Neue Option gegen Reizhusten in der Selbstmedikation

Was Apotheker über den Hustensaft Levodropropizin wissen sollten

Rosenheim - 23.02.2022, 09:15 Uhr

Der Wirkstoff Levodropropizin ist bereits in zahlreichen EU-Ländern rezeptfrei erhältlich – nun auch bald in Deutschland. Ganz geklärt ist sein Wirkmechanismus jedoch nicht. (c / Symbolfoto: photophonie / AdobeStock)

Der Wirkstoff Levodropropizin ist bereits in zahlreichen EU-Ländern rezeptfrei erhältlich – nun auch bald in Deutschland. Ganz geklärt ist sein Wirkmechanismus jedoch nicht. (c / Symbolfoto: photophonie / AdobeStock)


Bisher standen für die Selbstmedikation von Reizhusten verschreibungsfreie Antitussiva mit Dextromethorphan, Pentoxyverin, Dropropizin und Benproperin zur Verfügung. Diverse pflanzliche Arzneistoffe ergänzen das Angebot. Künftig erweitert Levodropropizin die Palette. Was sollten Apotheker für die Beratung wissen?

Wie die DAZ berichtete, wurde Levodropropizin kürzlich für Erwachsene und Kinder ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr in der Indikation Reizhusten bis zu einer Anwendungsdauer von sieben Tagen aus der Verschreibungspflicht entlassen. Der Wirkstoff ist bekannt aus dem bislang rezeptpflichtigen Präparat Quimbo® (Sirup und Tropfen). 

Wie wirkt die neue Option in der Selbstmedikation und wann ist sie zu empfehlen?

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Levodropropizin wurde 1987 in der EU zugelassen, die beiden verfügbaren Fertigarzneimittel erhielten in Deutschland 1993 ihre Zulassung. In zahlreichen EU-Ländern wie Portugal, Spanien und Ungarn ist der Wirkstoff bereits rezeptfrei erhältlich. Das Pharmakon wirkt als peripher wirksamer Hustenstiller, indem es afferente C-Fasern im Bronchialbaum hemmt. Vollumfänglich geklärt ist der Wirkmechanismus jedoch nicht, da Humandaten zur Rezeptoraffinität fehlen. Laut Bulletin zur Arzneimittelsicherheit des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte und des Paul-Ehrlich-Instituts führte genau dieser Umstand zu Diskussionen in der Entscheidung, ob der Arzneistoff aus der Verschreibungspflicht entlassen werden könne. Die Bedenken konnten jedoch ausgeräumt werden. Denn das Nebenwirkungsspektrum sei insgesamt im Vergleich zu anderen apothekenpflichtigen Antitussiva nicht problematischer oder bedenklicher.

Husten – ein komplexer Reflex

Verschiedene physikalische und chemische Reize können Hustenreiz auslösen. Die sogenannten Hustenrezeptoren befinden sich nicht nur in den oberen und unteren Atemwegen, sondern beispielsweise auch in unterschiedlicher Dichte im Ösophagus und Magen. Als afferenter Schenkel leitet der Nervus vagus die Reize von Mechanorezeptoren und C-Faserendungen zum Hustenzentrum in der Medulla oblongata. Eine Verbindung zum Cortex ermöglicht eine willkürliche Beeinflussung des Hustenreizes. Ebenfalls über den N. Vagus innerviert der efferente Schenkel die Effektormuskeln von Kehlkopf, Brust, Bauch und Rücken.

Innerhalb des Reflexbogens bestehen pharmakologisch sowohl periphere als auch zentrale Angriffspunkte.

Ein Blick in die Produktinformation bestätigt, dass der Wirkstoff durch seine gute Verträglichkeit heraussticht. Alle aufgelisteten Nebenwirkungen, wie allergische Reaktionen oder Magen-Darm-Reaktionen, wurden nur sehr selten (< 1/10.000) beobachtet. Damit hebt es sich von zentral wirkenden Antitussiva wie Dextromethorphan ab, die ihre Wirkung hauptsächlich im Hustenzentrum erzielen. 



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


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