ApoTalk Spezial

„CO₂-Abdruck im Gesundheitswesen größer als im Flugverkehr“

Rosenheim - 18.10.2021, 12:15 Uhr

In der dritten und letzten Folge der ApoTalk Spezial-Reihe zur Bundestagswahl der deutschen Apotheker- und Ärztebank  beleuchten Gesundheitspolitik, welche klimapolitischen Maßnahmen auf der Agenda ihrer Partei stehen und diskutieren mit Akteuren aus der Versorgung über die Wege zum klimafreundlichen Gesundheitswesen.(Foto: Apobank)

In der dritten und letzten Folge der ApoTalk Spezial-Reihe zur Bundestagswahl der deutschen Apotheker- und Ärztebank  beleuchten Gesundheitspolitik, welche klimapolitischen Maßnahmen auf der Agenda ihrer Partei stehen und diskutieren mit Akteuren aus der Versorgung über die Wege zum klimafreundlichen Gesundheitswesen.(Foto: Apobank)


 „Kein Klimaschutz ist langfristig noch teurer“

Jörg Schmid, Arzt und Co-Founder der „Health For Future“-Gruppe Tübingen, konstatierte, dass kein Klimaschutz langfristig noch teurer sei. „Umweltschutz ist teuer“, hielt Ullmann dagegen. Zu sagen, dass Geld nicht das Problem sei, würde leider so nicht stimmen. Der Weg zu Nachhaltigkeit sei seiner Meinung nach schwierig, aber zu schaffen. Dafür müsse man das „big picture“ sehen und es sei nicht genug, wenn einzelne Praxen etwas ändern.

„Es sind ganz viele Schritte, die am Ende kombiniert den großen Effekt machen“, fand dagegen Sven Jansen von Noventi Health SE. Das Unternehmen habe zunächst klein begonnen und beispielsweise Drucker und Toner gewechselt, auf Ökostrom umgestellt, schließlich auf Elektrik- und Hybridautos gesetzt und besitzt nun eigene Bienenstöcke und investiert in die Aufforstung. Es ist seit 2018 klimaneutral und unterstützt durch eine Initiative auch Apotheken darin, klimaneutral zu werden. Dabei gehe es beispielsweise um Dämmung genauso wie um die Organisation bestimmter Prozesse. Großes Verbesserungspotenzial sieht er etwa im Bereich der Arzneimittellogistik.

Gemeinsam mit weiteren Firmen hat Noventi außerdem einen Digital Health Fonds aufgelegt, um Start-Ups in der frühen Entwicklungsphase zu fördern. Denn immer mehr Gründer entwickeln zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz vielversprechende Geschäftsideen. Dafür müsse Politik den Rahmen schaffen und als Lotse agieren. Alleine könne die Politik den Klimawandel jedoch nicht stemmen.

„Digitalisierung kann Lösungen bieten, ist aber kein Allheilmittel“

Als technischer Leiter einer klimaneutralen Klinik in Lichtenfels weiß Markus Semmelroch, dass für Nachhaltigkeit keine Zertifizierung an der Wand hängen, sondern sie in der Praxis gelebt werden muss. Wichtig seien die Lebenszykluskosten, wobei Hygiene die Möglichkeiten stark begrenze. Er machte die Erfahrung, dass zwar LED-Lichter Strom sparen. Die Digitalisierung führe allerdings dazu, dass vermehrt Geräte eingesetzt werden, die wiederum mehr Strom verbrauchen. Digitalisierung könne also Lösungen bieten, sei aber kein Allheilmittel, erinnerte Ullmann. Denn alles agiert miteinander. „Wir brauchen keinen digital boost, sondern einen sustainable boost in unserem Gesundheitssystem“, so Beivers. 

Knapp 300 interessierte folgten der Veranstaltung. Sie war die dritte und letzte Folge der ApoTalk Spezial-Reihe rund um die Bundestagswahl.



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Medial schaut so was nett aus

von ratatosk am 19.10.2021 um 9:18 Uhr

Erstaunlich, daß Politiker, die gigantische CO2 Mengen durch die Förderung des Versandes gerade anstoßen, jetzt oberschullehrerhaft Gemeinplätze als Weisheit verkaufen wollen. Der weit überwiegende Teil der Patienten kommt ja schon von der Arztpraxis, oder kommt beim Weg zur Arbeit oder auf dem sonstigen Einkaufsweg in der Apotheke vorbei . Jetzt werden Hunderte Millionen an Sendungen anstehen - und, da es ja bequem ist, unzählige Botendienstkilometer erzeugt, die bis jetzt völlig unnötig waren. Wer so was initiert hat sicher jedes Recht verloren jetzt vom Energiesparen zu schwadronieren.
Das Einsparen von Energie ist sowieso eine unabdingbare unternehmerische Notwendigkeit, aber die letzten die ich dabei um Rat fragen würde, wären Politiker. Denn man braucht Kenntnisse und keinen Medienrummel.

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