Für Schwangere nur Comirnaty

COVID-19-Impfstoff von Moderna – wann welche Dosis und für wen?

Stuttgart - 22.11.2021, 17:50 Uhr

Die Auffrischimpfung soll in der Regel sechs Monate nach der aus zwei Impfstoffdosen bestehenden Grundimmunisierung verabreicht werden. (Foto: IMAGO / Sven Simon)

Die Auffrischimpfung soll in der Regel sechs Monate nach der aus zwei Impfstoffdosen bestehenden Grundimmunisierung verabreicht werden. (Foto: IMAGO / Sven Simon)


Zu Beginn der Impfkampagne gegen die COVID-19-Pandemie wollte jeder, der konnte, einen mRNA-Impfstoff ergattern. Die Vektorimpfstoffe waren aufgrund ihrer Nebenwirkungen und verringerten Wirksamkeit weniger beliebt. Jetzt geht es an die Auffrischimpfungen, und plötzlich wollen alle nur noch den Impfstoff von Biontech/Pfizer, wobei Spikevax von Moderna doch mindestens genauso gut wirkt. Welcher Impfstoff ist nun wann und in welcher Dosis wem zu empfehlen? Und wie viele Impfstoffdosen brauch eigentlich jemand, der mit der Janssen-Vakzine geimpft wurde?

Dass es bei der Bestellung von Corona-Impfstoffen wieder Höchstmengen für den mRNA-Impfstoff von Biontech (Comirnaty) gibt, für Spikevax von Moderna aber nicht, das hat viele Ärzt:innen und Apotheker:innen verärgert. Daraufhin bemühte sich Jens Spahn (CDU) am heutigen Montag, Vorbehalte gegen das Vakzin von Moderna für Booster-Impfungen zu zerstreuen: „Moderna ist ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff“, sagte der CDU-Politiker am Montag in Berlin laut Nachrichtenagentur dpa. Der Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, Professor Klaus Cichutek, sagte laut dpa sogar: „Wir sitzen hier in Deutschland im Schlaraffenland.“ So seien die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer hinsichtlich ihrer hohen Wirksamkeit und extrem seltener Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen gleichwertig. „In dieser Situation halte ich die Diskussion für unangemessen“, so Cichutek über die Debatte über die einzelnen Impfstoffe.

Die Vakzine (Spikevax und Comirnaty) könnten ohne Probleme kombiniert werden, sagte auch der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander. Es sei egal, ob man die Drittimpfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer oder Moderna vornehme. „Sie können das nehmen, was gerade da ist.“

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Dennoch gilt es bei einer Impfung mit Spikevax von Moderna mittlerweile ein paar Besonderheiten zu beachten: Während die STIKO vergangene Woche die Auffrischimpfung für alle ab 18 Jahren mit mRNA-Impfstoff empfahl – auch für Schwangere ab dem zweiten Trimenon – und in der Pressemitteilung nicht zwischen den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna unterschied, heißt es seit vergangenem Donnerstag im FAQ-Bereich der STIKO: „Schwangere sollen unabhängig von ihrem Alter mit Comirnaty und nicht mit Spikevax geimpft werden.“ 

Moderna für Stillende über 30 Jahre möglich

Bezüglich der Impfung von Schwangeren lägen zwar keine vergleichenden Sicherheitsdaten für Comirnaty und Spikevax (Moderna) vor. Dennoch empfiehlt die STIKO Schwangeren eine COVID-19-Impfung mit zwei Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty (Biontech/ Pfizer) im Abstand von drei bis sechs Wochen. Außerdem heißt es: „Wenn die Schwangerschaft nach bereits erfolgter Erstimpfung festgestellt wurde, sollte die Zweitimpfung erst ab dem zweiten Trimenon durchgeführt werden.“ Jedoch ist eine akzidentelle COVID-19-Impfung im ersten Trimenon der Schwangerschaft keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch! 

Gesammelt nachlesen kann man das im „Beschluss der STIKO zur 13. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung“. Dort steht zudem, dass Stillende über 30 Jahren auch mit Spikevax von Moderna geimpft werden können. Eine COVID-19-Impfung sei bei unkompliziertem Verlauf auch im Wochenbett möglich.

Auch enge Kontaktpersonen von Schwangeren sollten sich gemäß Impfempfehlung gegen COVID-19 impfen lassen.

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Schon am 10. November hatte die STIKO empfohlen, grundsätzlich für Schwangere und außerdem Menschen unter 30 Jahren nur noch den Biontech-Impfstoff zu verwenden – „da in dieser Altersgruppe das Risiko des Auftretens einer Myokarditis nach Impfung mit dem mRNA-Impfstoff Spikevax von Moderna höher ist als mit Comirnaty“. Comirnaty soll demnach unter 30 Jahren als zweite Dosis auch dann verimpft werden, wenn bereits eine erste Dosis Spikevax verabreicht wurde.

