Hochwasser

Kammern wollen unbürokratisch helfen, Großhändler größtenteils verschont

Stuttgart - 16.07.2021, 16:45 Uhr

In der Eifel haben heftige Regenfälle und Dauerregen für Überschwemmungen und Überflutungen gesorgt. Auch Apotheken sind betroffen. (c / Foto: IMAGO / Future Image)

In der Eifel haben heftige Regenfälle und Dauerregen für Überschwemmungen und Überflutungen gesorgt. Auch Apotheken sind betroffen. (c / Foto: IMAGO / Future Image)


Nach dem aktuellen Stand sind vor allem die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen vom Hochwasser betroffen. Auch Apotheken müssen temporär schließen. Die jeweiligen Kammern wollen unbürokratisch helfen. Was die Großhändler betrifft, scheinen zumindest Sanacorp, Noweda, Gehe und Phoenix verschont geblieben zu sein. 

Acht Apotheken vor allen aus dem Raum Hagen hätten sich am gestrigen Donnerstag bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe gemeldet und um eine Befreiung von der Dienstbereitschaft gebeten, erklärt ein Sprecher der Kammer gegenüber der DAZ. Die habe man natürlich direkt erteilt und parallel auch die Gesundheitsbehörden informiert. Der aktuelle Stand sei, dass es insbesondere um temporäre Gründe geht, also zum Beispiel: Wasser in den Keller gelaufen, in dem die Apotheken-EDV steht oder Apotheke sichern, damit der Kommissionierer nicht „absäuft“. Aber so dramatische Fälle, wie sie zum Teil die Fernsehbilder aus der Eifel in Rheinland-Pfalz vor Augen führen, seien nicht dabei gewesen, heißt es aus Münster. „Wir sehen zu, dass wir weiter unbürokratisch unterstützen, falls erforderlich (Umverteilung Notdienste etc.). Noch ist kein darüber hinaus gehender Unterstützungsbedarf zu sehen, das kann sich aber womöglich noch ändern“, so der Kammersprecher.

Mehr zum Thema

Auch in Nordrhein, dem zweiten Kammerbezirk in Nordrhein-Westfalen, das mit Rheinland-Pfalz am stärksten vom Hochwasser gebeutelt ist, will die Kammer alles dafür tun, praktische und unbürokratische Lösungen zu finden, vor allen was die Fragen der Öffnungen der Apotheken und der Notdienstbereitschaft betrifft. Hier sei es selbstverständlich, dass der Situation angepasste Lösungen gefunden werden, so die Kammer. „Der Schutz von Leben und die Wiederherstellung der Arzneimittelversorgung haben Priorität. Alles andere kann später abgewickelt werden“, ist aus dem Präsidium zu erfahren. Man habe volles Verständnis, wenn die grundsätzlich erforderlichen Informationen über Schließungen an die Kammer nicht unmittelbar erfolgten, zeitnahe Rückmeldungen seien aber für das Lagebild und zur Aufrechterhaltung der Arzneimittelversorgung hilfreich und notwendig. Notwendige Schließungen werde man natürlich unbürokratisch genehmigen. Auch zeitnahe Informationen zur Nichtdurchführbarkeit von Notdiensten seien wichtig. Der Kammer lägen aus den Katastrophenregionen dazu bereits einige Dutzend Rückmeldungen vor. Hier seien bereits praktikable Lösungen gefunden, auch abseits der sonst üblichen Verfahrenswege.

