Noweda-Chef Kuck

Ist das E-Rezept der „letzte Schuss“ für die EU-Versender?

Münster - 11.09.2021, 18:25 Uhr

(Foto: Leßmann)

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Dank des E-Rezepts wollen die EU-Versender endlich mal schwarze Zahlen schreiben. Das müssen sie auch, meint Noweda-Chef Michael P. Kuck – es könnte für sie der „letzte Schuss“ sein. Um gegenzuhalten und dafür zu sorgen, dass die elektronischen Verordnungen statt in die Niederlande in die stationären Apotheken in Deutschland fließen, könnten Plattformen ein wichtiges Instrument werden. Doch Kuck warnt: Bei der Partnerwahl sollten Apotheker:innen wachsam sein.

Wer hat Angst vorm E-Rezept? Die Apotheker:innen in Westfalen-Lippe brauchen sich jedenfalls nicht zu sorgen, meint AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff. Inzwischen seien alle Betriebe im Kammerbezirk mit den Komponenten ausgestattet, die im kommenden Jahr für den Zugang zur Telematikinfrastruktur (TI) benötigt werden. „Das Problem ist nicht das E-Rezept“, sagte er am heutigen Samstag bei einer Podiumsdiskussion beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT) in Münster. „Es ist der Ordnungsrahmen drumherum.“

Diesbezüglich sieht Dieckerhoff noch Lücken: Der Gesetzgeber müsse jetzt aktiv werden und alles dafür tun, dass die freie Apothekenwahl auch im Zuge der Einführung elektronischer Verordnungen stets gewahrt bleibe. Denn auf dem digitalen Weg werde es für die Patientinnen und Patienten natürlich einfacher als zuvor, Rezepte an ausländische Arzneimittelversender weiterzuleiten.

„Wir müssen das Thema ernst nehmen“

Der Vorstandsvorsitzende der Apothekergenossenschaft Noweda, Michael P. Kuck, erinnerte daran, dass Zur-Rose-Chef Walter Oberhänsli als Ziel nach Einführung des E-Rezepts einen Marktanteil von 10 Prozent am deutschen Rx-Markt ausgelobt hat. Laut einem Gutachten der Noweda und des Deutschen Apotheker Verlags würde das rund 2.000 Apotheken in ihrer Existenz bedrohen. „Wir müssen das Thema ernst nehmen“, sagte Kuck.

Allerdings wies er auch darauf hin, dass die Versender in der Vergangenheit viel Geld in die Hand genommen hätten, mit dem sie zwar ein großes Wachstum erzielen konnten, aber keine Gewinne. DocMorris und Co. sind nach Einschätzung des Noweda-Chefs darauf angewiesen, mit dem E-Rezept nun endlich mal schwarze Zahlen zu schreiben. „Das E-Rezept ist der letzte Schuss für die Versender“, unterstrich er.

Ein Weg, die E-Rezepte in die Apotheken zu holen, könnten Kuck zufolge Plattformen sein. „Dass sie funktionieren, wissen wir aus anderen Branchen.“ Bei der Auswahl des Partners sollten Apothekeninhaber:innen jedoch wachsam sein: Aus seiner Sicht muss die Hoheit über die Plattform unbedingt in Apothekerhand bleiben. „Schauen Sie genau hin, wer Einfluss hat und ob dieser Einfluss beständig ist.“ Anders als andere Anbieter garantiert die Noweda diesbezüglich Stabilität – denn als Apothekergenossenschaft sei sie praktisch unverkäuflich. Das spricht für eine Anbindung an die Plattform „ihreapotheken.de“, an dem die Noweda über den Zukunftspakt Apotheke beteiligt ist.

Wildwest im Masken-Markt

Zudem ging es bei der Podiumsdiskussion auch um das Thema Preise für Schutzmasken zu Beginn der Pandemie. Kuck: „Wer behauptet, die Apotheken hätten zu hohe Preise für die Masken gefordert, der hat entweder keine Ahnung, was am Markt los war, oder er instrumentalisiert es.“ Tatsächlich habe die Noweda den Lieferanten in Hochzeiten bis zu 13 Euro je Maske bezahlen müssen. „Wenn die Blitzüberweisung nicht schnell genug ausgeführt wurde, ist schon mal so ein LKW wieder vom Hof gefahren.“ Die Genossenschaft habe damals alles gekauft, was es gab, sofern die Qualität sichergestellt gewesen sei. „Wir sind wie auch manche Apotheken auf völlig überteuerter Ware sitzengeblieben.“

Der Präsident der Bundesapothekerkammer, Thomas Benkert, pflichtete Kuck bei: In der Pandemie sei der Preis für Schutzmasken „völlig egal“ gewesen. Auch er als Apothekeninhaber habe nur darüber nachgedacht, wie er die Bevölkerung im Ort versorgen könne. Kuck stellte infrage, ob es richtig sei, solch einem sensiblen Bereich den freien Kräften des Marktes zu überlassen. „Wo ist da die öffentliche Verantwortung?“ Anders als im Pandemieplan aus dem Jahr 2013 vorgesehen, habe es der Bund versäumt, Reserven für den Ernstfall anzulegen. Vor diesem Hintergrund sei es nicht angezeigt, sich jetzt im Nachhinein über die Preise für Masken, die in der Not in großen Mengen beschafft werden mussten, zu beschweren.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Conny

von Conny am 11.09.2021 um 18:30 Uhr

Und dieser Schuss wird viele mitten ins Herz treffen. Es wird eine Bestechungsorgie seitens der Versender geben. Auch wenn es noch keiner glauben wird, der ein oder andere Kollege wird auch an diesem Rad drehen.

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