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DAZ.online-Podcast
Ist Homöopathie eine evidenzbasierte Therapie?
Ein kleiner Antrag der Apothekerkammer Berlin zum Deutschen Apothekertag sorgt für viel Diskussionsstoff: Die Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren und Homöopathie“ der Musterweiterbildungsordnung soll ersetzt werden durch „Phytopharmazie und Naturheilverfahren“. Kommt dadurch das Aus für die qualifizierte Homöopathie-Beratung in Apotheken? Im Podcast spricht DAZ-Herausgeber Peter Ditzel darüber mit Apotheker Dr. Christian Fehske aus Hagen.
An der Homöopathie scheiden sich die Geister: Während die einen in ihr sogar eine evidenzbasierte (Natur-)Wissenschaft sehen, ordnen die anderen die Homöopathie eher im Bereich des Glaubens an wissenschaftlich nicht erklärbare Phänomene und im Bereich der Edel-Placebos ein.
Verfolgt man die Diskussionen der vergangenen Jahre um das Für und Wider der Homöopathie, kann der Eindruck entstehen, dass Kritiker und Gegner dieser Therapierichtung im Vormarsch sind. Auf der anderen Seite: In der Bevölkerung steht die Homöopathie als „sanfte Medizin“ nach wie vor hoch im Kurs, nicht zuletzt unterstützt durch Apothekerinnen und Apotheker, die sich eifrig in dem Fach Homöopathie weiterbilden und ein breites Sortiment an Homöopathika anbieten.
Aber wie sieht es denn wirklich mit wissenschaftlichen Belegen für die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel aus? Das rbb-Magazin „Kontraste“ befasste sich im Mai dieses Jahres mit der Homöopathie und der Rolle der Apotheken. Und kam zu einem vernichtenden Urteil, das sich kurz so zusammenfassen lässt: Apotheken klärten die Patientinnen und Patienten nicht korrekt über Homöopathika auf, stattdessen würde auch bei schweren Krankheiten mit Homöopathika Geld gemacht. Ein Urteil, das viele Kolleginnen und Kollegen hart traf.
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Vielleicht war dieser Beitrag dann auch der Tropfen, der bei Ärztinnen und Ärzten das Fass zum Überlaufen brachte: Der Deutsche Ärztetag jedenfalls zog die Reißleine und strich bereits im Mai die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus seiner Musterweiterbildungsordnung. Die Ärztekammern der Länder setzen dies derzeit nach und nach um.
Und auch in Apothekerkreisen wurde man nachdenklich und reagierte. Nachdem im Frühjahr ein Journalist der Fortbildung „Homöopathie-Highlights“ der Apothekerkammer Westfalen-Lippe gelauscht hatte und er die Kammer danach mit strittigen Inhalten dieser Fortbildungsveranstaltung konfrontierte, erklärte die Kammer, sie werde „ab sofort keine Refresher-Seminare zum Thema Homöopathie mehr anbieten“ und der Referent werde ebenfalls nicht mehr für sie tätig sein.
Antrag: Zusatzbezeichnung soll gestrichen werden
Und nun möchte auch die Apothekerkammer Berlin mit einem Antrag zum Deutschen Apothekertag bewirken, dass sich die Apothekerschaft von der Homöopathie als wissenschaftlich anerkannte und evidenzbasierte Arzneimitteltherapie distanziert. Mit ihrem Antrag will die Kammer erreichen, dass die Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren und Homöopathie“ der Musterweiterbildungsordnung gestrichen wird und durch eine Zusatzbezeichnung „Phytopharmazie und Naturheilkunde“ ersetzt wird. In der Begründung dazu heißt es: „Durch die Erlaubnis zum Führen des Titels ‚Apotheker(in) für Naturheilverfahren und Homöopathie‘ durch die Landesapothekerkammern wird suggeriert, dass die Homöopathie eine wissenschaftlich anerkannte und evidenzbasierte Arzneimitteltherapie ist.“
In unserem Podcast-Gespräch frage ich Dr. Fehske, ob es wirklich so gravierend sei, wenn das Wort Homöopathie nicht mehr bei den Titeln der Weiterbildungsordnung auftaucht und unter dem Begriff Naturheilverfahren subsumiert wird? Oder besteht dadurch sogar die Gefahr, dass die Homöopathie mittelfristig ihren Stellenwert verliert und nach und nach aus der Apotheke verschwindet?
Fehske erläuterte, warum seiner Ansicht nach die Apothekerkammer Berlin mit diesem Antrag übers Ziel hinausgeschossen ist, gleichwohl er die Motivation für diesen Antrag verstehen kann. Sein Hauptkritikpunkt: Es ist für ihn nicht verständlich, warum die Zusatzbezeichnung Homöopathie den Anschein erweckt, sie sei eine wissenschaftlich anerkannte und evidenzbasierte Arzneimitteltherapie. Im Podcast-Gespräch frage ich ihn aber auch, was er einem Kunden sagen würde, der ihn mit der Aussage konfrontiert, die Homöopathie sei doch nichts anderes als eine Placebo-Therapie. Seine Antwort erfahren Sie im Podcast.
6 Kommentare
EBM über alles?
von Christian Fehske am 09.09.2022 um 11:13 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wo ist der Beweis?
von Michael Mischer am 08.09.2022 um 14:50 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten
AW: Wo ist der Beweis
von Christian Fehske am 08.09.2022 um 19:54 Uhr
AW: Wo ist der Beweis
von Michael Mischer am 09.09.2022 um 8:17 Uhr
AW: Statt Beweis - Konsens-Statement
von Christian Fehske am 09.09.2022 um 15:01 Uhr
AW: Wo ist der Beweis
von Gregor Dinakis am 13.09.2022 um 12:43 Uhr
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