Brief an Lauterbach

Freie Apothekerschaft: Effizienzreserven zunächst in der GKV suchen

Berlin - 01.07.2022, 17:15 Uhr

Daniela Hänel aus Zwickau, erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. (Foto: privat)

Daniela Hänel aus Zwickau, erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. (Foto: privat)


Die Eckpunkte zum geplanten GKV-Spargesetz von Bundesgesundheitsminister Lauterbach erzürnen die Apothekerschaft. Nicht nur die ABDA-Mitgliederversammlung will sich in einem Brief an den Minister wenden und ihren Unmut darüber zum Ausdruck bringen, auch die Freie Apothekerschaft protestiert. In einem Schreiben an Lauterbach schlägt deren erste Vorsitzende Daniela Hänel vor, zunächst innerhalb der GKV nach Effizienzreserven zu suchen.

Der Briefkasten des Bundesgesundheitsministers ist dieser Tage gut gefüllt: Die Kassenärzte rebellieren gegen die Neufassung der Coronavirus-Testverordnung und auch die ABDA-Mitgliederversammlung plant laut Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, Karl Lauterbach (SPD) einen Protestbrief zu schreiben – Hintergrund sind die kürzlich vorgestellten Eckpunkte seines GKV-Spargesetzes, wonach auch Apotheken zur Kasse gebeten werden sollen. Zudem sind die apothekerlichen Standesvertreter:innen empört, dass der Minister sie offenbar nicht zu den Leistungserbringern zählt.

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Jetzt legt diesbezüglich aber erstmal die Freie Apothekerschaft vor: In einem Schreiben an Lauterbach wehrt sich die erste Vorsitzende des Vereins, Daniela Hänel aus Zwickau, gegen die Ankündigung des Ministers, „Effizienzreserven“ in den Apotheken heben zu wollen, wohingegen Ärztinnen und Ärzte sowie Kliniken weitgehend verschont bleiben sollen, weil dort kein Spielraum bestehe. „Auch wir Inhaber und Inhaberinnen der öffentlichen Apotheken besitzen überhaupt keine Effizienzreserven mehr“, stellt sie klar. Diese Formulierung suggeriere zudem, die Apotheken würden aktuell nicht effizient arbeiten. „Das entspricht nicht den Tatsachen.“

Stattdessen geht den Betrieben nach und nach finanziell und personell die Luft aus. Wegen des Fachkräftemangels sei das Tagesgeschäft kaum noch zu stemmen, betont Hänel. Und: „Uns fehlen finanzielle Ressourcen, weil unsere Honorierung nicht mehr passt.“ Seit nunmehr 18 Jahren habe es keinen Inflationsausgleich gegeben, dafür aber steigende Neben- und Energiekosten, Tariferhöhungen für die Mitarbeitenden und auch die Rabatte seitens der Industrie und des Großhandels seien nicht mehr das, was sie mal waren. Der Retax-Wahn der Krankenkassen, die Preisvorgaben etwa bei Rezepturen, der Kassenabschlag und Kosten im Zusammenhang mit der Einführung des E-Rezepts verschärften die Situation.

Hänel: Apotheken sind am Limit

„Wir Apotheken sind am finanziellen Limit angekommen“, fasst Hänel zusammen. Dass die Offizinen während der Pandemie zahlreiche Zusatzaufgaben übernommen haben, räche sich nun – die Angestellten seien ausgebrannt. „Das ist auch ein Grund, weshalb viele von ihnen die Apotheke verlassen und sich umorientieren. Bessere Honorierung und angenehmere Arbeitszeiten findet unser hochqualifiziertes Personal inzwischen in anderen Gebieten.“

Hänel appelliert an Lauterbach, von seinem Vorhaben abzurücken und die Apotheken zu verschonen. „Ich bitte Sie innigst, überdenken Sie Ihren Vorschlag, uns weiter finanziell zu belasten.“ Einsparpotenziale finden sich ihrer Einschätzung nach auch innerhalb der GKV: „Denn deren steigende Kosten für Verwaltung und Managergehälter inklusive Prämien, Werbeausgaben, Sponsoring von Sportgroßveranstaltungen sollten auf den Prüfstand. Da finden sich genug Effizienzressourcen.“


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1 Kommentar

Warum nicht gemeinsam?

von Cornelius Zink am 03.07.2022 um 7:23 Uhr

In solchen Debatten vermisse ich ein gemeinsames Auftreten aller Leistungserbringer im Gesundheitswesen.
Aber es ist wie so oft, man zeigt mit dem Finger auf den anderen und hofft damit verschont zu bleiben. Und wenn das nichts hilft, dann waren es im Zweifel die "bösen" Krankenkassen.

Warum arbeitet man eigentlich immer gegeneinander, anstatt gemeinsam für eine gute Versorgung zu kämpfen? Denn darum sollte es doch gehen, ausreichend Geld zubekommen um eine gute Versorgung sicher zustellen.
Und wenn einem die Regelungen nicht passen, dann sollte man sich gemeinsam für Änderungen stark machen. Oder am besten gleich für ein nachhaltig finanziertes GKV-System sonst wird es aller paar Jahre solcher Einsparungen bedürfen.

Die Bürgerversicherung wurde von der angeblichen "Apotheker"-Partei FDP verhindert. Warum eigentlich?

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