KBV-Vertreterversammlung

Kassenärzte: Impfende Apotheker? Als würde ein Flugbegleiter ein Flugzeug fliegen

Berlin - 03.12.2021, 15:15 Uhr

In Mailand in Italien impft ein Apotheker einen Mann gegen COVID-19. Das soll bald auch in Deutschland möglich sein. Die KBV-Vertreterversammlung protestiert. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire) 

In Mailand in Italien impft ein Apotheker einen Mann gegen COVID-19. Das soll bald auch in Deutschland möglich sein. Die KBV-Vertreterversammlung protestiert. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire) 


Die Politik will die Apotheken in die Nationale Impfkampagne einbeziehen – doch die ärztlichen Standesvertreter halten davon offenbar gar nichts. Bei der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) verabschiedeten die Delegierten heute einen Antrag, in dem sie sich gegen das Impfen in den Apotheken aussprechen. Und auch die Gematik bekam ihr Fett weg.

Apotheker:innen impfen zu lassen sei, als würde man eine:n Flugbegleiter:in ein Flugzeug fliegen lassen. Diesen Vergleich zog der Gynäkologe Rolf Englisch aus Westfalen-Lippe heute bei der Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Beraten und verabschiedet wurde ein Antrag, in dem sich die Delegierten klar dagegen aussprechen, Apotheker:innen in die Nationale Impfkampagne einzubeziehen. Dies gefährde die Volksgesundheit, meint die KBV-VV.

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Schon bei der Eröffnung ging die VV-Vorsitzende Petra Reis-Berkowicz auf den Plan ein, in den Apotheken hierzulande gegen COVID-19 impfen zu lassen. Die Politik baue hier potemkinsche Dörfer auf, um vom eigenen Versagen abzulenken, sagte die Allgemeinmedizinerin. Das Impfstoff-Chaos werde dadurch zusätzlich verschärft. „Es bringt nichts, ein ohnehin knappes Gut auf mehr Köpfe zu verteilen.“ Zudem seien die Impflinge für die Apotheker:innen „völlig fremde Menschen“, deren körperlicher und seelischer Zustand ihnen nicht bekannt sei. Und nicht zuletzt fehle es den Pharmazeutinnen und Pharmazeuten an Kompetenz, in Notfallsituationen angemessen zu reagieren.

Der Laborarzt Andreas Bobrowski aus Schleswig-Holstein setzte noch einen drauf: Auch das Testen auf SARS-CoV-2 gehöre ausschließlich in die Praxen. Immerhin falle dies in den Bereich Diagnostik und das sei naturgemäß eine ärztliche Aufgabe. Er berichtete, dass es außerhalb der Praxen ganz besonders häufig zu falsch positiven Testergebnissen käme – auch weil die betreffenden Leistungserbringer bei der Auswahl des Materials nicht ausreichend Wert auf die Qualität legten, sondern einkauften, was gerade verfügbar und günstig sei. Bobrowski warnte davor, beim Impfen Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen. „Wir haben beim Testen gesehen, was passiert, wenn man ärztliche Leistungen in die Hände von Laien legt.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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20 Kommentare

Ein Pfleger möchte mal was sagen..

