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Direktabrechner versus Rechenzentren
Pro und Contra Direktabrechnung
„Kassen und Apotheken sollen auf Augenhöhe zusammenarbeiten können“
Ein weiteres Argument gegen die Direktabrechnung führt DAZ-Autor Dr. Thomas Müller-Bohn ins in seinem Beitrag in DAZ 28/2021 ins Feld. Er befürchtet, dass seitens der Krankenkassen die Begehrlichkeit entstehen könnte, die Versorgung mit hochpreisigen Arzneimitteln ähnlich wie bei Hilfsmitteln genehmigen zu lassen. Bisher ist dies in der Arzneimittelversorgung schon wegen der Pflicht zur unverzüglichen Belieferung der Rezepte undenkbar. Doch schnelle Kommunikationswege und IT-gestützte Entscheidungsmöglichkeiten könnten die Fantasie anregen und damit zu einer neuen bürokratischen Erschwernis für die Versorgung führen. Neue Technik könne so den Weg zu noch mehr Kontrolle und Einfluss von weiteren Beteiligten eröffnen, so Müller-Bohn.
Direktabrechnung soll vor Zahlungsausfall schützen
Deutlich anders sieht das Frank Böhme, der 2016 das Dresdener Unternehmen Scanacs gegründet hat und nun einer der beiden Geschäftsführer ist. Der Ansatz seines Unternehmens, der ganz auf E-Rezepte ausgerichtet ist, strebe an, dass Kassen und Apotheken künftig auf Augenhöhe zusammenarbeiten können und von den Vorteilen dieser Zusammenarbeit profitieren. Aktuell sei die Arzneimittelversorgung streng in die Seite der Apotheken und die der Krankenkassen unterteilt. Das verbrauche nicht nur Ressourcen, sondern verstelle auch den Blick für innovative Ansätze, so Böhme im DAZ-Interview. Apotheken äußerten immer wieder den Wunsch nach einer technischen Lösung zur direkten Abrechnung mit Krankenkassen. Die Gründe dafür sind laut Böhme
- strategischer Natur,
- Sicherheit vor einem erneuten Zahlungsausfall, weil Apotheken bei der Direktabrechnung mit den Krankenkassen direkt das Geld von diesen erhalten.
- Liquiditätsvorteile und
- Vermeidung von Zwischenfinanzierungen.
Laut Böhme halten damit nur Prozesse Einzug, die in anderen Branchen und selbst in anderen Bereichen des Gesundheitswesens seit Langem Standard sein sollen. Gegenargumente versucht er zu zerstreuen, so ließen sich sowohl das Liquiditätsmanagement als auch die Abwicklung der Herstellerrabatte vollständig digitalisieren. So könnten die Herstellerrabatte bereits heute über die Scanacs-Plattform abgerechnet werden. Für das Liquiditätsmanagement werde es entsprechende Lösungen geben, verspricht er.
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So scheinen es vor allem die Aufgaben zu sein, die über die reine Abrechnung hinausgehen, die die Rechenzentren als ihr Alleinstellungsmerkmal ins Feld führen. So weist auch Softwarehersteller Pharmatechnik, dessen Gründer mit dem DRZ auch ein Rechenzentrum betreibt, neben vielen bereits von Dörr genannten Argumenten auf die Gefahren der Direktabrechnung hin. Zum Beispiel: Wie sind Rezepte bei der Direktabrechnung versichert, wer überwacht die Zahlungseingänge der Krankenkassen und wer kümmert sich um die Herstellerabschläge? Diese und viele weitere Funktionen sichert das Rechenzentrum dem Kunden zu, der bei der Direktabrechnung die Risiken als auch den Mitarbeiteraufwand für die Abrechnung selbst tragen muss. Zumal durch die IT-technische Vollintegration der Abrechnung des DRZ in die Software von Pharmatechnik diese gerade mit dem E-Rezept wie eine Direktabrechnung wirke, so Pharmatechnik. Im Prinzip könne der Apotheker hierdurch jedes Rezept sofort per Knopfdruck abrechnen.
Wettbewerber ADG, der ebenso wie CGM, kein konzerneigenes Rechenzentrum hinter sich hat, wollte sich leider zum Thema nicht äußern.
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