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Bei prämenstruellem Syndrom
Mönchspfeffer ist die Arzneipflanze des Jahres 2022
Wertvoll für die Selbstmedikation
Die auf dem deutschen Markt befindlichen standardisierten Mönchspfeffer-Monopräparate enthalten üblicherweise 4 mg Extrakt als tägliche Einmaldosis. Zugelassene Arzneimittel sind zum Beispiel Agnolyt® Madaus, Agnucaston®, Cefanorm® und Femicur® N. Die Einnahme sollte kurmäßig über mindestens drei Monate erfolgen. Etwaige Nebenwirkungen sind meist milde. Vereinzelt wurde über Kopfschmerzen, Hautreaktionen sowie Magen-Darm-Beschwerden berichtet. Allerdings gilt es, die Grenzen der Selbstmedikation zu beachten. So sollte etwa bei erstmaligem Auftreten von Regelstörungen nach beschwerdefreien Jahren oder bei zunehmend stärkeren Regelschmerzen zu einer ärztlichen Untersuchung geraten werden. Kontraindiziert sind Mönchspfefferpräparate in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Hypophysentumoren und Brustkrebs.
Pfefferähnliche Steinbeeren
Vitex agnus-castus gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) und ist ein mediterranes Gewächs. Der bis zu 5 m hohe sommergrüne Strauch kommt im gesamten Mittelmeergebiet und bis nach Zentralasien vor. Er wächst bevorzugt an feuchten Standorten wie Flussufern, wird aber auch als Zierstrauch gepflanzt, sogar in unseren Breiten. Seine langgestielten Blätter sind fingerförmig fünf- bis siebenzählig gefiedert. Im Sommer bildet der Mönchspfeffer dekorative ährenartige Blütenstände mit blauvioletten, duftenden Blüten. Aus ihnen entwickeln sich die an Pfefferkörner erinnernden, 3 bis 5 mm großen, viersamigen Mönchspfefferfrüchte, die im botanischen Sinne Steinbeeren darstellen.
Jedes Jahr eine Neue
Der Mönchspfeffer steht im kommenden Jahr als Arzneipflanze des Jahres im Blickpunkt. Er löst damit die Echte Myrrhe als Arzneipflanze des Jahres 2021 ab. Seit 1999 trägt alljährlich eine andere Arzneipflanze den Titel Arzneipflanze des Jahres. Die jährliche Kür nimmt ein interdisziplinäres Expertengremium vor – der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“. Es wird jeweils eine Arzneipflanze geehrt, die zum einen historisch bedeutsam ist und zum anderen die moderne Phytotherapie bereichert. Übrigens: Die „Arzneipflanze des Jahres“ ist nicht zu verwechseln mit der „Heilpflanze des Jahres“. Diesen vom Naturheilverein Theophrastus vergebenen Titel trägt in 2022 die Brennnessel (nach dem Meerrettich in 2021).
Bisherige Arzneipflanzen des Jahres
Jahr | Arzneipflanze des Jahres |
2022 | Mönchspfeffer (Keuschlamm, Vitex agnus-castus) |
2021 | Echte Myrrhe (Commiphora myrrha) |
2020 | Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) |
2019 | Weißdorn (Crataegus) |
2018 | Andorn (Marrubium vulgare) |
2017 | Echter Hafer (Avena sativa) |
2016 | Echter Kümmel (Carum carvi) |
2015 | Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) |
2014 | Spitzwegerich (Plantago lanceolata) |
2013 | Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) |
2012 | Süßholz (Glycyrrhiza glabra) |
2011 | Passionsblume (Passiflora incarnata) |
2010 | Efeu (Hedera helix) |
2009 | Fenchel (Foeniculum vulgare) |
2008 | Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) |
2007 | Hopfen (Humulus lupulus) |
2006 | Thymian (Thymus vulgaris) |
2005 | Gartenkürbis (Cucurbita pepo) |
2004 | Pfefferminze (Mentha x piperita) |
2003 | Artischocke (Cynara cardunculus) |
2002 | Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus) |
2001 | Arnika (Arnica montana) |
1999/2000 | Buchweizen (Fagopyrum esculentum) |
Quellen:
Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde;
W. Blaschek: Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka, WVG 2016;
Van Wyk et al: Handbuch der Arzneipflanzen, WVG 2015;
EMA, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC)
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