Bluthochdruck

Antihypertensiva in der Schwangerschaft schon bei leichter Hypertonie

Stuttgart - 21.04.2022, 07:00 Uhr

Wann sollten Schwangere Arzneimittel zur Blutdrucksenkung einnehmen? Die Leitlinien sind uneins. Neue Daten stützen eine frühe Arzneimitteltherapie. (x / Foto: Naz / AdobeStock) 

Wann sollten Schwangere Arzneimittel zur Blutdrucksenkung einnehmen? Die Leitlinien sind uneins. Neue Daten stützen eine frühe Arzneimitteltherapie. (x / Foto: Naz / AdobeStock) 


Weniger Komplikationen bei Blutdrucksenkung

Jedoch traten bei Schwangeren, die bereits bei leichter Hypertonie blutdrucksenkende Arzneimittel anwendeten, auch weniger Komplikationen auf – Präeklampsie, Frühgeburt vor der 35. Schwangerschaftswoche, Planzentaablösung, Tod des Fetus oder Neugeborenen: 30,2 Prozent vs. 37 Prozent. Eine antihypertensive Arzneimitteltherapie reduzierte dadurch das Risiko für eines der Ereignisse um 18 Prozent. 

Betrachtet man lediglich die Präeklampsie (mit schwerer Ausprägung), so erlitten 23,3 Prozent der behandelten Schwangeren diese Schwangerschaftskomplikation und 29,1 Prozent der nicht behandelten (Präeklampsie jeglicher Schwere: 24,4 Prozent vs. 31,1 Prozent). Bei 12,2 Prozent der antihypertensiv eingestellten Frauen kam das Baby zu früh zur Welt (vor der 35. Schwangerschaftswoche), ohne Behandlung gebaren 16,7 Prozent der Frauen ihr Kind zu früh (Inzidenz einer Frühgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche: 27,5 Prozent vs. 31,4 Prozent).

Kein Einfluss auf das Geburtsgewicht

Wie sieht es nun mit dem Sicherheitsendpunkt – dem möglicherweise niedrigen Geburtsgewicht – aus? Beim Vergleich der beiden Schwangerengruppen fanden die Wissenschaftler keine statistisch signifikanten Unterschiede – 11,2 Prozent unter Behandlung vs. 10,4 Prozent ohne Behandlung –, das heißt: Die Unterschiede könnten auch durch Zufall erklärbar sein. Insgesamt müssten der Studie zufolge 15 Schwangere mit leichter Hypertonie behandelt werden, um bei einer Schwangeren ein unerwünschtes Ereignis zu verhindern (Number needed to treat: 14,7).

Blutdruckziel: 140/90 mmHg

Das Fazit: In der Studie reduzierte eine frühe antihypertensive Behandlung von nur leichtem Bluthochdruck in der Schwangerschaft das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen – ohne dadurch das Risiko eines niedrigen Geburtsgewichts des Babys zu erhöhen. Die Ergebnisse unterstützen den Wissenschaftlern zufolge eine antihypertensive Behandlung in der Schwangerschaft mit dem Ziel, den Blutdruck auf Werte unter 140/90 mmHg zu bringen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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