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Geschäftsbericht 2021
Zur Rose Group weitet Verlust aus
Der Schweizer Arzneimittel-Versender Zur Rose Group geriet 2021 deutlich tiefer als zuvor in die roten Zahlen, blickt angesichts der für 2022 erwarteten Einführung des E-Rezepts aber optimistisch in die Zukunft. Nachhaltige Gewinne lassen allerdings auf sich warten – damit rechnet der Konzern erst ab dem Jahr 2024. Zudem dürfte der Umsatz im laufenden Jahr kaum zulegen. Der Aktienkurs, der seit Monaten ohnehin auf Talfahrt ist, schmierte in einer ersten Reaktion erneut kräftig ab.
Die Schweizer Zur Rose Group, zu der auch die niederländische Online-Apotheke DocMorris gehört, setzt darauf, die Früchte ihrer Arbeit in der Zukunft einfahren zu können. Die aktuelle Entwicklung ist dagegen weiterhin geprägt von Investitionen, hohen Marketingausgaben, Ausbau der Marktposition und Verlusten. So auch im Jahr 2021, für welches die nach eigenen Angaben „größte E-Commerce-Apotheke“ Europas mit ihren mehr als 2.400 Mitarbeitern nun ihren Geschäftsbericht vorgelegt hat – erste Zahlen hatte das Unternehmen bereits am 20. Januar bekannt gegeben.
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Tiefrote Bilanz für 2021
Wenngleich der Konzern aus dem Schweizer Frauenfeld seinen Umsatz von 1,76 Milliarden Franken im Jahr 2020 auf knapp über 2 Milliarden Franken im Jahr 2021 steigern konnte und die Anzahl seiner aktiven Kunden 2021 um mehr als 18 Prozent auf 12,4 Millionen erhöhte, beendete das Unternehmen das vergangene Jahr mit einem hohen Verlust: Lag das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis 2020 noch bei minus 31,2 Millionen Franken, fiel es im vergangenen Jahr mit minus 128,9 Millionen Franken nochmal deutlich schlechter aus, traf aber nach Angaben des Unternehmens die Erwartungen.
Tiefrot ist auch das Unternehmens- beziehungsweise Nettoergebnis: Während dieses 2020 noch bei minus 135,6 Millionen Franken lag, summierte es sich im vergangenen Jahr auf minus 225,7 Millionen Franken – eine Verschlechterung um rund 66 Prozent. Der Aktienkurs von Zur Rose, der seit Spätherbst vergangenen Jahres mehr als 50 Prozent seines Wertes eingebüßt hat, sackte nach dieser Mitteilung ein weiteres Mal stark ab.
Zur Begründung für den Verlust führt das Unternehmen unter anderem an, dass die Tochter DocMorris angesichts der ursprünglich für Anfang 2022 geplanten Einführung des E-Rezepts in Deutschland eine umfangreiche Marketingkampagne gestartet hatte. Die Aufwendungen für diese Aktivitäten seien im Vergleich zum Vorjahr um rund 60 Millionen Franken auf fast 119 Millionen Franken gestiegen. Außerdem seien durch den pandemiebedingt stagnierenden OTC-Markt die Wachstumskosten höher ausgefallen, was sich belastend auf die Marge und die Marketingquote auswirkte. Schwach fiel auch das Rx-Geschäft in Deutschland aus. Und schließlich hätten einmalige Aufwendungen, hauptsächlich im Zusammenhang mit Akquisitionen und Restrukturierungen, das Ergebnis belastet.
E-Rezept: Doppelte Logistikkapazität für DocMorris geplant
Nach der Verschiebung der Einführung des E-Rezepts rechnet das Zur Rose-Management „nun fest“ mit dem Start im laufenden Jahr 2022. Mit seinen mehr als zwölf Millionen aktiven Kunden, DocMorris als Apothekenmarke und seiner Gesundheits-App im deutschen Markt sieht sich der Konzern in einer guten Ausgangslage, um Kunden auch für das E-Rezept zu gewinnen. Zur Bewältigung der erwarteten Volumina wird Zur Rose im zweiten Quartal 2022 zudem eine Logistikerweiterung am niederländischen Standort in Heerlen in Betrieb nehmen und damit die Kapazität mehr als verdoppeln.
Darüber hinaus beabsichtigt Zur Rose, in diesem Jahr „Effizienzreserven durch Synergien“ zu heben. Im Vordergrund stünden die Schaffung von länderübergreifenden Shared-Service-Funktionen, die Bündelung von Know-how sowie die Nutzung einer gemeinsamen Plattform sowohl für Technologie und Produkte als auch für Logistik, Services und Marken. Nicht zuletzt will der Konzern seine „Transformation als Technologieunternehmen“ weiter voranbringen und den Ausbau von Plattform-Technologien fortsetzen.
Verlust auch für 2022 erwartet
Da der genaue Zeitpunkt für den Start des E-Rezepts noch nicht feststeht, klammert der Konzern den Einfluss der elektronischen Verordnungen im wirtschaftlichen Ausblick für 2022 aus. Für die Kernmarke DocMorris strebt das Unternehmen ein zweistelliges Wachstum für nicht rezeptpflichtige Produkte an. Auf Konzernebene liege der Fokus kurzfristig auf der Steigerung der Profitabilität, womit der Umsatz gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich unverändert bleiben werde.
Aufgrund fortgesetzter Investitionen in Technologie und der Aufrechterhaltung der Startposition beim E-Rezept peilt das Management für 2022 ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von minus 75 Millionen bis minus 95 Millionen Franken an. Infolge der Verzögerung beim E-Rezept erwartet Zur Rose den Break-even, also das Erreichen der Gewinnschwelle, auf EBITDA-Basis im Jahr 2024. Zudem bestätigt das Unternehmen seine schon bisher kommunizierte mittelfristige EBITDA-Zielmarge von rund 8 Prozent.
Personelle Änderungen bei Zur Rose und DocMorris
Wie bereits angekündigt wird es bei Zur Rose wie auch der Tochter DocMorris im laufenden Jahr zu personellen Veränderungen kommen. So soll Walter Oberhänsli der Generalversammlung vom 28. April 2022 zur Wahl als Verwaltungsratspräsident vorgeschlagen werden; er wird damit seine bisherige Funktion als CEO abgeben. Seine Nachfolge wird Walter Hess antreten, bislang Head Germany und CEO von DocMorris. Neuer Deutschland- und DocMorris-Chef und damit Nachfolger von Hess wird Matthias Peuckert, seit 2018 CEO beim Münchner Online-Händler für Baby- und Kinderartikel Windeln.de. Zur Rose bezeichnet den 48-jährigen Deutschen als „ausgewiesenen E-Commerce-Experten mit breiter und internationaler Erfahrung in börsennotierten Unternehmen“.
Darüber hinaus soll der bisherige Verwaltungsratspräsident Stefan Feuerstein das Amt des Vizepräsidenten übernehmen. Die beiden Verwaltungsräte Thomas Schneider und Volker Amelung werden nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung stehen.
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