Moderna-Auffrischimpfung – auch heterolog nur die halbe Dosis 

Spikevax kommt also nur noch für alle (nicht Schwangeren) über 30 Jahren infrage. Doch hier wird es noch einmal kniffelig: „In welcher Dosierung soll die Impfung mit dem Impfstoff Spikevax (Moderna) erfolgen?“ 

Dazu erklärt das RKI in seinem FAQ-Bereich zur Grundimmunisierung:

  • „Im Rahmen der Grundimmunisierung mit Spikevax werden zwei Impfstoffdosen zu je 100 µg (à 0,5 ml) verabreicht.
    • Dies betrifft sowohl immungesunde Personen als auch Menschen mit Immundefizienz (ID).
  • Auch bei Anwendung eines heterologen Impfschemas (Vaxzevria/mRNA-Impfstoff bzw. COVID-19 Vaccine Janssen/mRNA-Impfstoff) sowie bei der einmaligen Impfung Genesener wird Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verimpft.“

Zu den Auffrischimpfungen heißt es:

  • „Zur Auffrischimpfung immungesunder Personen mit Spikevax wird die Hälfte der zur Grundimmunisierung genutzten Menge verabreicht (50 µg à 0,25 ml). 
    • Dabei ist es irrelevant, ob die Grundimmunisierung nach homologem oder heterologem Impfschema erfolgte.
  • Personen mit Immundefizienz erhalten als dritte Impfstoffdosis hingegen stets die identische Dosierung der Grundimmunisierung (100 µg).“

Zur COVID-19-Impfung von Personen mit Immundefizienz heißt es außerdem im „Beschluss der STIKO zur 13. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung“, dass immunsupprimierende oder immunmodulierende Therapien prinzipiell auch bei einer anstehenden Impfstoffgabe weitergeführt werden können. Es sei jedoch zu empfehlen, den Impfzeitpunkt in die Mitte der Verabreichungsintervalle zu legen. Bei geplanter Chemotherapie soll die Impfung mindestens zwei Wochen vor deren Beginn erfolgen.

Tabelle: Wann 50 µg und wann 100 µg Corona-Impfstoff von Moderna? 

Für Personen, die vor oder nach COVID-19-Impfung eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, wird derzeit keine Auffrischimpfung empfohlen. Wer allerdings bereits einmal gegen COVID-19 geimpft wurde und bei dem nach dieser Impfung eine SARS-CoV-2-Infektion durch direkten Erregernachweis gesichert wurde, soll die 2. Impfung in der Regel 6 Monate nach Ende der COVID-19-Symptome bzw. der Diagnose erhalten. Diese Impfung ist dann aber nicht als Auffrischimpfung zu verstehen.

 GrundimmunisierungAuffrischimpfung 
Altersgruppe (Jahre)Impfstofftyp/ImpfschemaImpfabstand (Wochen)1. Dosis2. Dosis3. DosisMindestabstand zur zweiten Dosis (Monate)
≥12mRNA3-6ComirnatyComirnatyComirnatyi.d.R. 6
≥30mRNA4-6Spikevax 100 (µg)Spikevax 100 (µg)Spikevax (50µg)i.d.R. 6
≥60heterologab 4VaxzevriaComirnatyComirnatyi.d.R. 6
≥60heterologab 4VaxzevriaSpikevax 100 (µg)Spikevax (50µg)i.d.R. 6
≥60heterologab 4COVID-19 Vaccine JanssenComirnatyComirnatyi.d.R. 6
≥60heterologab 4COVID-19 Vaccine JanssenSpikevax 100 (µg)Spikevax (50µg)i.d.R. 6
alleImpfung mit einem in der EU nicht zugelassenen Impfstoff. ab 4Empfehlung: erneute Impfserie mit einem in der EU zugelassenen ImpfstoffComirnaty oder Spikevax (50µg)i.d.R. 6
Quelle: Tabelle der 13. Aktualisierung der COVID-19- Impfempfehlung nachempfunden, Veröffentlicht: Epidemiologisches Bulletin 46/2021

Sollte der empfohlene Abstand zwischen der ersten und zweiten Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden, heißt es im Epidemiologischen Bulletin. Sie muss also nicht neu begonnen werden. Die Auffrischimpfung soll ansonsten in der Regel sechs Monate nach der aus zwei Impfstoffdosen bestehenden Grundimmunisierung verabreicht werden. Wer nun also beispielsweise bis jetzt „nur“ einen „Booster“ nach der Impfung mit der Janssen-Vakzine erhalten hat, sollte sich laut Tabelle in sechs Monaten erneut mit einem mRNA-Impfstoff impfen lassen. Nach einmaliger Impfung mit dem Janssen-Impfstoff und einer danach labordiagnostisch gesicherte Infektion empfiehlt die STIKO derzeit keine weitere Impfung mit einem mRNA-Impfstoff.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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