AWA – Apotheke und Wirtschaft

Wie sehr bedroht das E-Rezept das Rx-Geschäft der Apotheken?

Stuttgart - 16.03.2023, 12:30 Uhr

E-Rezept einlösen in der Apotheke vor Ort? Laut Meinungsbarometer E-Rezept wollen das zwei Drittel der Menschen tun. (Foto: IMAGO / Cord)

E-Rezept einlösen in der Apotheke vor Ort? Laut Meinungsbarometer E-Rezept wollen das zwei Drittel der Menschen tun. (Foto: IMAGO / Cord)


Wo werden Patient:innen künftig ihre E-Rezepte einlösen? Unter anderem dieser Frage ging das unlängst veröffentlichte Meinungsbarometer E-Rezept von ETL Advision und Civey nach. Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage: Knapp zwei Drittel der Befragten wollen auch elektronische Verordnungen in ihrer Stammapotheke einlösen, 15 Prozent wollen in Zukunft andere (digitale) Kanäle nutzen. Klingt erstmal beruhigend. Wären da nicht die Unentschlossenen.

ETL Advision, Deutschlands größte Steuerberatungsgruppe für das Gesundheitswesen, hat sich in Kooperation mit dem Meinungs- und Marktforschungsinstitut Civey damit beschäftigt, wie das E-Rezept den Apothekenmarkt verändert. Für ihr Meinungsbarometer E-Rezept haben sie in einer repräsentativen Online-Befragung 7.500 Personen unter anderem dazu befragt, ob sie E-Rezepte weiterhin bevorzugt in ihrer Stammapotheke einlösen würden. Die Antworten sehen erstmal erfreulich aus: Knapp zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) erklärten, das E-Rezept bevorzugt durch ihre Stammapotheke bearbeiten lassen zu wollen.

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Sieht man genauer hin, ist das Ergebnis jedoch weniger beruhigend: Demnach sind 23,3 Prozent der Befragten noch unschlüssig, ob sie elektronische Rezepte bevorzugt bei ihrer Stammapotheke einlösen würden und 14,7 Prozent wollen dies explizit nicht tun. Angenommen, von den 23 Prozent Unentschlossenen lösen zwei Drittel ihre E-Rezepte weiterhin in Vor-Ort-Apotheken ein, während ein Drittel in Richtung Versandhandel abwandert, dann würde den Offizin-Apotheken gut ein Fünftel (22,5 Prozent) ihres Rx-Geschäfts wegbrechen. Dieses spielt bekanntermaßen gut 80 Prozent der Umsätze sowie 65 bis 70 Prozent der Roherträge ein und ist somit die tragende Säule.

Wenig zu gewinnen, viel mehr zu verlieren

Weil derzeit nur etwa 1 Prozent des Rx-Geschäfts über den Versandhandel läuft und die Vor-Ort-Apotheken bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln noch eine extrem starke Marktposition haben, können sie bei der Umstellung aufs E-Rezept weniger gewinnen – dafür aber sehr viel mehr verlieren.

Mehr zum „Meinungsbarometer E-Rezept“ beim AWA – Apotheke und Wirtschaft“.

Weitere Ergebnisse aus dem „Meinungsbarometer E-Rezept“, zum Beispiel wie gut sich die Befragten zum Thema E-Rezept informiert fühlen, was sie grundsätzlich vom E-Rezept halten und wie es eine Apotheke schaffen kann, ihre in der Regel hohe Kundenbindung möglichst ohne große Reibungsverluste in die digitale Welt zu übertragen, lesen beim „AWA – Apotheke und Wirtschaft“.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Sehr

von Karl Friedrich Müller am 16.03.2023 um 13:56 Uhr

Es gab genug Möglichkeiten, den Versand auszuschließen. Die Politik, das BMG und andere „Player“ haben das verhindert und extra entgegen der bestehenden Regelungen den Zugang zum eRezept für Versender geschaffen. Vor dem Hintergrund ist es utopisch zu glauben, dass der Versand nicht noch weiter gefördert wird.
Wir werden rasiert, brutal ausgemerzt. Schon der oben genannte Verlust dürfte für die Masse der Apotheken das Aus bedeuten.
Die im weiteren Artikel genannte Hoffnung (!) auf mehr Honorar nützt nichts mehr.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Sehr

von Karl Friedrich Müller am 16.03.2023 um 14:03 Uhr

PS: neue Märkte erschließen, neu aufstellen. PDL helfen da nicht weiter, einfach unterbezahlt. Ebenso der restliche ABDA Quatsch: Notdienst und Rezeptur. Das gibt es dann halt einfach auch nicht mehr.
Vielleicht würde ein Cannabis Shop weiterhelfen. Nur, so arg viele braucht man da auch nicht.

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