Ab 60 und für Mitarbeiter des Gesundheitssystems

Israel: Expertengremium rät zur vierten Dosis

Stuttgart - 22.12.2021, 12:30 Uhr

Die Zahl der Antikörper sinkt nach einer Booster-Impfung gegen das Coronavirus nach Angaben eines israelischen Experten ähnlich wie nach der zweiten Dosis. „Es ist ein natürlicher Prozess, dass die Antikörper allmählich wieder weniger werden nach einer Impfung“. (c / Foto:IMAGO / ZUMA Wire)

Die Zahl der Antikörper sinkt nach einer Booster-Impfung gegen das Coronavirus nach Angaben eines israelischen Experten ähnlich wie nach der zweiten Dosis. „Es ist ein natürlicher Prozess, dass die Antikörper allmählich wieder weniger werden nach einer Impfung“. (c / Foto:IMAGO / ZUMA Wire)


Ein Expertengremium der israelischen Regierung hat am vergangenen Dienstag empfohlen, Mitarbeiter:innen des Gesundheitssystems und über 60-Jährige zum vierten Mal zu impfen. So soll die Omikron-Welle besser überwunden werden.

Regierungschef Naftali Bennett hat in Israel alle ab 60 Jahren und Mitarbeiter:innen des Gesundheitssystems dazu aufgerufen, sich zum vierten Mal impfen zu lassen. Er wies nach Angaben seines Büros die Krankenkassen an, sich auf eine weitere breite Impfkampagne einzustellen. Dies werde dabei helfen, „die Omikron-Welle zu überwinden, die die ganze Welt überschwemmt“, sagte Bennett. „Die israelischen Bürger haben als erste auf der Welt die dritte Impfdosis erhalten und wir führen weiter mit der vierten Impfung.“ Angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus sollen in Israel also über 60-Jährige eine vierte Impfdosis erhalten. Ein Expertengremium der israelischen Regierung empfahl am Dienstagabend außerdem, Mitarbeiter des Gesundheitssystems zum vierten Mal zu impfen.

Das sogenannte Corona-Kabinett in Israel beschloss angesichts der Omikron-Ausbreitung am Dienstagabend zudem neue Beschränkungen. In Schulklassen in Orten mit hoher Inzidenz, in denen weniger als 70 Prozent der Schüler eine Erstimpfung erhalten haben, soll es etwa wieder Fernunterricht geben. Der Minister-Ausschuss beschloss zudem strengere Vorsichtsmaßnahmen in Einkaufszentren. Von Januar an müssen Eltern Kosten für Antigen-Tests für Schüler selbst übernehmen.

Israelischer Experte: Vier Impfdosen binnen eines Jahres nicht ungewöhnlich

Die Zahl der Antikörper sinkt nach einer Booster-Impfung gegen das Coronavirus nach Angaben eines israelischen Experten ähnlich wie nach der zweiten Dosis. „Es ist ein natürlicher Prozess, dass die Antikörper allmählich wieder weniger werden nach einer Impfung“, sagte Professor Ejal Leschem, Experte für Infektionskrankheiten, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Erst innerhalb einiger Wochen werde man aber wissen, was das konkret für den Impfschutz bedeute. Denn dieser hängt nicht nur von Antikörpern ab, sondern etwa auch von sogenannten T-Zellen. Mit Ausbreitung der ansteckenderen Omikron-Variante auch in Israel werde man sehen, „ob es auch viele Fälle von Geimpften gibt, die erkranken“, sagte Leschem, der an der Universität Tel Aviv unterrichtet.

Zum besten Abstand zwischen den Impfdosen sagte Leschem, eine längere Pause sei zwar besser für den Impfschutz. Angesichts der drohenden Omikron-Welle sei eine Verkürzung auf drei Monate zwischen der zweiten und dritten Dosis aber vertretbar.

Nach der dritten Impfung seien deutlich weniger Nebenwirkungen beobachtet worden als nach der zweiten, sagte der Experte. Dies gelte sowohl für die üblichen Nebenwirkungen wie Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schmerz im geimpften Arm als auch für die äußerst seltene Myokarditis. Diese habe sich nach der dritten noch seltener gezeigt als nach der zweiten, sagte er. Die Entscheidung für eine vierte Impfdosis hält Leschem angesichts der „erheblichen Gefahr“ durch Omikron für angemessen. „Es ist auch nicht ungewöhnlich, vier Impfdosen binnen eines Jahres zu verabreichen“, sagte der Experte. Dies sei beispielsweise die Zahl der Dosen, die Kinder in Israel in ihrem ersten Lebensjahr gegen den Erreger von Polio (Kinderlähmung) erhielten.

Omikron in mindestens 38 der 53 Mitgliedstaaten der WHO-Region Europa

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht die Omikron-Variante des Coronavirus auf einem bedingungslosen Vormarsch in Europa. Seit ihrer Identifikation vor nicht einmal vier Wochen sei die Virus-Variante in mindestens 38 der 53 Mitgliedstaaten der WHO-Region Europa entdeckt worden, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Dienstag nach einem Arbeitsgespräch mit Österreichs Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein in Wien. Es gebe weiter viele offene Fragen zu Omikron, aber man wisse bereits heute, dass die Variante in Ländern wie Dänemark, Portugal und Großbritannien dominant werde oder schon jetzt dominant geworden sei. Innerhalb der nächsten Wochen werde die neue Variante in weiteren Ländern der Region dominieren und das ohnehin angespannte Gesundheitswesen noch weiter an seine Belastungsgrenzen bringen, sagte Kluge weiter. Omikron werde wahrscheinlich zur dominanten Variante werden, die in der europäischen Region zirkuliere. Zu dieser Region zählt die WHO neben der EU auch mehrere Länder weiter östlich, darunter zum Beispiel Russland, die Ukraine und die Türkei.



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