von Pfleger Phil am 10.12.2021 um 16:00 Uhr

Sie sehen sehen leider nur, was Ärzte falsch machen. Wie oft kommen Patienten in eine Praxis und nehmen freiverkäufliche Mittel, die nicht mit den Nierenwerten, der anstehenden Diagnostik, der Erkrankung, anderen Medikamenten etc. vereinbar sind. Ich glaube, Apotheker leiden darunter, dass sie gesellschaftlich als studierte Verkäufer abgetan werden und hauen dann sehr unreflektiert auf Ärzte drauf, um besser dazustehen. Ein Arzt der 6 Jahre Medizin studiert hat und dann als Kardiologie mehrere Jahre Erfahrung in der Behandlung und Diagnostik von Herzerkrankungen hat, möchte sich doch nicht von einem Apotheker, der mal ein bisschen was über das Herz gelernt hat und die Medikamente kennt und grob weiß, was sie am Herzen machen, irgendwie gleichwertig in der Patientenversorgung dieses Patienten sehen. Jeder der mal in der Patientenversorgung gearbeitet hat, sieht Apotheker nun mal kritisch und als Pfleger bekommt man von Apotheken nun mal sehr, sehr viel schlechtes berichtet. Und als Apotheker kann man das ja gar nicht abschließend beurteilen. Ein Apotheker kennt weder die Erkrankungen des Patienten, noch kennt er seine Blutwerte, seine Untersuchungsbefunde, eventuell anstehende Operationen, er weiß auch nicht, welche Wünsche der Patient geäußert hat, ob eventuell ein palliative Situation vorliegt etc., daher kann die Pflege Apotheker nur bitten das kindliche Reflexionsvermögen abzulegen. Ihr solltet euch mal um eure eigenen Fehler kümmern und überlegen, was ihr euren Kunden für einen Mist andreht, von Nahrungsergänzungsmitteln, Globuli und sonstigen Produkten, für die es keine Evidenz gibt. Wenn ich sehe, dass ein Patient mit Hämochromatose Eisen aus der Apotheke empfohlen bekommt und ein Patient mit Nierensteine seit ein paar Wochen Calcium in hohen Dosen aus der Apotheke konsumiert, ohne dass Blutwerte abgenommen wurden. Ihr seid nun mal Verkäufer!

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AW: Ein Pfleger möchte mal was sagen

von Sabine F. am 12.12.2021 um 12:50 Uhr

Sehr geehrter Herr Phil,

regen Sie doch bitte Ihre Patienten dazu an, bei der Selbstmedikation in der Apotheke Angaben zu machen zu Ihren Vorekrankungen und Ihrer Medikation. Leider geben bei uns mehr als 90 % der Laufkunden mit Arzneimittelwünschen ohne Rezept auch auf mehrfache Anfrage unsererseits an, sie seien ansonsten völlig gesund und nämen nichts regelmäßig ein.

Von den Impfzentren lernen und Impfen

von Andreas Grünebaum am 07.12.2021 um 14:20 Uhr

Man schaue nur auf das Prozedere bei den erfolgreichen Impfzentren, welche in den letzten Monaten ausserordentlich gute Leistungen erbracht haben:

- Ausfüllen eines Formulars bevorzugt in digitaler Form noch vor dem Termin oder vor Ort mit einer Hilfskraft und iPad.
- Patienten ohne Ausschlusskriterien aus dem o.g. digitalen Formular werden unmittelbar nach Unterzeichnung der Einwilligungserklärung weiter zu den Impfkabinen geschickt.
- im Zweifelsfall entscheidet der Apotheker nach entsprechender Schulung, ob ohne Konsultation eines Arztes geimpft werden darf (ggf. Verweis an den Hausarzt)
- Impfung durch paramedizinisches Personal
- Bereitstellung von Erste Hilfe Maßnahmen, wie in jedem Betrieb üblich (Merke: auch in der Arztpraxis wird im Notfall der Notarzt gerufen!)

Ich würde mal sagen, dass wir Apotheker bei entsprechender Vorbereitungszeit dazu in der Lage wären, dass in Apotheken mit geeigneten Räumlichkeiten - auch ausserhalb der Apotheke - zu bewerkstelligen.

Einzelne Impfungen durch den Apotheker selbst im stillen Kämmerlein, wie von der ABDA angedacht, dürften dagegen kaum hilfreich sein.

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Ball Flach halten

von Thomas B am 06.12.2021 um 14:05 Uhr

Die ganze Diskussion ist angesichts knappen Impfstoffs ohnehin hinfällig! Liebe Leute, jetzt haltet mal den Ball flach! Solche Anträge, Äusserungen und Kommentare helfen in der aktuellen Situation niemandem! An die Herren Englisch und Bobrowski: Mässigen Sie sich! Mit Beleidigungen kann man nur eskalieren! Oder ist das Ihre Absicht?
Auch Kommentare wie von Frau Demuth-Eberle oder Max fördern nur die Eskalation dieses Konflikts.
Besinnt euch bitte ALLE VOR dem Reden!

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Ganz falscher Vergleich

von Dr. Gabriele Demuth-Eberle am 06.12.2021 um 10:09 Uhr

Das was der gute Mann beschreibt (Pilot - Flugbegleiter)
entspricht dem Verhältnis Arzt - Sprechstundenhilfe.
Das wird ja sowieso schon immer so praktizert, dass die Helferin impft und der Arzt nichtmal einen Blick auf den Patienten wirft. Soviel zur Patientensicherheit.

