CVnCoV von Curevac schützt Jüngere

Schweres COVID-19 zu 77 Prozent verhindert

Stuttgart - 01.07.2021, 17:50 Uhr

Wie geht es weiter mit dem Corona-Impfstoff von Curevac? (Foto: IMAGO / Future Image)

Wie geht es weiter mit dem Corona-Impfstoff von Curevac? (Foto: IMAGO / Future Image)


Die Wirksamkeit von CVnCoV – dem Curevac-Impfstoffkandidaten – liegt final bei 48 Prozent. Bei jüngeren Menschen verhinderte die mRNA-Vakzine moderate bis schwere Verläufe zu 77 Prozent, bei älteren Personen konnte die Wirksamkeit nicht bestimmt werden. Wie geht es nun weiter mit CVnCoV? Will Curevac die Zulassung weiter vorantreiben?

Auch nach finaler Analyse der Phase 2b/3-Daten wirkt der Curevac-Impfstoffkandidat CVnCoV nur marginal besser als vorläufige Ergebnisse vermuten ließen: Die Impfwirksamkeit gegen COVID-19 jeglicher Schwere und vor allen 15 in der Studie identifizierten Varianten liegt nun bei 48 statt 47 Prozent. An der Studie nahmen etwa 40.000 Proband:innen teil, insgesamt kam es zu 228 COVID-19-Fällen – 83 in der Impfstoffgruppe und 145 in der Placebogruppe. Curevac betont, dass nicht jeder Fall mit Atemwegssymptomen einherging.

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Laut Curevac war CVnCoV bei Jüngeren im Alter von 18 bis 60 Jahren statistisch signifikant wirksam: In dieser Altersgruppe schützte der mRNA-Impfstoff zu 53 Prozent vor COVID-19 jeglicher Schwere und vor allen Varianten. Hier ließen sich in der Impfstoffgruppe 36 COVID-19-Fälle nachweisen, in der Placebogruppe waren es 71 Fälle. Vor moderaten bis schweren COVID-19-Verläufen bot CVnCoV zu 77 Prozent Schutz (9 COVID-19-Fälle unter CVnCoV, 36 unter Placebo). Zudem habe der Impfstoff bei Jüngeren „vollständig“ vor Krankenhausaufenthalten oder Tod geschützt, kein Teilnehmer musste folglich hospitalisiert werden oder verstarb. In der Placebogruppe gab es hingegen sechs Fälle.

Wirksamkeitsbestimmung bei Älteren nicht möglich

Wie sieht es mit dem COVID-19-Schutz bei älteren Menschen aus? Bei über 60-Jährigen war eine Wirksamkeitsbestimmung Curevac zufolge nicht möglich: „Bei Teilnehmern über 60 Jahre, die 9 Prozent der untersuchten Fälle darstellen, ermöglichten die vorhandenen Daten keine statistisch eindeutige Bestimmung der Wirksamkeit“. Und„Wir sehen keinen klaren Trend zur Wirksamkeit bei Älteren“, erklärte auch Ulrike Gnadt-Vogt, Intermin Chief Development Officer von Curevac, bei der heutigen Pressekonferenz von Curevac. Zur Sicherheit des Impfstoffs äußert sich Curevac wie folgt: „Die Daten bestätigen ein gutes Sicherheitsprofil für CVnCoV in allen Altersgruppen.“ 

Welche Rolle spielen die Varianten?

Curevac hat von insgesamt 228 COVID-19-Fällen 204 sequenziert, um zu bestimmen, welche Virusvarianten für die Infektionen verantwortlich zeichnen: In etwa 86 Prozent der Fälle lagen „Variants of Concern“ und „Variants of Interest“ vor. Dabei machten die besorgniserregenden Varianten 51 Prozent der sequenzierten Fälle aus, Varianten von besonderem Interesse 35 Prozent, darunter auch die Lambda-Variante aus Peru (21 Prozent) und die erstmals in Kolumbien identifizierte Variante B.1.621 (14 Prozent). Weniger als 3 Prozent der Fälle wurden durch ursprüngliches SARS-CoV-2 verursacht. 11 Prozent entfielen auf „weniger erforschte Virusstämme“, so Curevac.

Wie geht es mit der Zulassung weiter?

Curevac will die Studie fortsetzen, um die Nachbeobachtung der Studienteilnehmer:innen abzuschließen. Auch ist eine Zulassung nicht vom Tisch: Die verfügbaren Daten seien der EMA zur Verfügung gestellt worden, und Curevac befinde sich im „laufendem Austausch mit der EMA für die Fortsetzung des Zulassungsverfahrens“, erklärt das Tübinger Unternehmen. Trotz der hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Wirksamkeiten ist Franz-Werner Haas, CEO von Curevac, überzeugt, dass CVnCoV einen Beitrag in der Pandemiebewältigung leisten kann: „In dieser finalen Analyse hat sich gezeigt, dass CVnCoV einen wertvollen Beitrag für die öffentliche Gesundheit leisten kann, wenn Studienteilnehmer zwischen 18 und 60 Jahren vollständig vor einem Krankenhausaufenthalt oder Tod sowie mit einer Wirksamkeit von 77 Prozent vor einem moderaten und schweren Krankheitsverlauf geschützt werden. Wir glauben, dass dieses Wirksamkeitsprofil einen wichtigen Beitrag darstellt, um die COVID-19-Pandemie zu bewältigen und mit der dynamischen Verbreitung der Virusvarianten umzugehen“, erklärt Haas.

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Indes läuft auch die Forschung an einem Zweit-Generationen-Impfstoff, CV2CoV, in Zusammenarbeit mit GSK. Hier setzt Curevac weiterhin auf nicht-chemisch modifizierte mRNA als „Backbone“. Einer Präsentation von Curevac zufolge hat sich im Vergleich zum ersten Impfstoff unter anderem der Poly-A-Schwanz geändert, was einen höhere Proteinexpression und ausbalanciertere Immunantwort fördern soll. CV2CoV will Curevac noch im dritten Quartal 2021 in die klinische Phase starten, eine Zulassung strebt das Unternehmen 2022 an.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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