Ein offenes Ohr für die Betroffenen

In Rheinland-Pfalz haben sich nach Aussage der dortigen Kammer bis zum heutigen Mittag zwölf Apotheken gemeldet und erklärt, dass sie aktuell ihren Betrieb aufgrund von Hochwasserschäden schließen müssen. Wobei nicht in jedem Fall Informationen über das Ausmaß des Schadens vorliegen, erklärt ein Sprecher gegenüber der DAZ. So habe man von einer Kollegin gehört, dass sie bereits kommende Woche wieder dienstbereit sei, andere werden wohl den ganzen August nicht mehr öffnen können. Auch hier bemüht sich die Kammer um unbürokratische Hilfe – und um ein offenes Ohr für die Betroffenen. Man regle die Notdienste mit dem Landesamt. Außerdem habe sich spontan ein Kollege gemeldet und einen Notdienst am Wochenende übernommen, überhaupt sei die Hilfsbereitschaft unter den Kollegen groß, so der Kammersprecher. Des Weiteren sei man natürlich dabei, die Versorgung der Bevölkerung zu organisieren. Arztpraxen und Kliniken seien schließlich auch betroffen. Die Menschen mussten ihre Häuser so schnell verlassen, dass sie die Dauermedikation oft nicht mitnehmen konnten. Die stehen jetzt in den Apotheken. Es werde noch heute eine Krisensitzung im Ministerium geben, so der Kammersprecher.

Wie ist die Lage beim Großhandel

Was die Großhändler betrifft, scheinen zumindest Sanacorp, Noweda,Gehe und Phoenix verschont geblieben zu sein. So berichtet ein Noweda-Sprecher gegenüber der DAZ: „Unsere Niederlassungen sind vom Starkregen verschont geblieben, allerdings können die Folgen des Unwetters regional Auswirkungen auf die Touren in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben.“ 

Von der Sanacorp heißt es: „Unsere Niederlassungen sind alle intakt und arbeiten störungsfrei. Touren in die stark betroffenen Ortschaften sind aktuell nur schwer oder gar nicht möglich. Auch kommt es aufgrund der vielen Straßensperrungen teilweise zu längeren Lieferzeiten in der Region. Wir tun aber alles menschenmögliche, um die Arzneimittelversorgung in den Gebieten aufrecht zu halten. Wir versuchen auch mit allen Kunden Kontakt aufzunehmen, um unsere Hilfe anzubieten (Manpower, Einlagerung Waren, …).“

Gehe: Task Force steht Apotheken zur Seite

Phoenix teilt auf Nachfrage mit, dass die Niederlassungen in Deutschland durch die gegenwärtige Hochwassersituation in ihrem Betriebsablauf nicht betroffen seien. Aufgrund gesperrter Straßen habe man allerdings Kunden vereinzelt nicht beliefern können, ebenso wie direkt durch die Auswirkungen des Hochwassers betroffene Apotheken. 

Auch Gehe hat offensichtlich Glück gehabt. Eine Sprecherin erklärt: „Unsere Häuser sind glücklicherweise nicht wesentlich vom Hochwasser betroffen. Mit unseren Kunden sind wir in Kontakt und versuchen derzeit alle betroffenen Apotheken zu erreichen, um ein vollumfängliches Schadensbild zu erhalten und unterstützende Maßnahmen abzuleiten. Wir fühlen mit allen, die vom Hochwasser betroffen sind. Auch haben wir eine Taskforce eingerichtet, um den leidtragenden Apotheken zur Seite zu stehen. Die Situation ist vielfältig: Einige Liefergebiete in der Eifel, im Bergischen Land, in Teilen des Sauerlands, Rheinlands oder NRW sind zum Teil schwierig oder gar nicht anzufahren. Außerdem erschweren Autobahnsperrungen die Auslieferung und Verkehrslage. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr bemüht, Ausweichstrecken zu finden und zu nutzen, leider ist das aber nicht immer möglich. Leider hat die Hochwasser-Katastrophe auch Kolleg:innen und deren Familien betroffen. Wir wünschen allen Betroffenen und Helfern von ganzem Herzen Kraft und Energie.“



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Hochwasserhilfe für KollegInnen

von Dr.Hans R. Diefenbach am 16.07.2021 um 21:00 Uhr

...sollte aus dem Kreis der KollegInnen jemand Hilfe zum Aufräumen,Neusortieren oder was auch immer benötigen, so stehe ich für ein paar Tage
ab Donnerstag/ Freitag ff. gerne zur Verfügung!!Einfach eine mail senden:memeharu@t-online.de

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.