Und wenn wir schon beim Pilotenvergleich bleiben wollen:
Arzt - Apotheker = Arzt - Fluglotse

So und jetzt weiter im Blindflug.
Der Herr sollte wohl bei seiner Höhlenforschung bleiben und nicht öffentlich Müll erzählen.

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Ob das jetzt so sinnvoll ist?

von Max am 05.12.2021 um 14:47 Uhr

Ob das jetzt so sinnvoll ist, mitten in der Pandemie welche von Zweifeln am Impfen geprägt ist, die Aufgabe an Apotheken zu delegieren? Das Vertrauen in die Kampagne wird dadurch sicher nicht gestärkt, schlimmstenfalls noch weiter beschädigt.
Und das "gepoltere" über das ihr euch echauffiert - man Stelle sich die Reaktion von Apothekern vor wenn Ärzte sich anschicken würden ihre häufigsten Verschreibungen in Zukunft selbst abzugeben.

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Impfung durch Apotheken

von Schmidt Hilde am 05.12.2021 um 13:17 Uhr

Der Vergleich zwischen Flugbegleiter und Apotheker soll offensichtlich die Einnahmen der Ärzte schützen.
Die Erfahrung jedoch ist, dass Praxishilfen ohne Verantwortung die Aufgabe von Ärzten bei Medikamenten-Verordnung übernehmen; dies besonders zu Medikamenten, zu denen Verträge mit der Pharma-Industrie bestehen.
Der gleiche Ärzteverband behauptet doch, die Praxen seien überfordert.
Unsere Erfahrungen mit Patientenschutz" und Inhalte von Medikamenten waren bisher bei Apothekern weitaus besser als bei pharmagesteuerten Ärzten

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SCHWARZE RHETORIK

von Stephan Mielke am 04.12.2021 um 20:12 Uhr

Wenn dargestellt wird, dass Apothekerinnen und Apotheker nicht auf die Qualität z.B. der Schnelltests oder der ordnungsgemäßen Durchführung achten würden trifft dies zumindest nicht meine Erfahrung. Ich kenne keine Arztpraxis die eingehenden Schnelltest überprüft, z.B. mit einer Positivkontrolle, bei uns ist dies Standard. Bitte sachlich bleiben und schwarze Rhetorik vermeiden.

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Taktik

von Holger am 04.12.2021 um 8:56 Uhr

Lasst sie ruhig laut krakeelen, damit machen sie sich nur selber unglaubwürdig. Unsere Standesführung sollte an dieser Stelle nicht lauthals gegenhalten, sondern auf der politischen Ebene Lösungsvorschläge unterbreiten, die schnell umsetzbar sind und eine sichere Versorgung gewährleisten.

Und wenn das in der 4. und 5. Welle klappt, können wir hinterher mal - gerne dann auch lauthals - einen öffentlichen Vergleich zwischen dem angekündigten Untergang des Abendlandes und der Wirklichkeit ziehen. Aber es müsste jetzt SCHNELL gehen - leider nicht gerade "unsere" Stärke ...

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AW: Taktik

von Roi Plek am 04.12.2021 um 12:44 Uhr

Standesführung, wer soll das sein? Die adrett dauerhalsbeschalte Frau Ostwestfälin lässt trotz ihres Zweitvornamens leider meiner Meinung nach - und damit auch voll die Tradition ihrer Vorgänger pflegend - jegliche Führungsqualitäten vermissen.

Impfen in Apotheken

von Petra F. am 03.12.2021 um 23:03 Uhr

Kann mich nur den Kommentaren
anschließen.
Ausserdem, wenn ich in ein Impfzentrum
zum impfen muss, sind auch die Ärzte und das Personal für mich fremd.
Da ist mir der /die Apotheker/ in aber 10 mal
lieber, weil ich fast immer in die Apotheke
meines Vertrauens gehe.

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Ärzte wettern gegen impfende Apotheker

von Dr. rer. nat. Peter Kaiser am 03.12.2021 um 20:16 Uhr

Mein Kommentar
Ich bin seit 10 Jahren von keinem Arzt mehr, sondern von den MFAs geimpft worden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Ärzte wettern gegen impfende Apotheker

von Roi Plek am 04.12.2021 um 12:47 Uhr

Aber Herr Kaiser, was fällt ihnen ein! Das sind Gesandte einer höheren Macht, unfehlbar und allwissend! Auf dass sie der Schlag treffe, sie Ungläubiger!!!

