- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Arcturus – steht eine ...
SARS-CoV-2 Variante XBB.1.16
Arcturus – steht eine neue COVID-19-Welle in den Startlöchern?
Weltweit ist die Zahl der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 auf einem Tiefststand seit Beginn der Pandemie im März 2020. Doch Nachrichten aus Indien lassen aufhorchen. Eine neue rekombinante Untervariante von Omikron namens XBB.1.16 aka „Arcturus“ sorgt wohl gerade für einen drastischen Anstieg der Neuinfektionen um rund 281 Prozent innerhalb von 14 Tagen. Indische Experten warnen bereits die Welt.
Für Panik ist es sicherlich noch zu früh – doch, die jüngsten Entwicklungen in Indien veranlassen den Experten Vipin Vashishta, Kinderarzt, Forscher am Mangla Hospital and Research Center im indischen Bijnor und Mitglied der WHO-Vakzin-Gruppe zu folgender Aussage auf Twitter: „Alle Augen sollten auf Indien gerichtet sein! Wenn es XBB.1.16 alias #Arcturus gelingen könnte, die ‚robuste‘ Bevölkerungsimmunität von Indern zu durchbrechen, die dem Ansturm von Varianten wie BA.2.75, BA.5, BQs, XBB.1.5 erfolgreich widerstanden haben, dann muss sich die ganze Welt ernsthaft Sorgen machen!“
Mehr zum Thema
COVID-19-Update
XBB.1.5, China und die Angst vor ganz neuen Corona-Varianten
Um 281 Prozent sind die Fallzahlen in ganz Indien innerhalb von 14 Tagen gestiegen, von nur rund 300 neuen Fällen nun erstmals wieder über 1.000 neuen Fällen täglich Mitte März.
XBB.1.16 ist der Name der neu aufgetauchten rekombinanten Untervariante der Omikron-Variante des COVID-19-Erregers SARS-CoV-2. Seit einiger Zeit bekommen die neuen, allmählich genetisch unübersichtlich werdenden Untervarianten der sich breit diversifizierenden Omikron-Variante eigene Spitznamen. Der von XBB.1.16 ist nun Arcturus – benannt nach dem hellsten Stern am Nordhimmel im Sternbild Bärenhüter, der weltweit zu sehen ist.
Die „Greifen-Familie“ ist weltweit dominierend geworden
Die Bezeichnung XBB deutet dabei darauf hin, dass es sich um eine Rekombinante zweier Untervarianten von Omikron handelt. XBB selbst (ohne weitere Zahlen) ist dabei die „Mutter“ dieser sogenannten „Gryphon (Greifen)-Familie“ mit eben jenem Namen „Gryphon“. Sie stammt von den Omikron-Untervarianten BA.2.10 und BA.2.75 ab und hat sich bereits vielfach weiterentwickelt. XBB.1 aka „Hyppogryph“ (Hipogreif) ist eine der bekannten, die weltweit grassiert, ebenso die Untervariante XBB.1.5 aka „Kraken“, die im Dezember 2022 zur dominanten Variante in den USA wurde. Insgesamt hat die XBB-Familie die zuvor dominanten Omikron-Untervarianten BA.5 und BA.2 weltweit größtenteils verdrängt und baut seine Prävalenz laut aktuellem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO noch aus.
XBB.1.16 aka Arcturus ist nun eine Weiterentwicklung von Hyppogryph und bringt einige neue Mutationen mit sich, die durchaus besorgniserregend sind.
Arcturus besitzt gegenüber der bereits als besorgniserregend geltenden Kraken-Rekombinante noch drei zusätzliche Spike-Mutationen. Diese sind E180V (also Glutaminsäure an Position 180 ersetzt durch Valin), K478R (Lysin ersetzt durch Arginin an Position 478) und S486P (Prolin statt Serin an Position 486). Außerdem gibt es Mutationen im ORF9b, nämlich I5T und N55S (Threonin statt Isoleucin an Position 5 und Serin statt Asparagin an Position 55). ORF steht für „Open Reading Frame“, das ORF9b ist ein innerhalb des N-Gens (Nucleocapsid) gelegenes Gen für ein Virusprotein, dessen Funktion noch nicht vollständig geklärt ist. Dem ORF9b-Protein wird aber eine Rolle bei der Unterdrückung des Wirts-Immunsystems zugerechnet. Besonders, indem es die Ausschüttung von Interferon unterdrückt. Insofern wird diesen Mutationen das Potenzial zugerechnet, die Immunabwehr auch von Geimpften und Genesenen zu unterlaufen.
Die S486P-Mutation ist dabei bereits bekannt und führt zu einer stärkeren Bindung an den ACE2-Rezeptor, der Eintrittspforte für das Virus in menschliche Zellen. Sie liegt ebenso wie die K478R innerhalb der sogenannten Rezeptorbindedomäne RBD des Spikeproteins.
Wachstumsvorteil noch einmal gesteigert
Was dem indischen Forscher, aber auch etwa dem kanadischen Gen-Evolutionsforscher Ryan Gregory von der Universität Guelph, dem Spitznamen-Geber der XBB-Untervarianten, Sorgen bereitet, ist besonders der rasante Anstieg der Fallzahlen. Gegenüber XBB.1.5, die im Dezember als die sich am schnellsten ausbreitende Untervariante galt, hat XBB nun nochmal einen Wachstumsvorteil von rund 140 Prozent.
Allerdings sind die absoluten Zahlen aktuell (noch) eher klein. Im bevölkerungsreichen Indien mit seinen 1,408 Milliarden Menschen werden aktuell nur rund 5.400 Menschen als aktive COVID-19-Fälle gezählt (Stand 18. März). Auch die Zahl der Hospitalisierungen sei bislang nicht angestiegen.
Allerdings findet sich Arcturus mittlerweile nicht mehr nur in Indien. Die zweitmeisten Fälle gibt es in den USA, weitere in Brunei und Singapur sowie auch bereits in Österreich, gefunden vom Molekularbiologen Ullrich Elling von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Weitere Funde gab es bereits im Vereinigten Königreich, Australien, Japan, Südkorea, Dänemark, Italien, Irland und Kanada – sowie in Deutschland jeweils einen Fall in Bayern und Baden-Württemberg.
In allen Fällen bewegen sich die absoluten Zahlen im niedrigen, ein- und zweistelligen Bereich. In vielen Fällen konnten Reisende aus Indien als Quelle der Verbreitung ausgemacht werden. Hinweise auf mehr Hospitalisierungen oder schwerere Verläufe gibt es bislang allerdings nicht. Sorgen, dass das nicht so bleiben könnte, machen sich die Experten dennoch.
6 Kommentare
Arcturus
von Kai Lindenberg am 31.03.2023 um 2:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
neue Corona Varianten
von Evi Denz am 21.03.2023 um 19:17 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Schwurbelei
von Karl Friedrich Müller am 20.03.2023 um 20:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: Schwurbelei
von Sven Breth am 21.03.2023 um 12:41 Uhr
AW: Schwurbelei
von Karl Friedrich Müller am 21.03.2023 um 14:26 Uhr
AW: Keine Glaubwürdigkeit mehr
von Alexander Meier am 21.03.2023 um 17:01 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.