Universität Ulm

Hitzeschock-Proteine im AstraZeneca-Impfstoff gefunden

Stuttgart - 26.05.2021, 15:15 Uhr

Sind Proteine für die Nebenwirkungen des AstraZeneca-Impfstoffs verantwortlich? (s / Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Sind Proteine für die Nebenwirkungen des AstraZeneca-Impfstoffs verantwortlich? (s / Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Wieder Schlagzeilen für den Corona-Impfstoff von AstraZeneca: Wie die Universität Ulm auf ihrer Webseite mitteilt, haben Forscher:innen darin Verunreinigungen nachgewiesen. Konkret geht es um menschliche und virale Eiweiße – darunter insbesondere sogenannte Hitzeschock-Proteine. Ob diese Verunreinigungen die Wirksamkeit des Impfstoffs beeinflussen oder mit Impfreaktionen zusammenhängen, kann die Studie, die zunächst auf einem Preprint-Server erschienen ist, nicht beantworten. Den Forscher:innen zufolge ist aber eine Optimierung der Herstellungs- und Qualitätssicherungsprozesse sinnvoll.

Kurze Zeit nach der Immunisierung mit dem Vektorimpfstoff „Vaxzevria“ (ChAdOx1 nCoV-19) treten bei Impflingen relativ häufig grippeähnliche Symptome als Impfreaktion auf; in sehr seltenen Fällen entwickelten vor allem jüngere Frauen bis zu 16 Tage nach der Impfung lebensbedrohliche Sinusvenenthrombosen. Der Mechanismus ist noch nicht vollständig aufgeklärt.

Vor diesem Hintergrund haben Forschende um Professor Stefan Kochanek, Leiter der Abteilung Gentherapie der Ulmer Universitätsmedizin, drei Chargen des AstraZeneca-Impfstoffs mit biochemischen Methoden und Proteomanalysen untersucht. Die Ergebnisse wurden nun im Preprint veröffentlicht. Die Studie durchläuft derzeit ein Review-Verfahren bei einem anerkannten Fachjournal. Die Universität informiert darüber auf ihrer Webseite.

Neben Proteinen des adenoviralen Vakzins selbst fanden sie beträchtliche Mengen menschlicher Proteine und auch regulatorischer viraler Proteine, die nicht Teil des Impfstoffs sind. Um diese Verunreinigungen aufzuspüren, haben die Studienautorinnen und -autoren unter anderem mit Proteingelen und Silberfärbungen gearbeitet: Konkret verglichen sie die Färbemuster der AstraZeneca-Proben mit denen eines laboreigenen Vergleichsvektors (HAdV-C5-EGFP), der mittels Ultrazentrifugation aufgereinigt worden war. „Das Bandenmuster im Proteingel hat sich in den beiden Proben deutlich unterschieden: Im Vergleich zu dem eigenen Adenovirus-Vektor wiesen die AstraZeneca-Proben deutlich mehr Proteinbanden auf, die nicht durch den adenoviralen Impfstoff erklärbar waren“, erläutert Professor Kochanek. Daraufhin wurde zunächst der Proteingehalt der Vaxzevria-Impfstoffchargen bestimmt – mit eindeutigem Ergebnis. Der Proteingehalt pro Impfdosis lag deutlich über den theoretisch zu erwartenden 12,5 µg – und in einer genauer untersuchten Charge betrug er sogar 32 µg.



jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Zwei Preprint-Publikationen zu Vaxzevria warten mit neuen Hypothesen auf

Rätsel um Vektorimpfstoff-Komplikationen

Das Wirkprinzip, der Herstellungsprozess und das Problem mit den Fremdproteinen

Herausforderung Vektorimpfstoffe

Neue Vaxzevria-Preprint-Publikationen verunsichern unnötig – Ein Gastkommentar

Fluch und Segen

Prof. Dr. Rolf Marschalek erläuterte seine Hypothese zu thromboembolischen Nebenwirkungen

Spleißfehler ein Sicherheitsproblem bei Vektorimpfstoffen?

Für welche Altersgruppen sind die Corona-Impfstoffe von Johnson & Johnson und AstraZeneca?

Tauziehen zwischen STIKO und Gesundheitsministerkonferenz

STIKO-Empfehlung zur AstraZeneca-Impfung

Wirklich evidenzbasiert?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.