Ärzte sprechen Apothekern Fachwissen ab

von Ilona Weiß am 03.12.2021 um 18:53 Uhr

Und wo bleibt eine klare Positionierung unserer Standesvertretung…. natürlich wieder nichts
Wir werden permanent von Ärzteseite beschimpft und niemand wehrt sich mit deutlichen Ansagen

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Unglaublich

von Harald Schmidt am 03.12.2021 um 18:45 Uhr

In 29 Ländern impfen Apotheker, und jetzt das in Deutschland. Unerträglich. Beleidigend. Weltfremd.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Unglaublich

von Roi Plek am 04.12.2021 um 12:39 Uhr

Drei Begriffe, die die deutsche Ärzteschaft (mit leider viel zu wenigen Ausnahmen) hinreichend treffend beschreiben.

Dem Herrn sei dank, dass ich mich dank meines Studiums im Allgemeinen weit besser selbst behandeln kann, als es dem Plebiszit mit seiner Abhängigkeit von den hochberittenen Torwächtern der körperlichen Unversehrtheit jemals möglich sein wird.

Dreiklassenmedizin ist Realität!

Absurd...

von Peter T am 03.12.2021 um 15:44 Uhr

Und gerade ein Gynäkologe äußert sich so; der Gipfel des Zynismus - ungeachtet des mangelnden Interesses der Apotheken Impfungen durchzuführen. Mit welcher Berechtigung lassen Ärzte dann ihre Schwestern impfen? Da hätten wir einen echten Vergleich von Piloten und Flugbegleitern. Und ein solcher Ärzteverband lässt Heilpraktiker und Verschwörungsdoktoren wie den jetzt erst ins Visier geratenen Dr. Med. Joachim Bennin aus Dierhagen jahrelang konsequenzlos praktizieren und Patienten gefährden obwohl diese sogar sehr medienwirksam unterwegs sind und in öffentlichen Seminaren Impfstoffe aller Art als Gift deklarieren und parallel Strophantin in Massen verordnen.

Die Herren Ärzte täten sehr gut daran, sich regelmäßig in Pharmakologie und Pharmakokinetik fortzubilden, dann müssten Apotheker seltener vor der Abgabe der verschriebenen Arzneimittel die Reißleine ziehen und in der Praxis anrufen und den völlig verblüfften Arzt über die potentiell tödlichen Wechselwirkungen in seinen Verordnungen hinweisen oder darüber aufklären wieso Form und Zeitpunkt der Einnahme wichtig sind.

Es ist absolut unverständlich was die Apotheker sich in Deutschland von Politik und den Göttern in weiß alles bieten lassen. Sie senken in Demut den Kopf und machen zähneknirschend alles mit. Dabei können gerade durch Dokumentation seitens der Apotheken erhebliche Mängel in der Behandlung von Patienten flächendeckend aufgedeckt werden. Aber an dieser Datenerhebung hat keiner Interesse oder anders gesagt: es fehlt die Lobby.

Arzt und Apotheker sollten Hand in Hand arbeiten. Aber nicht so!

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Absurd

von Gregor Huesmann am 03.12.2021 um 17:51 Uhr

Lieber Herr Kollege,
Sie sprechen mir ja sowas aus der Seele. Ja, leider wollen viele Kolleginnen und Kollegen den gottähnlichen Medizinern nicht auf den Schlips treten und verneigen sich in Demut wohlgefällig vor den Ärzten. Ich finde das zum Kotzen. Wir sind Duckmäuser.
Sie schreiben richtig, dass ja in der Regel die Helferinnen in den Praxen impfen. So ist es. Mich hat noch nie meine Ärztin geimpft. Selbst Herr Wieler vom RKI hat festgestellt, dass er bisher nur von Praxispersonal geimpft worden sei.

