Impfstoff zur Zulassung empfohlen
Die Frage „wann kommt der erste RSV-Impfstoff“ ist in den letzten Monaten gehäuft gestellt worden – eine Antwort ist nun ein ganzes Stück näher gerückt: Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat für den ersten Impfstoff gegen das respiratorische Synzytialvirus eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen. Er soll ältere Erwachsene vor einer Infektion der unteren Atemwege schützen und unter dem Namen Arexvy auf den Markt kommen. Die Zulassungsstudie ist aber noch nicht abgeschlossen.
Laut Europäischer Arzneimittelbehörde EMA verursacht das respiratorische Synzytialvirus (RSV) in Europa jedes Jahr geschätzt 250.000 Krankenhauseinweisungen und 17.000 stationäre Todesfälle bei Menschen ab 65 Jahren. Auch Menschen mit Lungen- oder Herzkrankheiten und Diabetes können schwerwiegend an dem Virus erkranken. Dass die EMA nun unter dem Handelsnamen Arexvy den ersten RSV-Impfstoff überhaupt zur Zulassung empfohlen hat, ist also eine gute Nachricht. Tatsächlich wurde Arexvy im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens von der EMA bewertet, weil der Impfstoff von großem Interesse für die öffentliche Gesundheit sei.
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Der Impfstoff soll künftig bei Menschen ab 60 Jahren unteren Atemwegsinfekten durch RSV vorbeugen. Dafür enthält das Vakzin eine veränderte und rekombinante Version eines Oberflächenproteins von RSV, das für die Fusion des Virus mit den menschlichen Zellen und damit für die Infektion des Körpers unverzichtbar ist. Es bilden sich in der Folge also Antikörper, die sich gegen dieses Fusionsoberflächenglykoprotein mit dem Namen RSVPreF3 richten. Der Impfstoff ist laut EMA so konzipiert, dass er die antigenspezifische, zelluläre Immunantwort und die Reaktion neutralisierender Antikörper bei Personen mit bereits bestehender Immunität gegen RSV verstärkt.
Wie die EMA weiter ausführt, hat sich ihr Ausschuss für Humanarzneimittel (HMPC) bei der Bewertung von Arexvy auf Daten einer randomisierten placebokontrollierten Studie gestützt, die 25.000 Erwachsene in 17 Ländern umfasst. Darauf basierend geht man von einem Schutzniveau von 83 Prozent vor unteren Atemwegsinfekten durch RSV für mindestens sechs Monate bei älteren Menschen aus.
Frage nach RSV-Auffrischimpfungen wird noch untersucht
Allerdings ist die Studie noch nicht abgeschlossen. Denn es soll noch untersucht werden, wie wirksam sich die Impfung bei Applikation über mehrere RSV-Saisons hinweg zeigen wird – inwieweit also Auffrischimpfungen nötig sein werden. Zudem soll das Sicherheitsprofil weiter überwacht werden. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen sind bislang Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Schmerzen an der Injektionsstelle.
Sollte es tatsächlich bald zur Zulassung durch die EU-Kommission kommen, wird die Firma Glaxo Smith Kline (GSK) Zulassungsinhaber von Arexvy. RSVPreF3 liegt in dem Impfstoff in der Präfusionskonfirmation stabilisiert vor, kombiniert mit dem Adjuvans-System AS01E.
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Neben älteren Menschen stellt eine RSV-Infektion bekanntermaßen auch für Kinder unter zwei Jahren eine Gefahr dar. Doch Kinder kann man bislang nur passiv immunisieren. Eine weitere Option, Babys vor RSV zu schützen, wäre Schwangere zu impfen. Wie die DAZ bereits berichtete, veröffentlichte die Firma Pfizer im November 2022 positive Ergebnisse einer RSV-Impfstoffstudie mit Schwangeren. Auch dort war RSVpreF das Ziel der Immunreaktion und man konnte zeigen, dass Säuglinge durch die Impfung der Mutter für die ersten 90 Tage einen „Nestschutz“ erhalten.
RSV-Impfung für Kinder in Reichweite?
Erst kürzlich berichtete auch das „Science Media Center“ (SMC) über Zwischenergebnisse jenes Impfstoffs für Schwangere von Pfizer. Expert:innen halten es laut SMC nicht für unwahrscheinlich, dass auch dieser bald eine Zulassungsempfehlung erhalten könnte. Wie sinnvoll der Impfstoff sich aber in der Praxis erweisen werde, bleibe – auch gegenüber Wirkstoffen wie Nirsevimab – fraglich. Dr. Roland Elling, pädiatrischer Infektiologe am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin vom Universitätsklinikum Freiburg, merkte gegenüber dem SMC zudem hinsichtlich des Sicherheitsprofils am 5. April an:
„Eine andere Studie zur maternalen RSV-Impfung mit einem vergleichbaren Impfstoff durch das Pharmaunternehmen GSK wurde im Februar 2022 unterbrochen, weil sich im Vergleich von Impfstoff- und Placebogruppe Hinweise auf ein erhöhtes Frühgeburts-Risiko durch die Impfung ergeben hatten. Insofern ist es wichtig, das Sicherheitsprofil weiterhin kritisch zu betrachten. In der heute publizierten MATISSE-Studie gab es erfreulicherweise kein statistisch signifikantes Signal für ein erhöhtes Frühgeburts-Risiko. Die abschließende Sicherheitsbewertung der Studie ist aber noch ausstehend.“
Insofern gibt es, was die Prävention von RSV angeht, in der Forschung (unabhängig vom Alter der Patient:innen und unabhängig vom Pharmaunternehmen) viele kleine Erfolge zu feiern, wann und inwieweit sich diese aber auf den Alltag der Menschen auswirken, bleibt noch offen.
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