mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna

EMA empfiehlt Dritt- und Booster-Impfungen

Stuttgart - 05.10.2021, 15:15 Uhr

US-Virologe Dr. Anthony Fauci erklärte vor wenigen Wochen: „Aus meiner eigenen Erfahrung als Immunologe würde es mich nicht überraschen, wenn das angemessene vollständige Impfschema aus drei Dosen bestehen würde.“ (Foto: Elisabeth Coelfen / AdobeStock)

US-Virologe Dr. Anthony Fauci erklärte vor wenigen Wochen: „Aus meiner eigenen Erfahrung als Immunologe würde es mich nicht überraschen, wenn das angemessene vollständige Impfschema aus drei Dosen bestehen würde.“ (Foto: Elisabeth Coelfen / AdobeStock)


Immungeschwächte sollten als Grundimmunisierung gegen COVID-19 drei Impfdosen einer mRNA-Vakzine erhalten. Dabei wird die dritte Dosis 28 Tage nach der zweiten verabreicht. Allgemeine Auffrischimpfungen – die nach mindestens sechs Monaten erfolgen – sind mit Comirnaty ab 18 Jahren möglich. Das empfiehlt die EMA. Experten zufolge ist nicht ausgeschlossen, dass die Grundimmunisierung früher oder später standardmäßig drei Impfdosen umfasst.

Die Europäische Arzneimittelagentur hat am 4. Oktober ihre Empfehlung zu Drittimpfungen und Auffrischimpfungen abgegeben. Dabei versteht sie unter Drittimpfung eine zusätzliche Corona-Impfstoffdosis im Rahmen der Grundimmunisierung, eine Auffrischimpfung soll hingegen einem nachlassenden Impfschutz nach abgeschlossener Grundimmunisierung entgegenwirken.

Dritte Dosis für Immundefiziente

So sieht der Humanarzneimitteausschuss der EMA (CHMP) es für sinnvoll an, dass Menschen mit geschwächtem Immunsystem eine dritte Dosis eines mRNA-Impfstoffs (Comirnaty® von Pfizer/Biontech oder Spikevax® von Moderna) erhalten, um die Grundimmunisierung zu komplettieren. Dabei soll die dritte Impfung 28 Tage nach der zweiten Dosis verabreicht werden. Das CHMP begründet seine Empfehlung anhand von Studien, an denen Menschen mit Organtransplantation teilgenommen hatten: Die Daten zeigten, dass eine zusätzliche Impfdosis die Antikörpertiter erhöht. Einschränkend räumt die EMA zwar ein, dass erhöhte Antikörperspiegel „kein direkter Beweis“ für einen COVID-19-Schutz sind. Doch es sei davon auszugehen, dass die zusätzliche Dosis den Schutz zumindest bei einigen Patienten erhöht, begründet das CHMP. Die Hersteller werden die Produktinformationen zu Comirnaty® und Spikevax® jeweils anpassen.

Auffrischimpfung für ab 18-Jährige mit Comirnaty

Zudem hat das CHMP sich auch mit Auffrischimpfungen nach abgeschlossener Grundimmunisierung beschäftigt und betont nochmals explizit, dass diese Auffrischimpfungen bei Immunkompetenten von Drittimpfungen bei Immungeschwächten zu unterscheiden sind. Geht es um reine Auffrischimpfungen, können diese der EMA zufolge mindestens sechs Monate nach der zweiten Dosis bei ab 18-Jährigen „in Betracht gezogen werden“. Dafür hatte das CHMP Daten zu Comirnaty® ausgewertet. Die Vakzine war bei 18- bis 55-Jährigen etwa sechs Monate nach der zweiten Dosis geimpft worden und hatte einen Anstieg der Antikörperspiegel bewirkt. 
Auch in diesem Punkt werden die Produktinformationen zu Comirnaty® nun angepasst.

Wie die einzelnen EU-Länder Dritt- und Auffrischimpfungen sodann in ihrer nationalen Impfstrategie umsetzen, ist Sache der jeweiligen Gesundheitsbehörden. In Deutschland werden bereits seit September Auffrischimpfungen für bestimmte Personen angeboten. Eine separate Zulassung ist für Auffrischimpfungen nicht erforderlich, die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Folge- oder Auffrischimpfung obliegt dem Arzt.

STIKO: Auffrischimpfung nur für Immungeschwächte

Die STIKO empfiehlt seit dem 30. September, veröffentlicht im Epidemiologischen Bulletin 39|2021, Auffrischimpfungen nur für immungeschwächte Menschen. Diese sollen mindestens sechs Monate nach der zweiten Impfdosis mit einer zusätzlichen Dosis eines mRNA-Impfstoffs geimpft werden. Diese Empfehlung gilt „zulassungskonform“ für Comirnaty® und Spikevax® ab dem Alter von zwölf Jahren. Für stark Immungeschwächte – also beispielsweise Menschen mit Organtransplantationen oder B-Zell-depletierender Therapie, wie Ocrelizumab bei MS – raten sie zu einer dritten Impfdosis im Rahmen der Grundimmunisierung und das dann bereits 28 Tage nach der zweiten Impfung. Ob diese dann nach sechs Monaten eine weitere Dosis zur Auffrischung erhalten sollen, müsse im Einzelfall entschieden werden – eine Dreier-Grundimmunisierung schließt damit aber eine zusätzliche Auffrischimpfung nicht grundsätzlich aus.

Kommt die dritte Dosis für alle?

Auch Coronavirus-Experte Professor Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, äußerte sich in der 99. Folge des NDR-Podcasts „Coronavirus-Update“ am 29. September zu Auffrischimpfungen. Er sagte: „Eine Boosterimpfung ist einfach hervorragend – sie führt dazu, dass das Niveau von neutralisierenden Antikörpern beträchtlich steigt, dass der nachweisbare Krankheitsschutz vor schwerer oder überhaupt einer Infektion beträchtlich steigt, und sie führt mit großer Wahrscheinlichkeit auch dazu, dass wir einen viel länger anhaltenden Schutz bekommen.“ Sicher sei er sich jedoch nicht, ob der Übertragungsschutz sehr viel länger als zwei Monate anhalte, was mechanistische Gründe habe, da man in den Muskel injiziere und nicht auf die Schleimhäute, wo der Schutz stattfinden müsse. Eine dritte Impfdosis sei jedoch bei Totimpfstoffen ein verbreitetes Regime: Die lange Belastung nach einer dritten Impfung mit einer Totvakzine „kennen wir bei ganz vielen Impfungen, das ist normal“, erklärte Drosten.

Auch US-Virologe Dr. Anthony Fauci erklärte vor wenigen Wochen: „Aus meiner eigenen Erfahrung als Immunologe würde es mich nicht überraschen, wenn das angemessene vollständige Impfschema aus drei Dosen bestehen würde“, sagte der Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID).



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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