Zum Thema Wechselwirkungen bei Verordnungen: Warum evaluieren wir nicht mal die Verordnungen wissenschaftlich auf gefährliche Wechselwirkungen oder unsinnige Verschreibungen hin? Klar, wir verneigen uns in Demut vor den Verschreibenden und vermeiden jegliche Kritik. Ich habe lange für die Kompetenzen für Apothekerinnen und Apotheker gekämpft, allein mit meinen 74 Jahren kann ich nicht mehr viel bewegen, außer mal immer wieder "böse" Leserbriefe zu verfassen. Das Interessante: Sie werden ignoriert! Niemand reagiert mehr darauf. Ist von einem senilen alten Nörgler, wird man denken. Mein Vorteil: Ich habe nichts mehr zu verlieren und kann regelmäßig Salz in Wunden streuen.

AW: Absurd

von Roi Plek am 04.12.2021 um 12:29 Uhr

Genau so ist es. Unfähig zur Introspektion, aber schön die Andern verkloppen, die JEDES. VERDAMMTE. MAL. die Kotsuppe auslöffeln dürfen (mit vermeidbarer Problemlösung verbrachte Arbeitszeit kostet übrigens Geld), wenn ein spärlich mit Enthusiasmus und am Patienten zu verbringender Zeit ausgestatteter "Behandler" mal wieder eine Verordnung verkackt.


Ich habe in meinen kurzen 11 Berufsjahren viel zu oft durch unverblümtes Veto gegenüber Kunden deren Gesundheit und manchmal sogar Leben schützen müssen, als dass ich derartige Fälle noch als Ausreisser sehen kann - in anderem Kontext würde man sagen "It's not failed policy, it IS policy".

Die Fehlbehandlung basierend auf eklatanten Wissenslücken und leider auch auf Desinteresse am Patienten hat in Deutschland System, begünstigt durch künstliche und politisch gewollte Gräben zwischen Ärzten und Apothekern sowie nicht zuletzt durch wirtschaftliche Abhängigkeit von Apotheken gegenüber ortsnahen Arztpraxen ("Wenn der Apotheker ihnen das nicht geben will, gehen sie halt woanders hin!").

Ich habe meiner über alles geliebten Tätigkeit im HV als auch der Offizin überhaupt den Rücken kehren müssen, da meine unbeugsame Treue zum Ideal der bestmöglichen Beratung mit dem deutschen Gesundheitssystem nicht vereinbar sind.

Auch die praktisch besiegelte, damals schon zwei Jahre laufende Übernahme einer sehr gut laufenden Apotheke in Kerpen-Sindorf habe ich hingeschmissen, da mich das Schreckgespenst einer jahrzehntelangen Abhängigkeit vom Hauptverordner nebenan und seiner teils himmelschreienden Inkompetenz und Verbohrtheit nicht mehr ruhig hat schlafen lassen.

Was mir jedoch bleibt ist die Gewissheit, dass im Zweifelsfall der Experte für Arzneimittel immer dem überlegen sein wird, der letztere nur verordnet, aber leider nicht deren Eigenschaften versteht - um die Flugbegleiteranalogie mal aufzugreifen:

Wir sind im Hinblick auf *durchschnittliche* Behandlungsqualität nicht weit davon entfernt, dass konsequent und kostensparend einfach gleich Pharma-Aussendienstler Rezepte ausstellen dürfen sollten - die wären im Bedarfsfall wenigstens noch ein kleines Stückchen respektvoller gegenüber der apothekerlichen Kompetenz!

AW: ...

von Peter am 10.12.2021 um 16:58 Uhr

Das was die meisten hier über Ärzte schreiben, ist durchaus unreflektierter und mehr daneben als der Vergleich mit den Fluglotsen. Es ist nun einmal so, wenn ein Kunde einen anaphylaktischen Schock bekommt, kann der Apotheker keinen venösen Zugang legen und eine wichtige Volumentherapie einleiten. Bis der Arzt eintrifft, sind die Venen dermaßen zusammengeozogen, dass es für den Arzt und die Sanitäter schwer wird, einen venösen Zugang für Volumen und ggf.Medikamente zu legen. Daher sollte mal jeder Apotheker etwas selbstkritischer sein. Für die meisten Apotheker wird es die erste Notfallsituation, wenn sie denn dann eintrifft und wer möchte dann einen Apotheker vor sich stehen haben. Ich finde Zahnärzte gehen viel besser mit der Situation um als Apotheker. Sie möchten den Ärzten nichts wegnehmen, sehen auch mangelnde Erfahrung in der Notfallbehandlung als Problem an und bieten trotzdem Hilfe in Impfzentren an. Einfach Super!

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